Indizes im Mixer Faktor-ETFs stellen klassische Marktbarometer in Frage

Das Beispiel des Minenbetreibers Newmont Mining zeigt, dass Faktor-Indizies verschieden aufgebaut sind

Das Beispiel des Minenbetreibers Newmont Mining zeigt, dass Faktor-Indizies verschieden aufgebaut sind

Als Mitte der 70er Jahre die Disco-Tempel wuchsen und die Musikanlagen stärker und stärker wummerten, erfand die Musikindustrie die Maxi-Single. Auf ihr veröffentlichte sie bekannte Radio-Hits in neu abgemischten und verlängerten Versionen – speziell für Discos gemacht. Der Begriff Remix entstand. Mitunter gibt es von ein und demselben Titel fünf oder mehr Remixe, die alle anders klingen.

Was das mit Indexfonds zu tun hat? Eine ganze Menge. Denn die Verwalter von börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) bildeten jahrelang nur bekannte und allseits geschätzte Marktindizes ab – Dax, MSCI World, Nikkei 225 und wie sie alle heißen. Dabei wucherten sie mit dem Pfund, dass ihre ETFs die einfachste, transparenteste und günstigste Form sind, am Kapitalmarkt zu investieren.

Denn aktive Fondsmanager schaffen es sowieso nur im Ausnahmefall, diese Marktindizes zu schlagen, so der Tenor. Also dann lieber gleich einen ETF kaufen, Managementgebühren sparen, und fertig.

Jetzt läuft allerdings ein Trend, der das infrage stellt. „Damit wird ein neues Kapitel der ETF-Anlage eingeläutet“, kündigt Roger Bootz an, der den Vertrieb von DB- X-Trackers-ETFs in Deutschland leitet. Was er meint? Neu abgemischte, also ge-remixte, Indizes machen den klassischen Marktbarometern Konkurrenz. Denn in Letzteren sind die Indexmitglieder nach der Größe sortiert – je teurer ein Unternehmen an der Börse, desto höher ist es im Index gewichtet.

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 Quelle: iShare/Bloomberg, Stand: 5. April 2017

Nur ergibt diese Form des Investierens bei näherem Hinschauen nur bedingt einen Sinn, denn groß heißt nun mal nicht immer auch gut. Die Remixe sind nach anderen Kriterien zusammengesetzt und können die Klassiker auf ganz lange Sicht, also über Jahrzehnte, hinter sich lassen.

Die Grundlagen hierfür sind nicht neu. Schon das Drei-Faktoren-Modell der Wissenschaftler Eugene Fama und Kenneth French aus dem Jahr 1992 unterstellt, dass sich kleine Unternehmen tendenziell besser entwickeln als große (Size-Faktor) und fundamental günstig bewertete Aktien besser als teure (Value-Faktor). 1997 kam der Faktor hinzu, dass Aktien, die in einem Aufwärtstrend stecken, langfristig ebenfalls den Markt schlagen (Momentum-Faktor). Damit entstand das Vier-Faktoren-Modell.

Nach heutiger Anschauung gibt es fünf etablierte Faktoren, neben den genannten sind es noch niedrige Volatilität und Qualität. Obwohl das alles nicht neu ist, stellt die ETF-Industrie erst seit wenigen Jahren Produkte her, die die Remix-Indizes abbilden. Wobei sie unter die synonymen Begriffe Smart-Beta, Alternative-Beta, Enhanced-Beta, Strategic-Beta und Intelligent-Beta fallen.