UBS-Invesco-Kooperation Immobilienanlagen im Wealth Management: „Der Portfolio-Mix muss sich stark ändern“

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Welche Bedeutung haben Private Markets in der Asset Allocation Ihrer Wealth-Managemen-Kunden?

Vogel: Private Markets haben sehr stark an Bedeutung gewonnen, gerade in Deutschland ist das Thema in den zurückliegenden drei bis vier Jahren ein echter Trend geworden. Die Niedrigzinspolitik führt dazu, dass sich der Portfolio-Mix sehr stark verändern muss. Mit dem klassischen Multi-Asset-Ansatz, indem Anleihen eine hohe Gewichtung haben, lassen sich keine verlässlichen Renditen mehr erwirtschaften. Jedoch nur auf die Alternative liquide Assets, sprich Aktien, zu setzen, würde dem Grundsatz der Diversifizierung entgegenstehen. Hier spielen Private Marktes eine extrem wichtige Rolle in den Portfolios unserer Kunden. Wir definieren unter diesem Begriff für uns Real Estate, Private Equity, Private Debt, Hedgefonds und auch Infrastruktur. Meine Überzeugung ist, dass in einem breit diversifizierten Portfolio diese Anlagen vertreten sein müssen. Unsere Empfehlung ist, bis zu 20 Prozent der liquiden Assets in Privatmarkt-Anlagen umzuwandeln. Für manche Kundengruppen, insbesondere professionelle Investoren, und abhängig in welchem Lebenszyklus sich die Kunden befinden, empfiehlt sich auch eine höhere Private-Markets-Quote.

Müssen Sie dicke Bretter bohren, damit die Kunden ihr Geld in Privatmarkt-Anlagen umschichten?

Vogel: Das ist natürlich beratungsintensiver. Privatmarkt-Anlagen sind für viele unserer Kunden eine neue Anlageklasse. Gerade Themen wie Private Equity und Private Debt sind nicht ganz so einfach zu verstehen im Vergleich zu einem klassischen liquiden Anlageprodukt. Von daher müssen wir mehr Beratung leisten. Dafür haben wir weltweit im Wealth Management mehr als 50 Mitarbeiter für den Bereich der Private Markets im Einsatz.

Wie ordnet sich der Privatmarkt-Spezialist ins Beratungskonzept ein?

Vogel: Wir haben den Kundenberater als ersten Ansprechpartner. Dessen generalistische Beratung vervollständigen wir in Deutschland mit Spezialisten, die sich in der Anlageklasse Private Markets im Detail auskennen. Das ist ein wichtiger Punkt, denn es ist ein komplexer Bereich. Wir müssen den Kunden abholen und er muss die Anlageklasse und ihr Konzept zum Portfolioaufbau verstehen. Noch entscheidender für die Kunden ist aber, wie erhalten sie leicht und vor allem qualitativ hochwertigen Zugang zu Private Markets. Hier zeichnen wir uns durch exklusive Partnerschaften aus, über die wir Wege eröffnen, beispielsweise im Bereich Private Equity mit Partners Group oder wie aktuell im Real-Estate-Segment mit Invesco. Der Kunde muss erst einmal Zugang zu diesen Strategien bekommen. Welches Produkt dann für ihn das richtige ist, stellt sich in einer nachgelagerten Frage.

Sascha Specketer, Vertriebsleiter Dach-Region von Invesco. Foto: Martin Joppen Photographie

Was spricht aktuell für Immobilieninvestments?

Specketer: Aus Asset-Allokation-Betrachtung liegen die langfristigen Renditen für Aktien nur noch bei 5 Prozent. Im Rentensegment sind die Anlagen noch einmal signifikant niedriger verzinst. Für Immobilien passt aus unserer Sicht das Timing. Nach der Pandemie haben sich die langfristigen Renditen noch einmal um 2 Prozent erhöht, weil Preise in bestimmten Sektoren gefallen sind. Daher kommt auch die ambitionierte Zielrendite von 7 bis 9 Prozent – auch durch Hebeleffekte –, die sich in der Form an den Aktienmärkten langfristig nicht mehr erzielen lassen.

Wie skaliert man die Produktion maßgeschneiderter Real-Estate-Produkte für Privatkunden?

Specketer: Die von uns gekauften Immobilien liegen preislich im Schnitt bei etwa 140 Millionen Dollar. Wenn ich ein institutionelles Produkt für Privatinvestoren zugänglich machen will, bin ich als Anbieter auf die Nutzung von Skaleneffekten angewiesen. Dafür benötigt man einen Partner, der in der Lage ist, Investorengelder in Millionenhöhe global einzusammeln, damit das Produkt auch die gleichen Kostenvorteile wie bei institutionellen Immobilienfonds erzielt.