Immobilientransaktionen in Europa Keine Großstadt ist so gefragt wie Berlin

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Das Wachstum des Transaktionsvolumens im Jahresvergleich ist nicht nur auf deutlich höhere Volumina in den drei größten Märkten zurückzuführen, heißt es bei JLL. Auch kleinere Märkte hätten 2018 einen bemerkenswerten Sprung nach oben gemacht, am stärksten Österreich mit einem Plus von 173 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Überdurchschnittlich hoch ist das Wachstum auch in Finnland (70 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro), leichte Rückgänge gab es dagegen im Nachbarland Schweden (minus 9 Prozent) und in Dänemark (minus 7,5 Prozent).

Wie aus den Analysen zum Transaktionsvolumen von Jones Lang Lasalle hervorgeht, sind grenzüberschreitende Transaktionen im Wohnimmobilienmarkt Alltag. Im vergangenen Jahr summierten sie sich auf knapp 19 Milliarden Euro. Damit geht jeder dritte Euro auf eine grenzüberschreitende Transaktion zurück.

Ein Markt sticht in dieser Betrachtung besonders heraus. In Polen ging das Transaktionsvolumen 2018 vollständig auf das Konto ausländischer Investoren, in Irland 70 Prozent, in Finnland über 60 Prozent. Zum Vergleich: in Deutschland lag der Anteil ausländischer Investoren bei unter einem Viertel, in Großbritannien bei einem Drittel, in Frankreich bei elf Prozent. „Nichteuropäische Investoren, hauptsächlich aus den USA und Kanada, machten dabei fast die Hälfte der grenzüberschreitenden Aktivitäten aus“, so Konstantin Kortmann. 

Anhaltend hohe Nachfrage 

Immobilienexperte Kortmann geht davon aus, dass Anleger auch in den nächsten zwei bis drei Jahren aus Immobilienanlagen in den großen europäischen Zentren setzen werden. Zur Begründung verweist er auf demografische, soziale und wirtschaftliche Faktoren, dazu zählen sinkende Haushaltsgrößen, fortschreitende Verstädterung und Urbanisierung sowie damit eine hohe Nachfrage bei anhaltend knappem Angebot.

Die Faktoren bildeten die Grundlage für langfristig erfolgreiche Investments. „Die Performance des Sektors als defensive Investmentanlage dürfte bei Anlegern, die nach stabilen Cashflow- und Diversifizierungsvorteilen suchen, noch größere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, dies auch angesichts der technologiebedingten disruptiven Tendenzen beispielsweise im Einzelhandels- und Bürosektor“, ist Kortmann überzeugt. Auch hätten Wohnimmobilien eine geringe Renditekorrelation mit anderen Sektoren und böten interessante Diversifikationsvorteile als strukturell defensives Investment. 

Abseits der klassischen Wohnimmobilien sind heute vor allem Studentenwohnheime, Senioren- und Pflegeimmobilien sowie Co-Living-Immobilien ein großes Thema. Diese Subanlageklassen böten institutionellen Anlegern eine breite Palette von Investitionsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Risiko-Rendite-Profilen. Dabei spielt nach Einschätzung von Immobilienspezialist Kortmann nicht nur eine höhere laufende Rendite eine Rolle, sondern auch eine geringere Regulierung und damit ein kurzfristig höheres Potential für ein Mietwachstum. Denn die Mietlaufzeiten sind in diesen Anlagesegmenten niedriger und liegen bei oft weniger als einem Jahr. „Dem steht ein höheres Leerstandsrisiko gegenüber“, warnt Kortmann. Allerdings werde die Nachfrage nach diesen Produkten kurzfristig deutlich steigen.

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