Im Krisenmodus So reagieren Pensionskassen auf Corona und die Börsenturbulenzen

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Wertsicherungskonzepte sind nicht immer sinnvoll 

Anders als viele andere institutionelle Anleger hat die Babcock Pensionskasse ihre Vermögenswerte vor dem Corona-Crash nicht mit Wertsicherungskonzepten wie Stopp-Loss-Strategien vor Verlusten geschützt. Stattdessen habe man seit Jahren eine „innovative Asset-Allokation“ aufgebaut, die sich auch jetzt als stabil erwiesen habe, wie Langhoff erläutert. 

Der Crash ist inzwischen abgehakt, Anleger setzen auf eine Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr. Vor diesem Hintergrund sieht sich Langhoff bestätigt: „Ein Schutz gegen schwere Kursverluste hätte uns an der Erholung nicht teilnehmen lassen. Das zeigt sich jetzt bei den Kassen, die ausgestoppt wurden und wieder in den Markt wollen.“ 

Erfahrungen mit Wertsicherungskonzepten, die eigentlich dazu dienen, Verluste auf der einen Seite durch Erträge auf der anderen abzufedern, hat die Pensionskasse HT Troplast im Corona-Crash gemacht. Kapitalanlagenleiter Schmitz: „Aufgrund der extremen Verwerfungen der zu handelnden Futures über Nacht war eine gezielte Umsetzung unseres Wertsicherungsregimes nicht umsetzbar beziehungsweise hätte zu unmittelbaren größeren bilanzwirksamen Wertverlusten führen können.“ Kommt es, wie Schmitz sie nennt, zu „nicht funktionellen Märkten“, setzt die Pensionskasse ihr Wertsicherungskonzept in der Phase extremer Volatilitäten aus, um sich und die eigene Bilanz vor noch größeren Schäden zu bewahren.

Ein Crash bietet Anlegern aber auch Chancen, günstig einzusteigen. Von kurzfristigen Kaufmanövern hält Schmitz jedoch nicht viel. „Als langfristiger Investor investieren wir ausschließlich in reale Sachwerte“, sagt er mit Blick auf die Rückkehr des Optimismus an den Märkten. Kapitalmarktrücksetzer seien daher nicht von entscheidender Bedeutung. „Unser Kriterium für oder gegen eine Investition ist unabhängig von Marktverwerfungen. Daher werden wir aktuell keine antizyklische Investitionsentscheidung treffen.“

Auch die Pensionskasse der Mitarbeiter der Hoechst-Gruppe profitiert von Erfahrungen, wie Vorstandsmitglied Andreas Hilka deutlich macht: „Wir verfolgen eine disziplinierte, konservative Risikobudgetierungspolitik pro Anlageklasse und Manager – je nach Risikogehalt. Wertsicherungskonzepte haben in unserer Erfahrung im Rahmen vergangener Krisen Opportunitätsverluste verursacht“. Daher verzichtet die Pensionskasse auf ihren Einsatz. 

Während Corona vermutlich nur kurzfristige Auswirkungen auf die Kapitalmärkte hat, sind die niedrigen, teils negativen Renditen auf festverzinsliche Wertpapiere hoher Qualität scheinbar festbetoniert. Vor diesem Hintergrund sucht die Pensionskasse nach Anlagen, mit denen sie die Renditeerwartung auf akzeptablen Niveaus halten kann, wie Vorstand Hilka sagt. „Wir haben frühzeitig unsere Immobilienquote deutlich ausgeweitet und werden mit Augenmaß Infrastruktur und Private Debt ausbauen“. Dies sei aber eine Reaktion auf die Niedrigzinsphase, nicht auf Corona.

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