Im Schatten der großen Mandate Regionalbanken schließen Lücke im unteren Private-Banking-Segment

Oliver Mihm ist Vorstandsvorsitzender der Investors Marketing.

Oliver Mihm ist Vorstandsvorsitzender der Investors Marketing.

Der Wettbewerb um die interessanten, großvolumigen Mandate im Private Banking hat wieder an Fahrt aufgenommen. Augenfällig sind vermehrte Meldungen traditioneller Anbieter über den Wechsel von Führungskräften, die Aufstockung von Personal oder die Eröffnung neuer Standorte. Aus der Distanz ergibt sich ein Bild des Aufbäumens gegen Tendenzen, die das Geschäftsmodell aushöhlen.

Denn allen traditionellen Anbietern fällt es schwer zu wachsen, und dass, obwohl das Anlagevolumen der relevanten Klientel in Deutschland stetig wächst. An keiner Stelle sonst wird die Intensität des Wettbewerbs deutlicher als bei den Provisionen. Mit teils nur noch 0,6 Prozent Verwaltungsgebühr oder sogar darunter liegen sie mittlerweile hart an der Grenze der Wirtschaftlichkeit – gemeinhin werden etwa 100 Basispunkte auf das verwaltete Vermögen als notwendig erachtet.

Es fällt auf, dass gerade die Private-Banking-Einheiten der Großbanken nur wenig Erfolg in diesem Markt haben. Beispielhaft dafür steht die Deutsche Bank: Sie vermeldete für ihr Geschäftsjahr 2018 einen Ertragsrückgang von 4 Prozent im Wealth Management. Das Ertragswachstum in der Region Asien-Pazifik konnte deutlich niedrigere Erträge unter anderem in Europa einschließlich Deutschland nicht kompensieren, heißt es in einer Meldung der Bank. Und im Geschäftsbericht 2018 der Commerzbank heißt es, im Wealth Management „sollen vor allem höhere bestandsabhängige Erträge in Verbindung mit erwartungsgemäß marktbedingt wieder zunehmenden Depotvolumina zu höheren Provisionserlösen führen“. Mit anderen Worten: Man hofft auf gute Zeiten an den Börsen –eine sehr defensive Sicht auf die eigenen Chancen im Neugeschäft.

Auch für die DZ Privatbank ging die Rechnung zuletzt nicht auf. Ihre Probleme erinnern an die der großen Privatbanken: Zwar betreut die Luxemburger-Tochter der DZ Bank rund 18 Milliarden Euro Vermögen, wächst stark und liegt bei durchschnittlich 600.000 Euro Anlagevolumen pro Kunde. Doch musste der DZ Bank-Vorstand auf der Bilanzpressekonferenz Anfang Februar einräumen: „Die nachhaltigen Ertragsaussichten des Unternehmens haben sich – vor dem Hintergrund des starken Wettbewerbs und hohen Margendrucks im Private Banking sowie eines anhaltend niedrigen Zinsniveaus – deutlich reduziert.“ Das klingt bekannt. Nach hohen Abschreibungen auf den Unternehmenswert und mit neuem Vorstand wird jetzt die Neuausrichtung angegangen.

Ausländische Anbieter tun sich nicht leicht

Auch die Private-Banking-Einheiten ausländischer Anbieter tun sich nicht leicht. Häuser wie Credit Suisse oder auch die LGT Bank haben dem deutschen Markt längst ganz den Rücken gekehrt, während sich andere wie J. Safra Sarasin nur noch auf institutionelle Investoren fokussieren. Anbieter wie die UBS, HSBC oder BNP Paribas, die weiter ihre Chancen in Deutschland sehen, machten zuletzt mit hohen Vertriebs-Investitionen auf sich aufmerksam. Es ist sehr teuer und aufwändig, die notwendige Marktpräsenz aufzubauen und die Markenbekanntheit zu verbessern.

Diese Anbieter positionieren sich deshalb vor allem im Wealth Management mit größeren Anlagevolumina – eine Tendenz, die bereits seit längerem auch bei den exklusiveren Adressen mit Traditionsnamen zu beobachten ist. Manche Häuser wie Metzler haben die Untergrenze für eine individuelle Vermögensverwaltung auf bis zu fünf Millionen Euro angehoben. Oder sich wie Berenberg aktiv von Mandaten getrennt, deren Volumen nicht mindestens eine Million Euro erreicht haben. Gleichzeitig suchen viele ihr Heil in anderen Geschäftsfeldern und expandieren zum Beispiel verstärkt ins Investmentbanking.