Der Investmentmarkt für Wohn- und Geschäftshäuser stabilisiert sich. Nach einem durchschnittlichen Preisrückgang von 33 Prozent in 52 deutschen Städten ist die Phase sinkender Preise weitgehend abgeschlossen. Das zeigt ein aktueller Wohnreport von Colliers. Investoren wittern demnach ihre Chance und kehren in den Markt zurück.
„Investoren bewerten das nun erreichte Preisniveau zunehmend als attraktiv und nutzen es zum Wiedereinstieg in den Markt. Sinkende Neubauzahlen und steigende Mieten werden diesen Trend verstärken“, sagt Felix von Saucken, Leiter für den Wohnmarkt Deutschland (Head of Residential Germany) bei Colliers. So bleibt Wohnen aus Investorensicht laut dem Experten ein Megatrend.
Daten von Immoscout 24 bestätigen diese Entwicklung: Die Schere zwischen Kauf- und Mietpreisen schließt sich, wodurch Immobilienkäufe als Investment attraktiver werden. Laut Immoscout steigen die Mieten in den Metropolen zehnmal schneller als die Kaufpreise. Immoscout-24-Geschäftsführerin Gesa Crockford erklärt: „Vor allem der starke Anstieg der Mieten macht den Immobilienkauf als Investment oder Eigenheim immer attraktiver.“
Rasanter Mietpreisanstieg treibt Nachfrage
Die Mieten steigen aktuell in Rekordtempo und übertreffen das Wachstum der verfügbaren Einkommen. Besonders deutlich zeigt sich der Anstieg demnach bei Neubauwohnungen: In den sieben größten Metropolen stiegen die Neubaumieten innerhalb eines Jahres um durchschnittlich 7 Prozent, in den 50 größten Städten um 8 Prozent. Daten von Immoscout 24 bestätigen diesen Trend mit einem Zuwachs von 15,5 Prozent bei Neubaumieten und 11,7 Prozent bei Bestandsmieten in den letzten zwei Jahren.
Ein wesentlicher Grund dafür ist der anhaltende Zuzugsdruck in die Großstädte. „Auch wenn die Zuwanderung 2023 etwas nachgelassen hat, bleibt der Zuzugsdruck auf die Metropolen insgesamt hoch und erhöht die Nachfrage nach Wohnraum“, so von Saucken.
Wohnungsneubau bricht massiv ein
Dem wachsenden Bedarf steht ein starker Rückgang beim Wohnungsneubau gegenüber. 2023 sanken die Baugenehmigungen um 27 Prozent, im ersten Halbjahr 2024 nochmals um 21 Prozent. „Der Wohnungsneubau ist massiv eingebrochen. Eine Wende zeichnet sich nicht ab“, schätzt von Saucken die Aussichten ein.
Die Folge: Das Angebot an Mietwohnungen wird immer knapper. In den 50 größten deutschen Städten sank es innerhalb eines Jahres um 4 Prozent. Besonders kritisch ist die Situation bei Sozialwohnungen, deren Zahl seit der Wiedervereinigung von 2,9 Millionen auf nur noch eine Million Einheiten geschrumpft ist.
Mikrowohnungen als Trend am Wohnungsmarkt
In diesem angespannten Marktumfeld gewinnen Mikrowohnungen zunehmend an Bedeutung. Sie bieten eine Lösung für Single-Haushalte und Menschen mit hohem Flexibilitätsbedarf. Für Investoren sind sie aufgrund höherer Renditen und stärkerer Mietdynamik attraktiv.
Für die kommenden Jahre erwarten Experten eine Fortsetzung der aktuellen Trends. Die Mieten dürften weiter steigen, wenn auch möglicherweise mit geringeren Wachstumsraten. ESG-Kriterien werden für Investoren zunehmend wichtiger.
Zum Nachlesen: Der komplette Colliers Wohnreport und die Immoscout-24-Auswertung.