Im Zuge der Picam-Affäre Finanzdienstleister fällt auf Bafin-Antrag unter vorläufige Insolvenzverwaltung

Sitz der Finanzaufsicht Bafin in Frankfurt am Main: Auf Antrag der Behörde hat das Amtsgericht Augsburg einen vorläufigen Insolvenzverwalter für den Finanzdienstleister Varian Defensive Capital.

Sitz der Finanzaufsicht Bafin in Frankfurt am Main: Auf Antrag der Behörde hat das Amtsgericht Augsburg einen vorläufigen Insolvenzverwalter für den Finanzdienstleister Varian Defensive Capital. Foto: Kai Hartmann Photography / Bafin

Im Zuge der Ermittlungen gegen die Anlagefirma Picam wegen des Verdachts des Anlagebetrugs droht einem schwäbischen Finanzdienstleister nun die Pleite: Das Amtsgericht Augsburg hat für die Gesellschaft Varian Defensive Capital (VDC) mit Sitz in Pöttmes die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet, wie das „Handelsblatt“ (bezahlpflichtig) berichtet. Den Antrag habe die Finanzaufsicht Bafin gestellt.

Die acht Beschuldigten der Picam-Gruppe sollen in betrügerischer Absicht bei etwa 2.300 Menschen in Deutschland und in der Schweiz Gelder in Höhe von rund 300 Millionen Euro für ein Anlagemodell eingesammelt haben. Die VDC kam laut Bericht zu Beginn des vergangenen Jahres mit der Anlagefirma in Berührung. So soll Picam gegenüber der VDC damit geworben haben, rund 80 Makler unter ihr Haftungsdach nehmen zu können, die das sogenannte Piccox-Zertifikat vertreiben würden.

Mit Renditeversprechen von 15 bis 20 Prozent und täglich verfügbarem Geld seien die Makler an die Anleger herangetreten. Doch obwohl wichtige Unterlagen wie der Prospekt vorenthalten worden seien, übertrugen viele ihr Investment in das neue Wertpapier, heißt es. Auch der festgeschriebene Rückzahlungstermin für Ende 2030 sei auf diese Weise nicht aufgefallen.

Viele der Vermittler machten offenbar mit, weil sie sich unter dem Haftungsdach in Sicherheit wähnten, schreibt das „Handelsblatt“. Doch laut Vermittler-Anwalt Daniel Blazek – der mit seiner Kanzlei BEMK Rechtsanwälte mit 40 Mandanten rund die Hälfte des Picam-Vertriebs vertritt – seien die Vertriebler genauso betrogen worden wie die Anleger, zitiert ihn der Bericht. Bei einzelnen Maklern sei wenig zu holen, da viele ihr privates Geld ebenfalls bei Picam angelegt hätten.

VDC gibt Bafin-Lizenz zurück

Varian Defensive Capital sei auf Initiative der Piccox Securitisation S.A. ausschließlich als Vermittlerin des beschriebenen Piccox-Zertifikats tätig geworden, heißt es in einer Stellungnahme auf dem hauseigenen Internetauftritt zur ersten Berichterstattung Mitte Januar. Man sei weder an der Strukturierung des Zertifikats beteiligt gewesen, noch habe man zu irgendeinem Zeitpunkt Kenntnis über die zugrunde liegenden Transaktionen gehabt.

Laut Bericht schrieb der VDC-Geschäftsführer Ende Januar in einer E-Mail, dass die Gesellschaft hohe Haftungsansprüche prüfe und möglicherweise kurz vor der Insolvenz stehe. Man habe auf die Seriosität der Partner vertraut, aber diese hätten die VDC in eine ausweglose Lage manövriert. Von der Emittentin sei man im Dezember 2017 informiert worden, dass diese auf unbestimmte Zeit keine Zertifikate zurücknehme.

Fakt ist, dass Varian Defensive Capital Ende Januar 2018 ihre Vermögensverwaltungslizenz an die Bafin zurückgegeben hat. Im Februar 2017 hatte das Vorgänger-Unternehmen Defensive Capital noch in Varian Defensive Capital umfirmiert. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter der VDC wurde der Anwalt Michael Bauer ernannt. Er soll laut Bericht verhindern, dass Vermögen abfließt, bis das Gericht über den Insolvenzantrag entschieden hat.

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