Philipp Vorndran ´In fünf Jahren steht der Dax bei 15.000 Punkten`

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private banking magazin.de: Zeichnen Sie doch mal ein volkswirtschaftliches Bild für die Eurozone.

Vorndran: Wir gehen von positivem Wachstum aus, das aber unter den Möglichkeiten bleibt. Deutschland ist die einzig verbliebene Lokomotive, und das negative Wachstum der südeuropäischen Volkswirtschaften wird geringer.

Frankreich ist ein Problem und bleibt ganz schwach, da sehen wir keine Trendwende. Es ist katastrophal. Für jedes Unternehmen, das in den vergangenen zwölf Monaten geschlossen wurde, wurde nur ein halbes gegründet.

De-Industrialisierung in der Peripherie ist ein Trend, in Frankreich ebenso. Und alles kommt nach Deutschland. Das ist das Ergebnis einer Perversion der Zinsstrukturkurve. Es ist eine Todesspirale und zeigt, dass der Euro nicht funktioniert, solange wir nicht die Vereinigten Staaten von Europa haben.

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private banking magazin.de: Die Notenbanken werden auch künftig Geld drucken, um die Zinsen niedrig zu halten. Damit bleiben Asset-Klassen jenseits der Staatsanleihen auch künftig attraktiv. Wie substanziell ist die Entwicklung an den Aktienmärkten?

Vorndran: Wir haben eine Analyse verfasst und sehen den Dax bei 15.000 Punkten in fünf Jahren. Der Grund ist ganz einfach: Wir sind davon überzeugt, dass das Zinsniveau aus den eben geschilderten Gründen tief bleiben muss.

Die hohen Kupons sind irgendwann alle aus den Depotauszügen herausgerollt. Allein durch die reinen Dividendenzahlungen von 4 Prozent pro Jahr erreiche ich die 10.000 Punkte schon locker. Da braucht sich keine Aktie auch nur einen Millimeter zu bewegen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Bewertungen erweitern werden und der Dax ein KGV von 16 oder 17 bekommt statt wie bisher von 12 oder 13. Und das ist der verbleibende Rest.

Dann ist beim Rasenmähen am Samstag die Aktie wieder ein Gesprächsthema, und auch im Taxi gibt es wieder Tipps. Da sind wir ja heute definitiv nicht. Wir haben die 15.000 Punkte auch in den Raum gestellt, um zu zeigen, dass keine spekulative Blase benötigt wird.

private banking magazin.de: Viele raten heute von der Aktie ab.

Vorndran: Das ist ja das Fatale. Aber was soll denn ein Bankenprofessor der Bild-Zeitung heute auch sagen, wenn er schon vor anderthalb Jahren die Märkte für überteuert hielt. Die Situation heute ist vergleichbar mit dem Jahr 2000, nur umgekehrt. Damals gab es für Bundesanleihen 8 Prozent. Aber jeder wollte den Neuen Markt. Sie werden es sehen. Bei 15.000 Punkten wollen wieder alle Aktien. Heute ist der Dax fair bewertet. Das ist in fünf Jahren wohl nicht mehr der Fall.

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private banking magazin.de: Nur 7,5 Prozent der Deutschen sind Aktionäre.

Vorndran: Das ist schlecht. Der große Rest entreichert sich, und das gilt auch für die Altersvorsorge.

private banking magazin.de: Vor welcher Herausforderung steht ein Fondsmanagement auf dem Weg von 9.000 zu 15.000 Punkten?

Vorndran: Nicht zu verkaufen. Das ist eine ganz große Herausforderung. Es ist ja alles leicht zu erzählen. Aber die Gewinnmitnahme verlockt doch, und man hat persönliche Kursanker. Diese Disziplin muss man haben. Am besten lässt man dieses Ziel beim Notar vertraglich festhalten.

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