Zweck als Investmentziel Impact Due Diligence: Eine Evolution bei Sachwert-Investments

Tobias Huzarski, Leiter Impact Investments der Commerz Real

Tobias Huzarski, Leiter Impact Investments der Commerz Real: Investoren müssen aufgrund unzureichender Standards bei der Impact Due Diligence selbst aktiv werden. Foto: Commerz Real

Worin liegt der Sinn eines Unternehmens begründet? In den vergangenen Jahrzehnten haben sich Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen mit dieser Frage auseinandergesetzt. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman etwa hatte im Jahr 1970 postuliert, die einzige soziale Verantwortung eines Unternehmens bestehe darin, den Gewinn zu steigern.

Wenige Jahre zuvor hatte der Psychologe Abraham Maslow seine nicht weniger berühmte Hierarchie der Bedürfnisse perfektioniert, die das Gegenteil von dem nahelegte, was der Ökonom vertrat. Menschen, so konnte Maslow zeigen, streben nach Selbstverwirklichung, wenn sie erst mal ein ausreichendes Einkommen haben und auch andere grundlegende Bedürfnisse gestillt sind. Sinn steht an der Spitze der Bedürfnispyramide.

Die Debatte ist weiterhin aktuell – und hat zuletzt wieder Fahrt aufgenommen. Es gibt kaum einen Konzern, der sich aktuell nicht mit seinem „Purpose“ beschäftigt, dem über die Gewinnmaximierung hinausreichenden Zweck für die Gesellschaft. Zugleich interessieren sich immer mehr Finanzmarktteilnehmer für Renditeziele jenseits der traditionellen finanziellen Kennzahlen. Die aktuelle Debatte um die EU-Taxonomie hat die öffentliche Aufmerksamkeit noch einmal verstärkt. Sowohl die Investmentbranche als auch die Gesetzgeber arbeiten mit Hochdruck daran, vergleichbare und transparente Standards zu schaffen mit dem Ziel, wirtschaftliche Betätigung anhand von ESG-Faktoren (Environment, Social, Governance) zu bewerten.

Wirkung als neues Investmentziel

Aus Sicht von Investoren führen unterschiedliche Strategieansätze zu nachhaltigen Investments – und zu solchen mit einem Sinn, der über finanziellen Erfolg hinausweist. Am konsequentesten setzt diesen Anspruch das Impact Investing um – zu Deutsch das wirkungsorientierte Anlegen. Es geht darum, Investments aktiv auf ihre unmittelbaren positiven ökologischen oder gesellschaftlichen Auswirkungen hin auszuwählen und diesen Erfolg auch zu messen. Denn der Impact ist hierbei kein willkommener Nebeneffekt, sondern Ziel des Investments. Der gewünschte Impact, die Wirkung, steht also gleichberechtigt neben den konventionellen Investmentzielen Kapitalerhalt und Rendite.

Damit das gelingt, braucht es dreierlei: Erstens müssen Investoren ihre Ziele konkret formulieren, laufend messen und den Endanlegern wie Kunden transparent offenlegen. Zweitens müssen sie vor dem Ankauf von Anlageobjekten eine detaillierte Impact Due Diligence vornehmen. Drittens ist ein konsequentes und präzises Nachhaltigkeits-Reporting gefordert.

Strebt beispielsweise ein Impact-Fonds danach, Treibhausgasemissionen in der Stromerzeugung zu verringern und somit CO2 zu vermeiden, dürfen damit zugleich andere Umweltziele, wie beispielsweise der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, nicht signifikant beeinträchtigt werden. Ein großes Staudammprojekt beispielsweise könnte zwar große Mengen emissionsarmen Stroms liefern, möglicherweise aber lokale Ökosysteme oder die Wasserversorgung schädigen – und würde sich also nicht als Impact Investment qualifizieren.