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HSBC-Experte Christian Köker „Ins Depot A gehört mehr Elastizität“

Christian Köker, Zertifikate-Experte bei HSBC

Christian Köker, Zertifikate-Experte bei HSBC Foto: HSBC Zertifikate

Herr Köker, überall ist zu hören, der Sparer sei tot. Besteht eine Chance, dass er wieder lebendig wird? Oder anders gefragt: Was sollten Sparer und Anleger jetzt wissen?

Christian Köker: Klar ist, dass wir das klassische Sparen, so wie wir es kennen, auf absehbare Zeit nicht mehr erleben werden. Wenn man den eigenen Kindern sagt: Wenn du jetzt sparst, dann hast du später mehr, dann stimmt das zwar noch hinsichtlich der reinen Aufaddition der Beträge. Aber in ihrem Kern trifft die Aussage nicht mehr zu, weil der Gegenwartsverzicht nicht mehr belohnt wird. Vielmehr werden Sparende regelrecht bestraft. Deswegen sind Sparer, die früher die Schlauen waren, heute die Dummen – weil das beiseite gelegte Kapital über die Zeit entwertet wird.

Spätestens nach der jüngsten Entscheidung der EZB, die Einlagenzinsen um weitere 10 Basispunkte zu senken, dürfte klar werden, dass für klassische Sparer das Aussitzen keine Option mehr ist. Und mit jedem weiteren Zinsschritt nach unten wird der Weg zurück zur Normalität noch länger.

Hinzu kommt, dass die EZB – anders als die US-Notenbank Fed – in den vergangenen Jahren nicht dafür bekannt war, dynamische Zinsanpassungen in die eine oder andere Richtung vorzunehmen. Das heißt: Alle die darauf hoffen, bald für ihr klassisches Sparen belohnt zu werden, warten auf Godot.

Könnte im Gegenzug das Geschäft mit Wertpapieren neu angeheizt werden?

Köker: Das Interesse ist auf jeden Fall groß. Ich war kürzlich auf dem Börsentag in Berlin, eine Privatanlegerveranstaltung. Da stand ein netter älterer Herr bei uns am Stand, seriös gekleidet, der uns schilderte, dass er nach über 30 Jahren Berufstätigkeit für einen namhaften Automobilhersteller eine Abfindung bekommen habe und nicht wüsste, was er mit diesem Betrag machen solle. Jemanden, der sein Leben lang keinen Kontakt zu Wertpapieren hatte, jetzt zu einem Inhaber von Aktienanleihen als Beispiel zu machen, ist äußerst schwierig.

Der Fall zeigt, dass auch normale Menschen in die Lage kommen können, plötzlich über ein Geldvermögen zu verfügen, dass sie sparen möchten, aber nicht wissen, wie sie das tun sollen, ohne dass sich das Kapital über die Zeit reduziert.

Denn: Selbst wenn Sparer und Anleger dem deutschen Staat über 30 Jahre Geld leihen, ist die Verzinsung noch negativ. Ein weiterer Beleg dafür, dass der Sparer tot ist.

Welche Rolle könnten Anlagezertifikate in Zukunft spielen? Inwieweit sind sie für Anleger interessant, die vielleicht schon ETFs haben, aber auch fondsgebunden sparen oder Aktien ins Depot gekauft haben?

Köker: Immer mehr Menschen verstehen, dass wir uns in einer Welt bewegen, in der man ohne ein Risiko einzugehen keine Rendite mehr erzielen kann. Nicht jeder möchte sich allerdings Ausfallrisiken, Währungsrisiken und Aktienmarktrisiken voll aussetzen.

Bei Aktienanleihen und Anlagezertifikaten können Anleger hingegen ganz genau austarieren, wie hoch das jeweilige Risiko sein soll. Die Produktauswahl ist breit: Von ultrakonservativ bis riskant wie die Aktie selbst lässt sich eine Risikoklasse auswählen, die den individuellen Wünschen entspricht. Damit erreichen wir auch Menschen, denen das Risiko in der Welt der Aktien zu groß und die Rendite in der Welt der Anleihen zu klein ist.