Ein Portfolio nachhaltig ausrichten will durchdacht sein. Eine Vielzahl von Faktoren macht dies zu einer Herausforderung, beispielsweise das Risikos der Konzentration auf bestimmte Sektoren und Emittenten, Einschränkungen im Zusammenhang mit der Liquidität, dem Tracking Error im Vergleich zur Benchmark und den hohen Kosten im Zusammenhang mit der Umstellung bestehender Portfolios.
Darüber hinaus sieht sich eine beträchtliche Anzahl von Anlegern in der Verantwortung, den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu finanzieren. Diese Wahrnehmung beruht auf der Erkenntnis, dass die Anleger eine zentrale Rolle bei der Umstellung auf nachhaltigere Praktiken spielen können.
Als Reaktion auf diese Herausforderungen sind Anleger auf der Suche nach Strategien und Lösungen, die sie durch diese komplizierte Landschaft führen können. Sie suchen nach Wegen, um ein Gleichgewicht zwischen dem Bedarf an finanziellen Erträgen und dem Bestreben, zu einer nachhaltigeren Zukunft beizutragen, herzustellen.
Lösung für festverzinsliche Wertpapiere: Ein neuer Ansatz
Das Glidepath-Konzept beruht auf der Reinvestition von Cashflows zur Ausrichtung eines Anleihenportfolios auf ein bestimmtes Ziel, beispielsweise Dekarbonisierung oder Verbesserung des ESG-Profils. Im Grunde genommen werden die Kerneigenschaften von festverzinslichen Wertpapieren genutzt, um ein Portfolio von seinem aktuellen Zustand auf die ideale Strategie oder die gewünschte Charakteristik umzustellen. Die Methodik des Glidepath-Index ist regelbasiert und vermeidet den Einsatz von Portfolio Optimierung.
In jedem Rentenindex werden laufend beträchtliche Zahlungsströme in Form von Kupons und Anleihefälligkeiten generiert, für die es eine Wiederanlageregel zu bestimmen gilt. In konventionellen Indizes werden die Cashflows proportional in alle Titel des Index reinvestiert. Die Glidepath-Indexmethodik hingegen unterteilt in einem ersten Schritt zunächst das Anlageuniversum in Dezile.
Diese Segmentierung erfolgt dabei entweder nach der Emissionsintensität, dem ESG-Rating, oder einer Kombination dieser beiden Eigenschaften. Danach werden alle Zahlungsströme ausschließlich in die obersten sechs Dezile reinvestiert, also in die Emittenten mit den besten Emissions- und ESG-Eigenschaften. Dies führt dazu, dass das Gewicht der obersten sechs Dezile im Zeitablauf wächst. Umgekehrt erhalten die Dezile 7 bis 10, die Emittenten mit hoher Emissionsintensität oder schlechten ESG-Ratings keine reinvestierten Kupon- und Nominalzahlungen. Folglich reduziert sich das Gewicht dieser Dezile von Monat zu Monat.
Der letzte Schritt des Glidepath-Overlays ist die Gewichtung neuer Wertpapiere, die für die Indexaufnahme in Frage kommen. Die Gewichtung neuer Emissionen variiert proportional zum Grad der Ausrichtung. Das Gewicht von Anleihen mit vorteilhaften Emissions- und ESG Eigenschaften erhält hierbei einen Skalierungsfaktor größer eins, umgekehrt werden solche Titel mit nachteiligem Profil mit einem Abschlag aufgenommen.
Die Glidepath-Indizes wurden über die vergangenen zehn Jahre in der ESG-Variante und für die vergangenen vier Jahre für Emissionen zurückgerechnet. Obwohl sich der Markt in einem Niedrigzinsumfeld befand, waren die Ergebnisse vielversprechend. Der Index hat sich in diesem Zeitraum deutlich dekarbonisiert und weist im Vergleich zum marktkapitalgewichteten Universum einen geringen Tracking Error auf. Es ist anzunehmen, dass die Strategie bei insgesamt höheren Zinssätzen und damit mehr Cashflows, die umgewidmet werden können, in Zukunft ein höheres Transitionstempo haben kann.