IAIS-Report 2023 Versicherungsaufsichten mahnen vor Risiken beim Asset Liability Management

Dunkle Wolken über der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main: Die Zinspolitik wirkt sich auch auf das Asset Liability Management der Versicherungen aus.

Dunkle Wolken über der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main: Die Zinspolitik wirkt sich auch auf das Asset Liability Management der Versicherungen aus. Foto: Imago Images / imagebroker

Die internationalen Aufsichtsbehörden mahnen Versicher bei der Kapitalanlage zu mehr Struktur – insbesondere bei alternativen Anlagen. Im globalen Marktreport weist die International Association of Insurance Supervisors darauf hin, dass bei der Anlageklasse noch immer eine allgemeingültige Definition fehle – um aber eine Alternative in der Kapitalanlage darstellen und aufgrund dessen gewisse Prämien abwerfen zu können, müssten die Assets gewisse Prinzipen erfüllen. Dazu zählen die Aufsichten zum einen die Illiquidität, zum anderen eine gewisse Bewertungsunsicherheit und eine gewisse Komplexität und Undurchsichtigkeit.

Was Alternative Anlagen für Versicherungen auszeichnet

Während etwa Private Equity, Infrastruktur, ungelistete Immobilienfonds oder Private Credit diese Kriterien erfüllen, sieht es bei Level-3-Anlagen oder Schwellenländeranleihen anders aus. Hybride seien Fonds für alternative Anlagen sowie Immobilien oder Hedgefonds. Wie die Versicherungen alternative Anlageklassen allerdings in die Portfolios integrieren, unterscheidet sich global dann mitunter deutlich. „Unterschiede in den Kapitalanforderungen können eine Rolle bei der Allokation von Kapital in nicht traditionelle oder alternative Vermögenswerte spielen“, schreiben etwa die Autoren des Marktberichts.

Entwicklung der Durationslücke von 2019 bis 2022 © IAIS IIM 2023

Unterschiede ergeben sich deshalb je nach Jurisdiktion: In den USA sind die Kapitalanforderungen für Collaterized Loan Obligations (CLOs) etwa sehr viel geringer als unter Solvency II in Europa. Andersherum sieht es bei nicht-gerateten Unternehmensanleihen aus: Bei ihnen braucht es unter Solvency II weniger Kapital als in den USA. Dementsprechend ist die durchschnittliche Allokation in nicht-gerateten Unternehmensanleihen in Europa höher als in den USA, während CLOs in den USA durchschnittlich 5,7 Prozent des Portfolios ausmachen, während die Quote in Europa bei nur 1,3 Prozent liegt.

Kapitalallokation pro Anlageklassevon 2019 bis 2022 © IAIS SWM 2023

Dass das Interesse an alternativen Anlagen wächst, ist auch einer der Faktoren, die die Aufsichtsbehörden als Teil struktureller Änderungen bei Lebensversicherern ausgemacht haben. Die Aufsichtsbehörden haben zudem zwei weitere Themen identifiziert, mit denen sich die Versicherer auch in Bezug auf die Kapitalanlage auseinandersetzen müssen:

  1. Das Management von Zins-, Liquiditäts- und Kreditrisiken in einem schwierigen makroökonomischen Umfeld
  2. Die vermögensintensive, weil grenzüberschreitende Rückversicherung

Die geldpolitische und ökonomische Situation sehen die Aufsichtsbehörden insbesondere für das Asset Liability Management als Herausforderung an. So zeigen die Daten, dass die Durationen für die Anlagen durchschnittlich geringer sind als die der Verpflichtungen. Das Fazit: Wenn die Zinsraten linear steigen, sinkt der Wert der Aktiva weniger schnell als der der Passiva – was wiederum dazu führte, dass einige Versicherer zuletzt positive Einflüsse bei ihren Solvenzpositionen bemerken konnten. Aber: Steigen die Zinsraten nicht linear oder treten – wie zuletzt geschehen – sogar inverse Zinskurven auf, kann sich diese Solvenzposition auch wieder verschlechtern.

Surrender-Risiko erhöht, Solvenzquoten in Europa verbessert

Gleichzeitig mahnen die Aufsichtsbehörden, dass das Surrender-Risiko, also das Rücktrittsrisiko von Versicherungsnehmern, schon wegen der Inflation und der steigenden Zinssätze zugenommen hat. Da die potenziellen Renditen traditioneller Anlageklassen auch steigen dürften, könnte sich diese Situation sogar noch verschärfen. Ein weiteres Risiko könnten Derivate darstellen, bei denen durch steigende Zinsraten Margin Calls nötig sind – je nach Region spielen die Derivate durchaus eine Rolle in der Allokation der Versicherer. „Ein Bereich, dem in Zukunft erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird, sind Immobilienengagements – insbesondere bei Gewerbeimmobilien“, schreiben die Studienautoren.

Asset Allokation von Versicherern basierend auf Klimasensitivität
Asset Allokation von Versicherern basierend auf Klimasensitivität © IAIS SWM 2023 and IIM 2023

Weitere Schwerpunktbetrachtung des Berichts war die Sensitivität der Kapitalanlage in Bezug auf Klimarisiken. Hier weisen vor allem die Allokationen europäischer Versicherer am meisten Investments auf, die von Klimaveränderungen nicht beeinflusst werden. Unterschiede ergaben sich zuletzt auch bei den durchschnittlichen Solvenzquoten: Während sie im globalen Durchschnitt in 2022 leicht fielen, stiegen sie in Europa sowie Afrika leicht. Auf der anderen Seite liegen die durchschnittlichen Solvenzquoten in Europa noch immer deutlich unter dem globalen Durchschnitt.


Den gesamten Bericht können Sie hier herunterladen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen