Invesco-Studie Hohe Inflation treibt Staatsfonds und Zentralbanken in Privatmärkte

Ein Markt in der chinesischen Millionenstadt Guiyang

Ein Markt in der chinesischen Millionenstadt Guiyang: Das Investmentumfeld in China sehen institutionelle Investoren laut Invesco-Studie als schwieriger als im vergangenen Jahr an. Foto: imago images/Xinhua

Der starke Anstieg der Inflation lässt staatliche Investoren ihre Vermögensaufteilung auf den Prüfstand stellen. Von der Neuausrichtung ihrer Portfolios profitieren vor allem private Märkte, zeigt die neueste Invesco Global Sovereign Asset Management Study. Die jährliche Studie gibt einen Überblick über die Einschätzungen von 139 Vertreter von institutionellen Investoren, darunter 81 Staatsfonds und 58 Zentralbanken, die zusammen ein Vermögen von 23 Billionen US-Dollar verwalten.

Anteil außerbörslicher Anlagen in Staatsfonds-Portfolios hoch wie nie zuvor

Nach einer langen Phase niedriger Zinsen und Inflationsraten haben sich die staatlichen Investoren gezwungen gesehen, ihre makroökonomischen Annahmen zu überdenken und ihre Investitionen entsprechend anzupassen. Die Mehrheit der befragten Investoren (59 Prozent) hat ihre Portfolios in Erwartung weiterer Zinserhöhungen neu ausgerichtet. Angesichts der heftigen Kurskorrekturen an den Aktienmärkten und der fehlenden Kapitalschutzfunktion von Anleihen standen die Staatsinvestoren dabei vor schwierigen Entscheidungen.

Die Anleihenallokationen der Staatsfonds sind seit mehreren Jahren rückläufig. Anders als zuvor fließen die freien Mittel jedoch nicht mehr in Aktien, so die Invesco-Studie. Stattdessen wird in alternative, außerbörsliche Anlagen investiert, vor allem Immobilien, Private Equity und Infrastruktur. Die meisten Befragten (71 Prozent) betrachten diese Vermögenswerte als effektive Instrumente der Inflationsabsicherung. Mit durchschnittlich 22 Prozent ist der Anteil außerbörslicher Anlagen an den Portfolios von Staatsfonds so hoch wie nie zuvor. Staatsfonds besitzen aktuell Private-Markets-Anlagen im Wert von 719 Milliarden US-Dollar, verglichen mit 205 Milliarden US-Dollar im Jahr 2011.

 

 

Und das Interesse an außerbörslichen Anlagen scheint weiter zuzunehmen. Die Studienteilnehmer wurden gefragt, welche Anlageklassen sie in den kommenden zwölf Monaten höher, niedriger oder unverändert gewichten wollten. An erster Stelle steht hier Private Equity (+29 Prozent), gefolgt von nicht börsennotierten Immobilien (+23 Prozent). Am schlechtesten schnitten Anleihen (-12 Prozent) und Barmittel (-4 Prozent) ab, während die Stimmung gegenüber Aktien weitgehend unverändert blieb.

Krieg in der Ukraine bremst Interesse an Europa – China verliert an Attraktivität

Anfang 2022 hielten viele Staatsfonds die europäischen Märkte für interessant, vor allem im Vergleich zum US-Markt. Dies änderte sich jedoch mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine, der mit Sorgen vor höherem Inflationsdruck und schwächerem Wachstum und somit dem Risiko einer Stagflation einherging. Am ehesten verringern wollen die Staatsfonds ihr Engagement in den europäischen Industrie- und Schwellenländern (19 Prozent bzw. 13 Prozent). Dagegen sind Nordamerika (33 Prozent) und Asien-Pazifik (23 Prozent) die Regionen, die mit der größten Wahrscheinlichkeit von höheren Allokationen profitieren werden.

Nachdem frühere Invesco-Studien hohe Investitionen von Staatsfonds in China festgestellt hatten, sind die Meinungen zu diesem Markt in diesem Jahr durchwachsener. Die Mehrheit (52 Prozent) der Staatsfonds bezeichnet das Investmentumfeld in China als schwieriger als im vergangenen Jahr. Einige der Befragten meinen dagegen, dass Chinas Einbindung in den Welthandel und die globalen Märkte – insbesondere die wechselseitige wirtschaftliche Abhängigkeit zwischen den USA und China – die geopolitischen Risiken durch den Russland-Ukraine-Krieg mindern könnte.