Wenn sich der Krieg Russlands gegen die Ukraine, fortschreitender Klimawandel und wachsende geopolitische Spannungen überlagern, vertieft sich die Sorgenfalte auf der Stirn von Investoren. In Deutschland nahm die Geldentwertung seit Anfang 2022 erheblich zu. Die im laufenden Jahr zwar leicht rückläufige Tendenz ist dabei stark basisbedingt, da sich Inflation durch einen Vergleich mit dem jeweiligen Vorjahresmonat berechnet – und somit die Werte für 2023 den bereits im Vorjahr deutlich gestiegenen Preisen gegenübergestellt werden. Für Anleger stellt sich damit die Frage, wie sie Anlagen sinnvoll gegen Preissteigerungen absichern können.
Infrastrukturprojekte sind langfristig ausgerichtet und versprechen planbare Erträge – daher gelten sie als Möglichkeit zum Inflationsschutz. Investierbare Assets bietet im Bereich der wirtschaftlichen Infrastruktur unter anderem der Energiesektor. Neben stabilen Renditen für Anleger leisten diese Projekte auch einen substanziellen Beitrag zur Energieunabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und Atomkraft sowie zur Energiewende und Klimaschutz.
Infrastrukturanlagen als Teil eines ausgewogenen Portfolios
Wer sich mit Portfoliomanagement beschäftigt, lernt sehr früh: Diversifizierung ist essenziell. Alles auf eine Karte zu setzen, ist unnötig riskant. Deswegen gehören neben klassischen Anlageprodukten wie Aktien und Renten auch langfristiger gebundene, illiquidere Investitionen in ein ausgewogenes Portfolio. Diese werden während turbulenter Jahre möglichst nicht angefasst und bestehen auch durch Krisenzeiten. Zu solchen langfristig gebundenen Investitionen zählen Infrastrukturanlagen. Sie weisen darüber hinaus eine geringe Korrelation zu klassischen Investments auf.
Auch wenn Anleger bereit sein müssen, auf einen Teil ihrer Liquidität zu verzichten, zeichnen sich die Investments durch stabile Erträge und hohe sowie planbare jährliche Ausschüttungen aus. Das macht sie interessant für Institutionen wie Pensionskassen, die regelmäßige Zahlungen an die Pensionäre leisten müssen. Die Bandbreite an investierbaren Projekten ist groß und heterogen, und kann auch nachhaltig „Grün“ ausgerichtet sein.

Infrastrukturinvestments in Erneuerbare Energien schützen besonders effektiv vor Inflation
Investitionen in Infrastrukturprojekte bedeuten jedoch nicht automatisch eine Inflationsabsicherung. Damit sie als Schutz funktionieren, müssen Projektbetreiber die inflationsbedingt steigenden Kosten an ihre Kunden weitergeben können. Das ist beispielsweise der Fall, wenn für ein Produkt hohe Markteintrittsbarrieren herrschen beziehungsweise ein Unternehmen eine monopolartige Stellung innehat. Die dominante Marktposition erlaubt es, die steigenden Kosten ohne Druck von Wettbewerbern an die Kunden weiterzureichen. Alternativ können vertragliche Regelungen festlegen, dass höhere Kosten an Konsumenten weitergegeben werden dürfen. Das ist zum Beispiel bei Kopplungen von Preisen an den Konsumentenpreisindex der Fall.
Besonders als Inflationsschutz geeignet sind Anlagen im Energiesektor. Ein Grund dafür ist der Anstieg der Energiepreise, der langfristig deutlich über dem Konsumentenpreisindex liegt. Der Strompreis ist ein zentrales Element der Preissteigerungen, die das produzierende Gewerbe als auch die Endverbraucher gleichermaßen stark treffen. Über Investments in Energieinfrastruktur können sich Anleger daher absichern.

Ein Blick auf die Entwicklung der Strompreise in Deutschland, die sowohl für Haushalte als auch die Industrie insbesondere im vergangenen Jahr massiv in die Höhe geschnellt sind, unterstreicht dieses Argument ebenfalls.


