Indizes im Mixer Faktor-ETFs stellen klassische Marktbarometer in Frage

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Üppige Produktpalette

Dem würde entgegenstehen, dass Faktor-Kandidaten zwar kurzfristig teuer werden können, im Laufe der Jahrzehnte reagiert das Universum aber darauf und sortiert aus. Am besten sieht man das bei kleinen Unternehmen: Je besser sie sich entwickeln, desto größer werden sie – und fliegen irgendwann automatisch aus dem Size-Index raus.

Ähnliches bei Value-Aktien, die nach einer bestimmten Aufwertung schlicht keine Value-Aktien mehr sind. Neue, günstige Aktien rücken dann nach. Die ETF-Szene beackert den Trend nun schon seit einigen Jahren über neue Produkte. Allein auf die drei klassischen Faktoren Value, Size und Momentum gibt es in Deutschland schon eine ansehnliche Palette.

 Quelle: Bloomberg; Stand: 31. März 2017

Allerdings sollten Investoren wegen der wiederkehrenden Gezeitenwenden ihre Erwartungen bei solchen Faktor-ETFs im Zaum halten. So laufen seit der Finanzkrise etwa Qualitätstitel sehr gut. Allerdings liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis des MSCI World Quality Index inzwischen bei happigen 5,6.

Value-Titel kosten zum Vergleich lediglich das 1,7-Fache ihres Buchwerts, dafür lassen sie seit 2008 Anlegern die Schweißperlen auf den Depotauszug tropfen. Das kann schnell drehen. Die AGI-Experten Henne und Telöken stellen fest: „Die Wendepunkte bei der Wertentwicklung der einzelnen Faktoren lagen oft in der Nähe der Wendepunkte des Gesamtmarkts. Infolgedessen ist Faktor-Timing so schwierig wie Markt-Timing.“

Und wie schwierig es ist, den Markt vorherzusagen, gehört zu den wichtigsten Grunderkenntnissen am Aktienmarkt. Sie gilt auch dort. Der naheliegende Ausweg ist das geschickte Mischen von Faktorstrategien: „Wir können Faktoren als Bausteine eines Investment-Portfolios verstehen, die in der Vergangenheit ihre unterschiedlichen Eigenschaften bereits offenbart haben. Die Kombination von Faktorstrategien ermöglicht es also, ein stark diversifiziertes Portfolio aufzubauen“, sagt Invesco-Powershares-Chef Dan Draper.

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