Raiffeisen Capital Management: Im Gespräch „Ich bin ein gnadenloser Optimist“

Mathias Bauer, Vorsitzender Raiffeisen Capital Management

Mathias Bauer, Vorsitzender Raiffeisen Capital Management

private banking magazin: Zwischen 2006 und Ende 2011 sanken die Fondsvolumen der Fondsanbieter massiv. Wie hat sich das Geschäft 2012 entwickelt?

Mathias Bauer: Noch vor rund einem Jahr waren die Erwartungen schlichtweg bescheiden. Dennoch wurde 2012 aus Sicht der Anleger ein extrem gutes Jahr und für Fondsgesellschaften das Jahr des Turnarounds. Ich bin ein gnadenloser Optimist und für die nächsten Jahre für den Absatz von Investmentfonds sehr positiv gestimmt. Es wird aber so sein, dass das Wachstum nicht mehr für jeden gleich ausfallen wird.

Was hat den Stimmungsumschwung ausgelöst?

Bauer: Unterstützt von den klaren Aussagen der Europäischen Zentralbank, den Euro zu retten, stellte sich an den Finanzmärkten Beruhigung ein. Es fand eine Rückkehr zu dem, was die Märkte beherrschen sollte, statt. Nun steht die Frage nach der wirtschaftlichen Entwicklung im Zentrum, die Sensibilität gegenüber politischen Schachzügen sinkt. Das ist ein sehr gutes Zeichen.

Was wird die Geldanlage 2013 prägen, und wie geht es mit dem Euro weiter?

Bauer: Die Zinsen werden nicht nur 2013, sondern über Jahre hinweg mit 0 bis 1 Prozent tief bleiben. Die Inflation wird mit 1,5 bis 2 Prozent über dem Basiszinssatz liegen. Wer auf Spareinlagen vertraut, wird real Verlust machen. Geld kostet also Geld. Gold auch, weil es keine Zinsen zahlt. Gold ist nur gut, wenn man glaubt, dass das Währungssystem zusammenbricht, weil das Edelmetall als realer Wert bestehen bleibt. Ich rechne aber zu 100 Prozent damit, dass es den Euro weiter geben wird. Die europäische Einheitswährung wird uns noch länger aushalten müssen. Privat- und Großanleger brauchen Wertpapiere, um nach Abzug der Inflation einen positiven Ertrag zu erzielen. Immobilien liefern keinen Beitrag mehr. Für einen Kauf zwecks Geldanlage ist es zu spät, weil Immobilien bereits viel zu teuer sind.

Welchen Prinzipien sollen Investoren treu bleiben?

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Bauer: Sie sollten unbedingt auf eine breite Streuung achten. Nicht alles ist gut, die Kurse können nicht immer nur steigen. Deshalb ist unsere Dienstleistung der ständigen Analyse und Gestaltung für den Anleger sehr gefragt.

Wie stehen Sie zur geplanten Einführung der Finanztransaktionssteuer?

Bauer: Nur eine globale Einführung ist sinnvoll. Es gibt nichts Flüchtigeres als Kapital. Sollten nicht alle Euro-Staaten mitmachen, werden die Gelder in einem Sekundenbruchteil in die Verweigerer-Länder abfließen. Falls die Steuer kommt, wird der Mittelstand hart getroffen, weil sich Geldanlage, Versicherung und Pensionskasse verteuern. Das drückt auf die Erträge. Ich muss der Politik bei der Finanztransaktionssteuer leider ein negatives Zeugnis ausstellen: gut gemeint, schlecht gemacht.

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