Bei steigenden Strompreisen bieten insbesondere Investitionen in Erneuerbare Energien eine wirksame Inflationsabsicherung. Zudem werden durch die jüngsten technologischen Weiterentwicklungen die wirtschaftlichen Aspekte der Investitionen interessanter und risikoärmer. Die für den Betrieb der Anlagen benötigten natürlichen Ressourcen wie Wind und Sonne sind kostenlos verfügbar und daher nicht der allgemeinen Preisentwicklung unterworfen. Sollten Wind und Sonne nicht stabil verfügbar sein, bietet Wasserkraft eine Alternative, um die Grundlaststrom zu sichern.
Strukturelle Ertragsvorteile für Erneuerbare Energien
In Europa wird der Strompreis nach dem Merit-Order Modell bestimmt. Dabei setzt der Produzent, dessen Grenzkosten am höchsten sind, den allgemeinen Marktpreis – aktuell sind dies die Betreiber traditioneller fossiler Kraftwerke. Die Folge: Unternehmen aus dem Bereich Erneuerbarer Energien sind nicht von deutlich steigenden Kosten beim Einkauf betroffen, aber sie können ihren Strom zum gestiegenen Marktpreis verkaufen.
Für Anleger bietet dies die Möglichkeit, sich gegenüber steigenden Preisen zu wappnen, die die Möglichkeiten inflationsindexierter Anlageprodukte übersteigen. Und dies stellt keinen einmaligen Effekt dar. Im Gegenteil: Die Zertifikate aus dem europäischen Emissionshandel erhöhen zunehmend die Grenzkosten konventioneller Kraftwerke. Somit werden sich weitere Steigerungen des Strompreisniveaus durch die Kostenseite ergeben und Erneuerbare Energien profitieren von höheren Erlösen, während für sie nicht automatisch zusätzliche Kosten entstehen. Damit ist diese Art der Stromproduktion auch ohne die früher üblichen Subventionen über Einspeisevergütungen die wettbewerbsfähigste Lösung.
Bei den Investitionsüberlegungen spielt allerdings auch die Entwicklung des Zinsgefüges eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Derzeit heben Zentralbanken die Leitzinsen an, und steigende Zinsen erhöhen die Kosten für Investoren. Wenn diese in einer Phase anziehender Zinsen Fälligkeiten auf Verbindlichkeiten bedienen müssen, bedeutet das häufig steigende Kosten im Rahmen der Anschlussfinanzierung. Es ist daher wichtig, Assets möglichst langfristig und zu festen oder abgesicherten Zinssätzen zu finanzieren. Ansonsten drohen Investoren auf der Kapitalkostenseite das zu verlieren, was sie aus ihren indexierten Verträgen an zusätzlichem Ertrag einnehmen können. Die langfristige Finanzierung ist also ebenfalls ein wichtiger Faktor für Anleger, die sich mit Infrastrukturinvestments gegen Inflation absichern möchten. Die höheren Finanzierungskosten aus dem in 2022/2023 zu beobachtenden Zinsanstieg würden bei wieder sinkendem Zinsniveau allerdings zu Rückenwind für Anleger führen.

Stromabnahmeverträge bieten zusätzliche Absicherung
Private Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPAs) sind innerhalb der Energiewirtschaft weit verbreitet. Bei diesen oft langfristig geltenden Vereinbarungen verständigen sich Energieproduzent und -abnehmer auf einen fixierten Preis für den erzeugten Strom. Es gibt verschiedene Modelle, die zum Beispiel eine feste Menge Grundlaststrom oder variable Mengen umfassen und an das jeweilige Produktionsprofil angepasst werden können. Die Stromabnahmeverträge bieten für die Produzenten Einnahme- und für die Kunden Versorgungssicherheit sowie Schutz vor schwankenden Preisen. Für die PPA-Verhandlungen bilden Future-Preise, also die Prognose der künftigen Preisentwicklung, die Grundlage und ermöglichen die Realisierung höherer Preise durch inflationäre Effekte.
