Immobilienexperte Nico Rottke So wirkt sich Corona auf den Immobilienmarkt aus

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Das Corona-Virus selbst ist dabei nicht ein schwarzer Schwan aufgrund seiner potenziellen tödlichen Folgen, sondern aufgrund des erstmaligen Deutlichwerdens der Fragilität des globalen ökonomischen Systems und seiner Lieferketten und -abhängigkeiten für alle Industrien im Jahr 2020. Aufgrund der globalen Mobilität, die vor noch keinen 20 Jahren im Vergleich sehr gering war, existieren hohe Abhängigkeiten unter allen Staaten voneinander. Die Wirtschaftskrise wird dadurch verstärkt. 

Aufgrund des plötzlichen Auftretens des Corona-Virus, der schnellen weltweiten Verbreitung und der nun ergriffenen Gegenmaßnahmen büßte der Dax-30 von seinem Höchststand zwischen dem 12. und 20. Februar 2020 von knappen 13.800 Punkten in einem Absturz auf 8.579 Punkte (Stand: 23. März 2020).

Verhaltensökonomische Erklärung des weltweiten Schocks: Die Maslow’sche Bedürfnispyramide

Warum nehmen die Reaktionen an den Weltbörsen Ausmaße an, die sich auf dem Niveau derer der weltweiten Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008 bewegen? Warum verfallen Menschen in Panik und kaufen Supermarktregale leer und bevorraten Fertigprodukte, Toilettenartikel und Desinfektionsmittel?

„The essence of Real Estate is human behavior”, behauptete im Jahr 1999 Julian Diaz, einer der führenden Immobilienforscher der USA. Gegebenenfalls muss diese Formel nun erweitert und verfeinert werden zu „The essence of Real Estate is human health“. Das bedeutet: Der Kern der Immobilienwirtschaft und ihrer Zulieferketten ist die menschliche Gesundheit respektive das menschliche Bedürfnis nach Gesundheit.

Abraham Maslow (1943) stellt die menschlichen Bedürfnisse und deren Motivationen als statische Bedürfnispyramide dar. Wenn in dieser Pyramide grundlegende Bedürfnisse gestillt sind, gilt der Fokus den nächst übergeordneten Bedürfnissen.

In Industrienationen sind physiologische Grund- und Existenzbedürfnisse wie Nahrung, Wasser und Witterungsschutz in der Regel befriedigt. Sodann ergeben sich Bedürfnisse nach Sicherheit, worauf Sozialbedürfnisse projeziert werden, sodann Individualbedürfnisse nach Anerkennung und Wertschätzung und schließlich das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung.

Teil des Sicherheitsbedürfnisses, also eines sehr elementaren Basisbestandteils menschlicher Bedürfnisse neben den Grundbedürfnissen, sind Bedürfnisse nach der Sicherstellung von körperlicher Sicherheit, materieller Grundsicherung, Arbeit, Wohnung, Familie und auch  Gesundheit.

In der Corona-Krise wird das Bedürfnis nach Gesundheit in den industrialisierten Nationen und ihren sehr guten Gesundheitssystemen auf eine harte Probe gestellt und weicht schockartig der Erkenntnis, dass dieses Elementarbedürfnis zumindest für eine gewisse Zeit nicht mehr gegeben sein wird.