2000 – Kleine Gewinne, geringe Risiken
Als ich im Jahr 2000 zur Zeit-Stiftung kam, befand sich die Welt gerade in der sogenannten Dotcom-Blase: Vermeintlich zukunftsweisende Technologieunternehmen hatten eine große Euphorie entfacht. Die Börsenkurse waren steil nach oben gegangen, der Dax hatte einen neuen Höchststand erklommen. Ein idealer Zeitpunkt, um die Aufgabe als Finanzvorstand der Zeit-Stiftung anzugehen – könnte man meinen. Die Förderprojekte werden ja nicht durch das Grundkapital einer Stiftung getragen, sondern durch die Gewinne durch verschiedene Investitionen. Damals spielten kurzfristige Aktienentwicklungen für uns aber noch keine so große Rolle.
Der Großteil des Kapitals war in festverzinslichen Anleihen angelegt. Höchstens 25 Prozent des Kapitals steckten in Aktien, und davon war ein nicht unerheblicher Teil an den Bertelsmann Verlag gebunden, eine Hinterlassenschaft von Gerd Bucerius. Auch an Immobilien besaßen wir nur unser Stiftungshaus an der Alster. Die Gebäude der Law School und das Literaturhaus waren keine Renditeobjekte. Es war unser Anspruch, das Geld mit möglichst wenig Risiko zu vermehren. Was damals auch mit Zinspapieren recht gut ging. Weil wir im Unterschied zu anderen Stiftungen mit der Law School und dem Kunst Forum zwei große eigene Projekte betreiben, war es für die Zeit-Stiftung immer von zentraler Bedeutung, sie so verlässlich wie möglich finanzieren zu können.
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2000 – Kleine Gewinne, geringe Risiken
Als ich im Jahr 2000 zur Zeit-Stiftung kam, befand sich die Welt gerade in der sogenannten Dotcom-Blase: Vermeintlich zukunftsweisende Technologieunternehmen hatten eine große Euphorie entfacht. Die Börsenkurse waren steil nach oben gegangen, der Dax hatte einen neuen Höchststand erklommen. Ein idealer Zeitpunkt, um die Aufgabe als Finanzvorstand der Zeit-Stiftung anzugehen – könnte man meinen. Die Förderprojekte werden ja nicht durch das Grundkapital einer Stiftung getragen, sondern durch die Gewinne durch verschiedene Investitionen. Damals spielten kurzfristige Aktienentwicklungen für uns aber noch keine so große Rolle.
Der Großteil des Kapitals war in festverzinslichen Anleihen angelegt. Höchstens 25 Prozent des Kapitals steckten in Aktien, und davon war ein nicht unerheblicher Teil an den Bertelsmann Verlag gebunden, eine Hinterlassenschaft von Gerd Bucerius. Auch an Immobilien besaßen wir nur unser Stiftungshaus an der Alster. Die Gebäude der Law School und das Literaturhaus waren keine Renditeobjekte. Es war unser Anspruch, das Geld mit möglichst wenig Risiko zu vermehren. Was damals auch mit Zinspapieren recht gut ging. Weil wir im Unterschied zu anderen Stiftungen mit der Law School und dem Kunst Forum zwei große eigene Projekte betreiben, war es für die Zeit-Stiftung immer von zentraler Bedeutung, sie so verlässlich wie möglich finanzieren zu können.
2003 Stabil bleiben im Kurssturz
Die Börsenkurse stürzten ab, weil große IT-Unternehmen pleitegingen und politische Ereignisse wie der Irakkrieg eine große Unsicherheit verbreiteten, aber wir waren davon kaum betroffen. Uns stand damals sogar auf einmal mehr Geld zur Verfügung, um es anzulegen. Denn der Teil des Stiftungsvermögens, der nach dem Tod von Gerd Bucerius noch an den Bertelsmann Verlag gebunden war, war in mehreren Tranchen zu uns herübergewandert: 610 Millionen Euro zusätzlich. Das Ziel war natürlich, dieses Kapital zu erhalten, aber auch Erträge zu erzielen.
In Krisenzeiten kommt es vor, dass Aktienwerte auf einmal 20, 30 Prozent niedriger bewertet werden, obwohl sich eigentlich gar nichts verändert hat. Die Unternehmen dahinter sind vital. Aber auf einmal wollen alle Anleger raus aus den Märkten. In diesem Moment den Mut zu haben, gegenteilig zu handeln, zahlt sich langfristig meistens aus. Wir haben den Anteil des Stiftungsvermögens, der in Aktien angelegt ist, in dieser Phase daher auf teilweise über 30 Prozent erhöht. Als Finanzvorstand einer Stiftung ist es in solchen Momenten angenehm, wenn man nicht am Ende des Jahres Bilanz ziehen und Betrag X erwirtschaftet haben muss, sondern es sich erlauben kann, langfristiger zu denken und zu handeln.
2008 Die Finanzkrise trifft auch die Zeit-Stiftung
Die Überbewertungen auf dem US-Immobilienmarkt ließen sich erahnen. Dass sich das dann aber so stark auf Europa auswirkt, hätte ich nie erwartet. Die Krise war auch für uns schmerzhaft. Wir mussten 2008 einen zweistelligen Wertverlust hinnehmen. Das hat dazu geführt, dass wir im Folgejahr weniger Projekte bewilligen konnten. Unsere zwei großen Einrichtungen, die Law School und das Kunst Forum, liefen natürlich weiter. In einer solchen Phase schläft man nicht immer gut. Ich habe gezweifelt, ob es richtig war, dass wir ab 2003 mehr Geld in Aktien angelegt hatten.
Ich erinnere mich, wie wir einen unserer Fondsmanager einluden, der sich dann erklären musste. Letztlich entschieden wir, uns finanziell nicht neu aufzustellen. Die Wut, die in dieser Krise viele auf die ihrer Meinung nach zu gierige Finanzwelt entwickelten, kann ich partiell nachvollziehen. Wir leben in einer Marktwirtschaft. Das führt dazu, dass sich die Wirtschaft in Schwankungen entwickelt und manchmal Ergebnisse erbringt, die man sich nicht wünscht. Ja, das System ist unvollkommen und produziert gelegentlich Exzesse. Ausmeiner Sicht gibt es trotzdem kein besseres.
2015 Umgestaltung des Portfolios
Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich die Börse nach der Weltfinanzkrise erholt und sogar neue Höchststände erreicht hat. Die Wende trat aus meiner Sicht ein, als China ein gigantisches Investitionsprogramm von 600 Milliarden US-Dollar ankündigte. Ich war überzeugt, dass davon auch große deutsche Firmen profitieren würden, die ja oft in China aktiv sind. VW zum Beispiel macht dort fast 40 Prozent seines Umsatzes. Deshalb haben wir in diesem Moment noch mehr Geld in deutschen Aktien angelegt. Und wir haben sogar erstmals über Fremdwährungsinvestitionen nachgedacht, davon aber aufgrund der unklaren globalen Lage wieder Abstand genommen.