Die bislang makellose Erfolgsbilanz von Crowdfunding-Immobilienprojekten hat einen Kratzer bekommen, berichtet Stiftung Warentest. Bislang hätten alle Anbieter das Geld pünktlich oder sogar vorzeitig zurückgetzahlt. Doch am 8. September 2017 stellte die Projektentwicklungsgesellschaft und ihre Mutter einen Insolvenzantrag, die in der Friedrich-Karl-Straße 22 in Berlin-Tempelhof zwei Mikroapartmenthäuser mit dem Namen Luvebelle bauen. Geld dafür hatte sich die Conrem-Ingenieure GmbH aus München von Anlegern auf der Internetplattform Zinsland geliehen. Bauherr war ihre Tochtergesellschaft Arplan Projektgesellschaft Alpha 1. Nun haben beide Gesellschaften sowie eine weitere Tochtergesellschaft der Conrem Insolvenz angemeldet.
Die Online-Plattform Zinsland hat seit ihrer Gründung im Jahr 2014 mehr als 25,5 Millionen Euro von knapp 3000 Privatanlegern eingeworben. Insgesamt wurden damit 32 Projekte mit 20 Projektentwicklern in Deutschland und Österreich mitfinanziert. Das Projekt in Berlin-Tempelhof haben bislang knapp 300 Investoren mitfinanziert, die sich mit insgesamt 1,25 Millionen Euro engagierten.
7 Prozent pro Jahr sollten die Schwarmfinanzierer bei Luvebelle bekommen. Berlin ist beliebt, die Nachfrage nach Mikroapartments ist hoch. Conrem-Ingenieure sammelte vom 28. April bis 31. Mai 2016 von 274 Investoren eine halbe Million Euro ein und visierte die Rückzahlung nach 18 Monaten für den 27. Oktober 2017 an, berichtet Stiftung Warentest. Vom 20. Juni bis 30. Juni 2017 lieh sich die Grundstückseigentümerin Arplan 750 000 Euro von 12 Investoren im Rahmen eines „exklusiven Club-Deals“ für ihre Offerte unter dem Namen Luvebelle 2 für das gleiche Projekt und lockte sogar mit 9 Prozent Zinsen pro Jahr.
Es ist derzeit völlig offen, ob und wie viel Geld die Anleger wiederbekommen, so Stiftung Warentest. Zudem sei es rätselhaft, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Auch Zinsland.de-Gründer und Geschäftsführer Carl von Stechow zeigte sich überrascht. Ihn hatte Heinz Michael Groh – der die Geschäfte beider Projektgesellschaften führt – erst nach einer Anfrage von Stiftung Warentest informiert. Von Stechow: „Wir sind in Gesprächen und setzen uns dafür ein, dass die Anträge zurückgenommen werden.“ Noch sei kein Insolvenzverfahren eröffnet worden.