In der Corona-Pandemie Kaum ein Anleger verzichtet auf Immobilien-Investments

Olaf Janßen ist Leiter im Immobilien-Research bei Union Investment: Die Nutzungsarten Gesundheitswesen und Logistik stehen auf dem Einkaufszettel der Anleger ganz oben.

Olaf Janßen ist Leiter im Immobilien-Research bei Union Investment: Die Nutzungsarten Gesundheitswesen und Logistik stehen auf dem Einkaufszettel der Anleger ganz oben. Foto: Union Investment

Die Corona-Krise hat zu einem deutlichen Wechsel in der Anlagestrategie institutioneller Immobilieninvestoren geführt. So lautet ein Ergebnis einer neuen Studie der Fondsgesellschaft Union Investment. „Weniger Risiko, geringere Rendite“ sei das Motto der Stunde, heißt es darin.

58 Prozent der von Union Investment im Rahmen der sogenannten Investitionsklima-Studie befragten 150 Profianleger in Deutschland, Frankreich und Großbritannien setzen derzeit auf diese Strategie. Vor Ausbruch der Pandemie waren es nur 35 Prozent. In Großbritannien ist der Wechsel besonders ausgeprägt: Für 79 Prozent der Befragten ist Sicherheit das Hauptanlagemotiv. Vor der Pandemie waren es 50 Prozent.

Von einer grundsätzlichen Zurückhaltung könne aber insgesamt keine Rede sein. In dieser Phase vollständig auf Immobilien-Investments zu verzichten, sei nur für fünf Prozent der befragten europäischen Investoren eine Option, berichten die Studienautoren.

Wie die Studie zeigt, hat sich der Anlagefokus institutioneller Investoren durch die Corona-Pandemie zudem deutlich in Richtung klimaverträglicher Investitionen verschoben. 54 Prozent der Befragten wollen in diesem Bereich verstärkt investieren. 49 Prozent planen aufgrund der Viruswelle zunehmend besonders hochwertige Immobilien aus dem Core-Segment zu kaufen. 42 Prozent kündigen an, vermehrt im eigenen Land zu investieren. 

Gesundheits- und Logistikimmobilien sind besonders gefragt

Ganz oben auf der Einkaufsliste europäischer Investoren stehen in der aktuellen Marktphase die Immobilien-Segmente Gesundheitswesen (Health Care) und Logistik. Je 65 Prozent der Befragten erwarten, dass verstärkt Kapital in diese Nutzungsarten gelenkt wird. „Beide Nutzungsarten sind wenig krisenanfällig und tragen dazu bei, den Cashflow in einem Portfolio zu stabilisieren“, sagt Olaf Janßen, Leiter Immobilien-Research bei Union Investment. Aber auch die Anlageklasse Wohnen ist für die Anleger weiter interessant. 55 Prozent der Umfrage-Teilnehmer rechnen hier mit steigenden Zuflüssen. 

Die Mehrheit der europäischen Immobilien-Investoren (57 Prozent) rechnet damit, dass sich der deutsche Immobilienmarkt am schnellsten von der Corona-Pandemie erholt. Vor allem der Berliner und Frankfurter Markt punkten bei den Befragten: 42 Prozent trauen Deutschlands Hauptstadt eine schnelle Erholung zu, 38 Prozent gaben Frankfurt an. Aber auch den Immobilienmärkten von Paris (30 Prozent der Befragten), London (29 Prozent) und Stockholm (23 Prozent) werden gute Erholungschancen zugeschrieben. Länger dürften laut Studie die Märkte in Mailand (55 Prozent der Befragten), Madrid (47 Prozent) und Barcelona (33 Prozent) mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen haben. 


Über die Studie:
Der europäische Immobilien-Investitionsklimaindex von Union Investment wird seit 2005 ermittelt, seit Frühjahr 2008 halbjährlich. Der Index berechnet sich aus den vier Teilindikatoren „Marktstruktur“, „Rahmenbedingungen“, „Standortbedingungen“ und „Erwartungen“, die mit jeweils 25 Prozent gewichtet werden. Für die aktuelle Auswertung hat das Marktforschungsinstitut Ipsos von Mai bis Juli 2020 insgesamt 150 Immobilienunternehmen und institutionelle Immobilieninvestoren in Deutschland, Frankreich und Großbritannien befragt.

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