Analyse Die Inflation bleibt: Kann der Bitcoin Diversifizierungsmöglichkeiten bieten?

Dominik Coudenhove Kalergi ist Produktspezialist bei Coinshares

Dominik Coudenhove Kalergi ist Produktspezialist bei Coinshares, einer der führenden Manager in Europa für digitale Vermögenswerte. Foto: Coinshares

Der Markt für Krypto-Assets war im Jahr 2022 turbulent. Doch bei Betrachtung der reinen Datenlage konnte der Bitcoin in der Vergangenheit sowohl einen Portfoliobeitrag als Renditetreiber als auch zur Portfoliodiversifizierung leisten. Eine Analyse von Coinshares von 2015 bis Ende 2022 zeigt, dass dies bei einem längeren Zeithorizont zunehmend auch für die Inflationsabsicherung gilt. Im Vergleich zu anderen gängigen Alternativen liefert Bitcoin in der Analyse – selbst bei sehr geringen Allokationen – überdurchschnittlich positive Wachstums-, Sharpe-Ratio- und Diversifizierungseffekte. 

Falscher Marktoptimismus: Die Inflation bleibt

Die Inflationserwartung der Anleger fällt seit Jahresanfang. Deutlich wird dies an rückläufigen Zuflüssen in inflationsgeschützte Wertpapiere. Stagnierende Verbraucherpreise im Euro-Raum, ein verlangsamtes Geldmengenwachstum (M3) sowie das rigorose Vorgehen der Zentralbanken führten zu optimistischen Markterwartungen

Doch Anleger sollten weitere Faktoren im Blick behalten. Fehlende Investitionen in die Energieinfrastruktur und -produktion der letzten fünf Jahre sowie die anhaltenden Angebotsengpässe in anderen Branchen lasten schwer auf der Wirtschaft. Monetäre Überhänge werfen einen langen Schatten. Sollten die Zentralbanken eine schwere Rezession vermeiden wollen, bleiben anhaltend hohe Inflationszahlen weit über dem langfristigen Ziel von zwei Prozent im Jahresverlauf weiterhin realistisch. 

Entwicklung der Geldmenge M3 in der Eurozone von 1999 bis Dezember 2022 (in Milliarden Euro).
Entwicklung der Geldmenge M3 in der Eurozone von 1999 bis Dezember 2022 (in Milliarden Euro).

Die Suche nach Inflationsschutz im Portfolio

Traditionell bieten inflationsgebundene Vermögenswerte einen Inflationsschutz im Portfolio. Neben Aktien und Renten enttäuschten aber auch diese im letzten Jahr die Investoren. Wertaufbewahrungsmittel wie der Bitcoin oder Gold bildeten hier keine Ausnahme. Doch auch wenn der Trackrecord der Kryptowährung noch kurz ist, macht ihn die begrenzte Menge von 21 Millionen Bitcoins, insbesondere in einem Umfeld mit monetärem Überhang, interessant –  eine Eigenschaft, die theoretisch vor Inflation und Entwertung der Fiat-Geldmenge schützt.

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Anleger nutzen den Bitcoin bereits jetzt als Wertaufbewahrungsmittel in Zeiten zunehmender Inflationssorgen. Auch wenn die Entwicklung der Anlageklasse nicht abgeschlossen ist, zeigen die Daten der letzten Jahre, dass sich die Korrelation zwischen Bitcoin und der Inflation seit 2017 verbessert hat. Gerade seine Eigenschaften wie Knappheit, Liquidität und hohe Verfügbarkeit bedingen die Korrelation des Bitcoins mit der Inflation. 

Der Bitcoin im Portfoliokontext

Basierend auf täglichen Renditen seit 2015, dem Jahr, in dem Bitcoin zum ersten Mal als ETP verfügbar war, hat das Research Team von Coinshares den Einfluss des Bitcoins auf ein Portfolio untersucht. Ausgehend von einem traditionellen, ausgewogenen Portfolio mit 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen wurde eine geringe Bitcoin-Beimischung dem Portfolio hinzugefügt, wobei die Allokation von Aktien und Anleihen gleichermaßen reduziert wurde. Die Coinshares-Analyse zeigt, dass Bitcoin nicht nur die Portfoliorendite steigert, sondern auch die Diversifizierung erhöht, unabhängig davon, wann ein Anleger sich für eine Investition entscheidet.

 

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Da es sich bei Bitcoin um einen Vermögenswert handelt, der sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindet, dürften die meisten Anleger die Gewichtung des Portfolios bis zu einem gewissen Grad variieren. Das Research-Team von Coinshares hat sich für eine vierteljährliche Neugewichtung entschieden, obwohl dies die Rendite beeinträchtigen kann. Denn die Neugewichtung dürfte dazu beitragen, die Volatilität zu verringern.

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Bei der Analyse zeigte sich, dass im Betrachtungszeitraum keiner der anderen inflationsgebundenen Vermögenswerte oder Indizes ähnliche Diversifizierungsvorteile aufzeigte. Bitcoin zeichnet sich zudem durch ein asymmetrisches Renditeprofil aus, das heißt, die Chancen, die er bietet, überzeugen im Vergleich zu den Risiken, die sich daraus ergeben. 

Trotz der Volatilität von Bitcoin erhöhte eine Portfoliogewichtung von vier Prozent die maximalen Drawdowns, also den maximal möglichen Verlust vom Höchststand bis zum Tiefststand, im Vergleich zu anderen Vermögenswerten nicht wesentlich. Dagegen liegen die annualisierten Renditen fast doppelt so hoch wie die der Anlagealternativen. Das Volatilitätsproblem, das der Bitcoin derzeit aufweist, kann durch ein regelmäßiges Rebalancing im Portfolio gelöst werden. Ohne diese regelmäßige Neugewichtung im Portfolio, kann die Volatilität des Gesamtportfolios jedoch deutlich beeinflusst werden.

Die Allokation von Bitcoin in Anlageportfolios ist bei vielen Investoren, auch aufgrund der Marktturbulenzen der noch jungen Asset-Klasse und der damit einhergehenden hohen Volatilität, weiterhin zurückhaltend. Mit Blick auf die Daten der letzten Jahre, im Zusammenspiel mit einer anhaltend hohen Inflationserwartung, könnte Bitcoin eine Alternative sein, die derzeitige Lücke bei den verfügbaren Diversifizierungsmöglichkeiten zu schließen. 


Über den Autor:

Dominik Coudenhove Kalergi ist Produktspezialist bei CoinShares, CoinShares ist Europas größter Manager für digitale Vermögenswerte. Coudenhove Kalergi blickt auf mehr als 25 Jahre Erfahrung auf den Kapitalmärkten, dem Gebiet alternativer Anlageklassen und der institutionellen Kundenberatung zurück. Er begann seine Karriere vor 20 Jahren als Aktienhändler für Schwellenländer bei verschiedenen Investmentbanken, darunter Merrill Lynch und Citigroup. Zuletzt lag sein Schwerpunkt auf Kryptowährungsprodukten, wo er bei Tokenmarket an Security Token Offerings (STOs) mitwirkte.

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