Unternehmensanleihen oder Corporates können für Investoren eine attraktive Beimischung im Portfolio sein: Im Vergleich zu Staatsanleihen bieten sie tendenziell mehr Zinsen, da bei ihnen auch das potenzielle Ausfallrisiko höher ist. Allerdings ist Aufschlag nicht gleich Aufschlag, wie Jan Tachtler herausgefunden hat. Je nach Sektor fällt dieser recht unterschiedlich aus.
Der Kapitalmarktanalyst und Fondsmanager von HQ Trust hat dafür den durchschnittlichen Risikoaufschlag von insgesamt 18 Sektoren, unter anderem Finanzdienstleister und Industrieunternehmen, mit dem Renditeaufschlag des Bloomberg Euro Corporate verglichen. Dessen Renditeaufschlag auf Staatsanleihen liegt derzeit 112 Basispunkten. Tachtlers Untersuchung bezieht sich auf die vergangenen fünf Jahre, also von April 2019 bis April 2024.
Seine Ergebnisse:
- Wer bei Euro-Unternehmensanleihen nach einem höheren Renditeaufschlag als auf Indexebene sucht, wird vor allem bei Finanzdienstleistern fündig.
- Im Schnitt beträgt der Renditeaufschlag dieses Sektors auf den Bloomberg Euro Corporate aktuell 34 Basispunkte.
- Bei den Versorgern liegt dieser Spread lediglich bei 7 Basispunkten, bei den Industrieunternehmen ist er sogar im Minusbereich: Hier bekommen Anleger im Schnitt weniger Rendite als bei einem Indexinvestment.
Hier die grafische Übersicht der Ergebnisse:
Die höchsten Renditeaufschläge bieten demnach derzeit die sonstigen Finanzdienstleister: Der Spread fällt dort mit 101 Basispunkten am höchsten aus. Hinter dieser Kategorie verbergen sich Emittenten wie die Immobiliengesellschaften Aroundtown oder Vonovia. Mit diesem Ergebnis liegen sie sogar noch etwas unter ihrem Mittelwert der vergangenen fünf Jahre. Dieser beträgt 108 Basispunkte.
Die Plätze 2 und 3 belegen sowohl derzeit als auch aus historischer Betrachtung die Emittenten aus den Sektoren Versicherer sowie Reits (Real Estate Investment Trust). Die höchsten Renditeabschläge gibt es hingegen in den Sektoren Basiskonsumgüter, Industriegüter und Technologie.
Tachtler hat außerdem ein paar Ratschläge, was Anleger beim Kauf von Unternehmensanleihen noch beachten sollten:
- Investoren sollten nicht nur auf die Zinsen oder den Renditeaufschlag achten. In aller Regel gilt: Je höher der Spread, desto höher ist auch das Risiko.
- Es ist daher wichtig, sich auch mit der Bonität des jeweiligen Unternehmens und der Laufzeit der Anleihe zu beschäftigen.
- Eine gute Alternative für Investoren kann daher auch der Kauf eines Anleihenfonds oder -ETFs sein, der das Risiko breiter streut.