Lange Zeit sah es so aus, als ob Impact-Fonds von Monat zu Monat immer nur mehr Anlegergeld an sich ziehen würden. Mittlerweile könnte jedoch ein Peak erreicht sein, von dem aus es wieder abwärts geht.
Impact-Fonds – also Fonds, die von ihren Emittenten nach Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) eingruppiert wurden – wollen aktiv mindestens eine klare Nachhaltigkeitswirkung erreichen. Sie werden im Branchen-Sprachgebrauch als „dunkelgrüne“ Fonds bezeichnet – im Gegensatz zu „hellgrünen“ Artikel-8-Fonds, von denen der EU-Gesetzgeber lediglich verlangt, dass sie bestimmte Nachhaltigkeitsmerkmale haben sollen.
Kapitalmarktanalyst Jan Tachtler vom Multi-Family-Office HQ Trust hat nun untersucht, wie sich die Mittelflüsse bei den dunkelgrünen Fonds in den vergangenen Monaten entwickelt haben. Die Analyse umfasst in etwa die Hoch-Zeit der Nachhaltigkeitsdebatte in Europa: den Zeitraum Dezember 2018 bis Februar 2024.
Für seine Analyse machte Tachtler zunächst eine Bestandsaufnahme, wie sich die Anzahl entsprechender Fonds im Untersuchungszeitraum verändert hat. Im zweiten Schritt maß er die Mittelflüsse.
Ergebnis: „Die Anzahl der dunkelgrünen Fonds hat sich in den vergangenen gut fünf Jahren signifikant erhöht. Obwohl Investoren Ende 2018 bereits aus 223 dieser Produkte auswählen konnten, stieg diese Zahl auf zuletzt 531 an – ein Plus von knapp 140 Prozent“, so Tachtler. Die Zahl der Aktienfonds habe sogar um 150 Prozent zugelegt. In den vergangenen Monaten schwächte sich die Dynamik allerdings ab: „Seit August 2023 kam netto gerade mal ein Fonds hinzu“, beobachtete Tachtler weiter.
Impact-Fonds – Zenit erreicht?
Dass Impact-Fonds an einem Wendepunkt angelangt sein könnten, lässt sich auch an den Mittelflüssen ablesen: „Mai 2023 war der letzte Monat, in dem es bei diesen Produkten in Summe zu Zuflüssen kam“, hat Tachtler gemessen. Dagegen hätten Anleger im Februar 2024 bereits 2,4 Milliarden US-Dollar aus Artikel-9-Fonds abgezogen.
Ihren Zenit in der Anlegergunst haben die Produkte jedoch wohl nur teilweise überschritten. Denn während Aktienanleger ihre Anteile an Artikel-9-Fonds zuletzt verstärkt wieder zurückgaben, stockten Anleihen-Investoren ihre Positionen weiter auf. In Zahlen: „In den vergangenen zwölf Monaten investierten Anleger rund 6 Milliarden Dollar in Artikel 9-Rentenfonds. Im Aktienbereich wurden im gleichen Zeitraum fast 18 Milliarden Dollar abgezogen“, so Tachtler.
Mit seinen Beobachtungen steht der HQ-Trust-Analyst nicht allein da. Auch beim Vermögensverwalter American Century Investments haben Studienautoren zuletzt ein leicht rückläufiges Interesse an Impact-Investments gemessen. Konkret ist die Zahl jener Investoren, die zugunsten einer nachhaltigen Anlagewirkung auf Rendite verzichten würden, gegenüber 2022 fast überall gesunken, mit Ausnahme der USA. Auch würden sich Anleger zunehmend von Umweltthemen abwenden und eher Gesundheitsthemen in den Blick nehmen, hat man dort gemessen.