Doppelinterview „In der derzeitigen Nullzins-Phase, rettet Asien unsere Renten“

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Engler: Das sind klassische Argumente von vielen Investoren. Für viele Versorgungswerke, insbesondere berufsständische, ist Asien eine Blackbox und nicht transparent. Dazu herrscht dort nicht unser westliches Wertesystem. China ist anders, aber funktioniert auch. Man muss an einige Themen einfach anders herangehen als bei uns. Asien – ohne Japan – wächst pro Jahr zwischen 5 und 6 Prozent in den nächsten Jahren. Die Industrieländer um 4 Prozent, wenn es gut läuft. Das Jahr danach dann vielleicht um 3 Prozent. Asien wird also stärker wachsen als westliche Länder und das wird auch so bleiben.

Warum ist das so?

Engler: Haupttreiber ist die riesige und nach wie vor wachsende Bevölkerung. Der Binnenkonsum trägt die Region mittlerweile mindestens ebenso stark wie der Export. China ist nicht mehr die verlängerte Werkbank. China hat Weltmarktführer hervorgebracht und 80 Prozent werden vom Binnenkonsum getragen. Dieser Wandel ist eine wichtige Erkenntnis. 300 Millionen Chinesen werden dem Mittelstand zugerechnet und haben Bedürfnisse, wollen konsumieren. Weltweite Krisen, oder Handelskriege sind nicht mehr existenziell für China. Die Region in sich ist tragfähig, wird von China mitgezogen. Japan exportiert 25 Prozent nach China. Es gibt viele Verknüpfungen.

Warum will der hiesige Anleger diese Vorteile nicht nutzen?

Engler: Anleger gehen durch eine Evolution. Zunächst wollte man am liebsten im Heimatmarkt anlegen. Dann ging es nach Europa, dann waren die USA dran und Asien kam bislang zu kurz, aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit. Niedrigzins in Japan, unattraktive Strukturen, die Industrie verknöchert. Aber auch dort greifen gerade jetzt weitreichende Reformen. Japan öffnet sich, bedient Aktionäre besser, holt in Sachen ESG massiv auf. Der Wandel in Asien schafft neue Weltmarktführer, von denen Japan ohnehin schon viele hat.


Welche?

Engler: Aus der Not der Überalterung wachsen dort beispielsweise viele Geschäftsideen. Tele-Doktoren, Industrie-Roboter, oder auch so ungewöhnliche Bereiche wie Senioren-Windeln.

Was bieten Sie konkret Herrn Friese an, und bei welchen Geschäften kommen sie auf einen Nenner?

Engler: DER NSN Pension Trust deckt sein Engagement über globale Mandate ab. Asien würde da von der Wirtschaftsleistung her aber eine größere Gewichtung verdienen. Asien hätte mindesten 10 Prozentpunkte in der globalen Index-Abbildung mehr verdient. So gesehen sollte Dr. Friese die Investments in Asien etwas erhöhen.

Friese: Selbstverständlich ist Asien ein Wachstumsfeld, wohl auch das Wachstumsfeld auf dem Globus schlechthin. Man muss da dabei sein. Wenn wir ein größerer Trust wären, würden wir gezielter mit erfahrenen Asset Managern in die einzelnen Märkte gehen. Diese muss man meiner Meinung nach aber sehr differenziert betrachten.

Inwiefern?

Friese: Für mich ist China politisch und auch rechtlich kein angenehmer Markt. Als Institutioneller Investor aus Deutschland dort sein Recht durchzusetzen, ist nur schwer möglich. Will die Partei, also die Regierung etwas, dann wird das durchgesetzt. Ich, als Investor eines Pensionsvehikels, setze ja nicht mein eigenes Geld ein, sondern das unserer Rentner bzw unseres Truegebers. Deshalb bin ich da extrem vorsichtig. Ich möchte meinen Rentnern beziehungsweise dem Treugeber nicht erklären müssen, dass ein Investment enteignet wird. Darum sind wir in China nicht mit illiquiden Investments vertreten.