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Die HSBC hat einen Käufer für das deutsche Private Banking gefunden. Die britische Bank bestätigt am Montagmorgen, was das private banking magazin mit Verweis auf mehrere Quellen schon am Freitag berichtete: Die BNP Paribas übernimmt das deutsche Private Banking der HSBC. Die französische Bank hat sich damit aus dem Prozess der vergangenen Monate als Käufer herauskristallisiert.
In einem Statement vom Montagmorgen bestätigt ein Sprecher der HSBC, dass eine Einigung über den Verkauf des Private-Banking-Geschäfts mit der BNP Paribas getroffen wurde – vorbehaltlich relevanter behördlicher Freigaben und des Abschlusses von Verhandlungen mit dem Betriebsrat in Deutschland. Klappt der Prozess, soll die Transaktion planmäßig in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 abgeschlossen werden. Und: Für voraussichtlich insgesamt 120 Mitarbeitende ist dann die deutsche Niederlassung der BNP Paribas der neue Arbeitgeber.
Michael Schleef, Deutschlandchef der HSBC, freute sich, dass man einen strategischen Käufer gefunden habe, der mit seiner Positionierung das Geschäft vorantreiben könne: „Die Transaktion eröffnet uns die Möglichkeit, unser Geschäft in Deutschland zu vereinfachen und uns stärker auf das internationale Wholesale-Geschäft zu fokussieren.“
BNP Paribas möchte das deutsche Wealth Management neu ausrichten
Auch die BNP Paribas bestätigte den Kauf in einer Mitteilung. Im Wealth Management knackt die französische Bank nun die Marke von 40 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen. Man wolle mit dem Wealth Management zu einem der führenden Anbieter in Deutschland aufsteigen, heißt es in der Mitteilung. Der Fokus auf HNW- und UHNW-Kunden sowie die Verwurzelung in Nordrhein-Westfalen würden in das Modell von BNP Paribas Wealth Management passen.
„Die Weiterentwicklung des Wealth Management hierzulande ist ein wichtiger Baustein unseres Wachstumsplans“, erklärt Lutz Diederichs, Deutschlandchef von BNP Paribas. Er führt fort: „Über das Wealth Management erhalten unsere Kunden Zugang zu allen Leistungen der BNP Paribas Gruppe, insbesondere zum Corporate & Institutional Banking, Immobiliengeschäft, Asset Management und Wertpapierdienstleistungen“.
Das Geschäft soll Teil des deutschen Wealth Managements der BNP Paribas werden, aber: „Der Plan ist auch, die Art und Weise, wie wir Kunden in Deutschland betreuen, umzugestalten“, erklärte BNPs Wealth-Management-Chef Vincent Lecomte während einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz auf Nachfrage dieser Redaktion. Dafür benötige die Bank einen besseren, kombinierten Ansatz – aktuell teilt die BNP Paribas das deutsche Geschäft mit vermögenden Kunden in Private Banking und Wealth Management auf. „Es braucht ein wenig Arbeit, um das richtige Set-up und das nächste Zielbetriebsmodell zu definieren“, ergänzte Lecomte. Einen Kaufpreis wollten die Verantwortlichen der BNP Paribas nicht nennen. Auch Details zu den Umsatzzahlen im Wealth Management oder dessen Anteil am deutschen Bankumsatz verrieten die Verantwortlichen nicht.
Laut Informationen dieser Redaktion war bereits vergangene Woche klargeworden, dass BNP Paribas und HSBC das Geschäft noch vor Ende des Quartals finalisieren wollen. Offiziell bestätigt war der Deal aber nicht: Sowohl ein Sprecher der BNP Paribas als auch ein Sprecher der HSBC wollten sich auf die Frage, ob sie die Informationen bestätigen oder dementieren könnten, nicht äußern.
HSBC sprach laut Medienberichten mit mehreren Interessenten
Die BNP Paribas war die letzte verbliebene Kandidatin aus einer Reihe möglicher Käufer, die sich in den vergangenen Monaten postiert hatten. Denn schon im April tauchten die ersten Medienberichte auf, dass die HSBC den Verkauf sowie andere Optionen für mehrere deutsche Geschäftsbereiche prüfe. Betroffen von der Überprüfung: die Verwahrstelle, die Kapitalverwaltungsgesellschaft – und auch das Private Banking, einst hervorgegangen aus dem traditionsreichen und ehemaligen Düsseldorfer Bankhaus Trinkaus & Burkhardt.
Als mögliche Käufer galten laut Medienberichten die Julius Bär, BNP Paribas, Vontobel und die UBS. Die „Börsen-Zeitung“ berichtete zwischenzeitlich gar, dass sich die ABN Amro und HSBC bereits über einen Deal einig seien – aus beiden Lagern gab es danach mal mehr, mal weniger klare Dementis. Zwar war die ABN Amro wohl neben der UBS wirklich eine der verbliebenen Kandidatinnen, die sich ernsthaft für einen Kauf interessierten, am Ende machte jedoch die BNP Paribas das Rennen.
Entsprechende Überlegungen gab es bei der französischen Bank laut Informationen dieser Redaktion bereits in den vergangenen Jahren. Ein Deal ergibt für die BNP Paribas durchaus Sinn: Die französische Bank ist in Deutschland im Privatkundengeschäft über die Retail-Marke Consorsbank sowie über das Private Banking und seit 2018 über das Wealth Management vertreten. Gerade das Wealth Management blieb aber hinter den selbst gesteckten Zielen zurück: Eigentlich wollte die Bank im Wealth Management bis 2022 einen zweistelligen Milliardenbetrag verwalten und insgesamt einen Personalstamm von bis zu 150 Mitarbeitenden beschäftigen. Beide Ziele hat das Institut aber verfehlt, zwischenzeitlich verließen sowohl Berater als auch Führungskräfte aus dem mittleren Management den Geschäftsbereich. Probleme gab es dem Vernehmen nach mit der technischen Plattform im Wealth Management, während im Private Banking die Systeme auf denen der Consorsbank fußen.
Führungspersonal hat deutsches Private Banking der HSBC verlassen
Bei der HSBC wiederum spielte das deutsche Private Banking zuletzt nur noch eine untergeordnete Rolle: Die britische, international tätige Bank degradierte die Deutschlandtochter zur Niederlassung der französischen HSBC Continental Europe, deren Fokus eher auf dem Firmenkunden- und anderem Geschäft liegt. Im Private Banking verwalten die insgesamt 120 Mitarbeitenden ein Vermögen von deutlich über 20 Milliarden Euro. Standorte hatte die HSBC im Private Banking zuletzt in Hamburg, Düsseldorf, München, Berlin, Frankfurt, Stuttgart und Baden-Baden.
Personell veränderte sich das Private Banking der HSBC erst vor wenigen Wochen: Axel Hoffmans verließ das Institut und wechselt spätestens zum 1. Januar 2025 zur Julius Bär Deutschland, bei der er als Vorstandsvorsitzender auf Heiko Schlag folgt. Mit ihm wechselt Stefan Spieler zu Julius Bär. Bei der HSBC leitet seitdem Liv Wyen das Private Banking.
Hinweis: Dieser Artikel wurde nach der offiziellen Bestätigung des Deals am Montagmorgen aktualisiert.