PPAs sind während ihrer Laufzeit in der Regel nicht indexiert und profitieren somit nicht unmittelbar von steigender Strompreisinflation. Nach Ende der Vertragslaufzeit können jedoch in Folgeverhandlungen Anpassungen an ein geändertes Strompreisniveau erfolgen, daher ergeben sich auch aus Bewertungssicht keine signifikant negativen Auswirkungen. Hinzu kommt: Für Stromproduzenten ist es möglich, nur einen Teil ihrer Produktionsmenge über PPAs preislich zu fixieren, die restliche Produktion jedoch zu variablen Tagespreisen abzusetzen. Somit können Energieproduzenten selbst während laufender Stromabnahmeverträge von steigenden Energiepreisen profitieren.
Investitionen in Erneuerbare Energien sind essenziell für die Energiewende
Investitionen in Infrastrukturprojekte im Bereich der Erneuerbaren Energien liefern neben stabilen Erträgen und Inflationsschutz auch einen Beitrag zur Energiewende. Im Kampf gegen den Klimawandel hat sich die EU ambitionierte Ziele gesetzt, mit denen Europa bis 2050 klimaneutral werden soll. Dies erfordert immense Investitionen.
Noch gibt es beim Ausbau der Erneuerbaren Energien ein großes Gefälle innerhalb der EU-Staaten. Mit einem Anteil der Erneuerbaren Energien am Strommix von 48,3 Prozent lag Deutschland 2022 im Mittelfeld. Um die Klimaziele zu erreichen, plant die Bundesregierung mit dem Bau von durchschnittlich vier bis fünf Windrädern pro Tag. Neben Wind- und Solarparks spielt beim Gelingen der Energiewende auch die Strominfrastruktur eine zentrale Rolle, in deren Assets Anleger ebenfalls investieren können. Vor diesem Hintergrund werden zunehmend die Klimaziele, insbesondere der Green Deal innerhalb der EU, unabhängig von der Inflation – aber mit der gleichen Wirkungsrichtung – das Ertragspotenzial Erneuerbarer Energien zusätzlich erhöhen.
Leider sind die Investmentmöglichkeiten für vermögende Privatkunden selbst im Private Banking bislang noch sehr limitiert. Mit der Einführung des Infrastruktur-Sondervermögens in Deutschland und dem bereits etablierten und jüngst verbesserten European Long Term Investment Fund (ELTIF) werden jedoch in nächster Zeit neue Fondsstrategien verfügbar sein, um diese Anlageklasse einfacher investierbar zu machen.
Über den Autor
Christian Humlach, Leiter Wholesale Client Advisory im Dach-Raum bei Aquila Capital. Er ist somit für die Entwicklung des Wholesale-Geschäfts in Deutschland und Österreich mitverantwortlich. Er betreut sowohl Anleger als auch Vertriebspartner wie Banken, Dachfonds, Vermögensverwalter und Finanzberater. Humlach verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Kundenberatung und im Produktmanagement von Kapitalanlagen. Seit dem Jahr 2000 ist er im B2B-Vertrieb von Investmentfonds tätig. Nach mehreren Jahren in der Anlageberatung war er unter anderem in der Geschäftsentwicklung im Asset Management von UBS, Principal Global und Legg Mason aktiv, bevor er 2017 zu Aquila Capital kam.
Über Aquila Capital
Aquila Capital ist Teil der Aquila Group, einer Investmentgesellschaft mit Fokus auf Entwicklung und Management von Sachwertanlagen, um durch Investitionen in Erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastrukturprojekte zur globalen Energiewende und Dekarbonisierung der Weltwirtschaft beizutragen und gleichzeitig den Aus- und Aufbau von Infrastruktur zu stärken. Verfolgt wird der Ansatz, reale Sachwertanlagen frühzeitig zu initiieren und zu entwickeln. Verwaltet werden 14,7 Milliarden Euro für Investoren weltweit.
Nachhaltigkeit ist von Beginn an Teil des Wertesystems und ein integraler Bestandteil der Anlagestrategien, Prozesse und der Vermögensverwaltung. Aquila Group ist seit 2006 klimaneutral und strebt stetig nach der Verbesserung des eigenen CO2-Fußabdrucks.