private banking magazin: In der Finanzbranche gibt es besonders wenige Frauen in Führungspositionen. Woran liegt das?
Lisa Wenninger: Das ist meiner Meinung nach ein Henne-Ei-Problem. Mathematisch-analytisches Denken wird schon in der Schule eher als Männerthema verkauft. Dadurch interessieren sich weniger Frauen für Finanzthemen. Das führt dazu, dass es in der Branche weniger Frauen gibt und damit auch weniger Frauen in Führungspositionen. Damit fehlen Vorbilder, die andere Frauen ermutigen könnten, einen ähnlichen Weg zu gehen.
Haben Sie den Eindruck, dass sich daran etwas ändert?
Wenninger: Arbeitgeber haben aus meiner Sicht mittlerweile erkannt, dass gemischte Teams wesentlich effizienter sind als homogene. Aber das, was in der Vergangenheit versäumt wurde, muss erst einmal aufgeholt werden. Das geht nicht von heute auf morgen. Hinzu kommt, dass Frauen zwischen 30 und 40 häufig für ein paar Jahre aus dem Beruf ausscheiden, um eine Familie zu gründen. Genau diese Zeit ist aber oft eine entscheidende Phase im Berufsleben, in der Mitarbeitende befördert werden oder Führungspositionen übernehmen.
Was können Frauen tun, um den Anschluss nicht zu verpassen?
Wenninger: Es ist wichtig, Netzwerke zu pflegen – auch in der Zeit, in der man nicht im Job ist. In der Finanzbranche gibt es zum Beispiel tolle Frauennetzwerke. So ein Austausch hilft, am Ball zu bleiben und macht Mut. Wobei das Ziel eigentlich wäre, dass man solche Netzwerke gar nicht mehr braucht.
Was müsste passieren, damit mehr Frauen in der Finanzbranche in Führungspositionen kommen?
Wenninger: Banken müssten, wie ich finde, schon bei Universitätsabsolventen ansetzen und gezielt Bewerberinnen ansprechen. Bei der Apobank gibt es spezielle Karriereberatungsangebote und Förderprogramme für Frauen, die Karriere machen möchten. Grundsätzlich wollen Frauen in Verantwortung kommen, weil sie einen guten Job machen, überdurchschnittliche Leistungen bringen und sich fachlich und persönlich immer weiterentwickeln. Keine Frau will eine Quotenfrau sein.
Bei der Apobank sind Sie seit eineinhalb Jahren stellvertretende Leiterin des Private Bankings in München. Wie sind Sie zum Private Banking gekommen?
Wenninger: Ich wusste von Anfang an, dass ich im Banking arbeiten will. Angefangen habe ich mit einer Bankausbildung und war anschließend im Privatkundengeschäft tätig. Dass das Private Banking meine Leidenschaft ist, habe ich gemerkt, als ich drei Jahre im institutionellen Geschäft gearbeitet habe – da hat mir der Kundenkontakt am meisten gefehlt. Bei der Apobank bin ich jetzt seit dreieinhalb Jahren.
Hatten Sie ein Vorbild auf Ihrem Berufsweg?
Wenninger: Ich hatte selbst noch nie eine weibliche Führungskraft. Ein Vorbild ist für mich, außerhalb der Finanzbranche, Hillary Clinton. Sie hat gezeigt, wie man sich entwickeln kann – auch wenn sie nicht US-Präsidentin geworden ist. Wie sie mit der Niederlage umgegangen ist, hat mir imponiert.