Hochschnellendes Wirtschaftswachstum „Das Ende der Iran-Sanktionen bietet eine einmalige Investmentchance“

Seite 2 / 3


Keine Wachstumshindernisse

Ein Faktor, der viele Entwicklungsländer unter ihrem Potenzial wachsen lässt, wie man es in zahlreichen Ländern des afrikanischen Kontinents und in Südasien gesehen hat, ist das Energiedefizit. Iran befindet sich bereits weltweit auf Platz 14 in Bezug auf installierte Leistungskapazität, während die Kapazitätsauslastung im Jahr 2014 nur bei 42 Prozent lag.

Beträchtliche Investitionen im Energiesektor über die vergangenen 15 Jahre sowie sehr niedrige Energieträgerpreise resultieren in günstigen Strompreisen und der Fähigkeit, den Nachfragewachstum mindestens für ein Jahrzehnt befriedigen zu können, ohne dabei die Kapazitätsgrenzen zu erreichen.

Eine relativ progressive Kapitalmarktinfrastruktur und Bankenlandschaft lassen den Iran auch hier im Vergleich zu anderen sogenannten Frontier Märkten gut dastehen. Während notleidende Kredite durchaus ein Grund zur Sorge sein können, lässt die Tatsache, dass 92 Prozent der Iraner über ein Girokonto sowie 75 Prozent über eine Debitkarte verfügen und außerdem 32 Prozent der Bevölkerung einen Kredit bei einem Finanzinstitut aufgenommen haben, darauf schließen, dass  das Finanzsystem bereits relativ robust ist. Zudem dürfte es in der Lage, einen deutlichen Fluss an Auslandsinvestitionen zu absorbieren.

Dementsprechend ist auch die Fähigkeit, durch mehr Fremdkapitalaufnahme das Wirtschaftswachstum voranzutreiben, deutlich höher als in vergleichbaren Märkten. Die Staatsverschuldung als Anteil am BIP liegt bei nur 4 Prozent, sodass das Problem notleidender Kredite mit Hilfe des Staates ohne großen Aufwand gelöst werden kann. Mit einer Inflationsrate von jetzt weniger als 10 Prozent und fallenden Leitzinsen könnte ein Anstieg der Staatsverschuldung zu einem weiteren Auslöser für mehr Wirtschaftswachstum werden.

Der erste Ansturm

Die Kombination aus Humankapital, Infrastruktur, erwähnenswerten Binnen-und Exportmärkten sowie Zugang zu günstiger Energie machen das Land seit vielen Jahren zu einem höchst attraktiven Ziel für Unternehmen der verarbeitenden Industrie.

Bereits kürzlich wurden wir Zeuge des Ansturms internationaler Konzerne aus Italien, Frankreich und China. Sie alle verfolgen das Ziel, von der Öffnung des Irans mit Handelsverträgen in Milliardenhöhe zu profitieren.

Viele dieser Unternehmen erneuern ihre alte Beziehungen von vor den Sanktionen, wie im Falle von Peugeot, die neue Verträge abgeschlossen haben, aber auch eine Entschädigungszahlung an iranische Partner für den erzwungenen Vertragsbruch vereinbart haben. Vor der Einführung der Nuklearsanktionen produzierte der Iran 1,6 Millionen Kraftfahrzeuge im Jahr 2011. Solch eine Ziffer zeigt das enorme Potenzial für Unternehmen aus dem Ausland.

Der Iran befindet sich seit 2006 in einem Reformprozess, mit dem Ziel, den Anteil der Staatsbeteiligung an der Wirtschaft bis 2017 von 75 auf 20 Prozent zu reduzieren. Der Großteil dieser Privatisierung ist bereits über zahlreiche Platzierungen am Aktienmarkt auf dem Weg.

Blick auf den Aktienmarkt

Unserer Einschätzung nach befinden sich 99,5 Prozent des Marktes im Besitz von Inländern. Der Aktienmarkt hat zurzeit über 500 Unternehmen aus 23 unterschiedlichen Sektoren und die Marktkapitalisierung liegt bei circa 100 Milliarden Dollar. Mit einem täglichen Umsatzvolumen von bis zu 300 Millionen Dollar wäre der Iran im Fall einer Indexaufnahme der größte Frontier Market.

Die positive Entwicklung des Aktienmarktes nach der Aufhebung der Sanktionen von 13 Prozent im Januar sieht umso beeindruckender aus, zieht man einen Vergleich zu den Nachbarn in Ägypten (minus 16 Prozent), Saudi Arabien (minus 13 Prozent), Kuwait (minus 8 Prozent) und Vereinigte Arabische Emirate (minus 6 Prozent).

Wir gehen davon aus, dass dies nur der Anfang einer sehr deutlichen Aufwertung des iranischen Aktienmarktes ist, der durchaus einige Jahre anhalten könnte. Der Markt handelt zurzeit auf einem 2016er Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gerade mal 5,5, während ein Markt wie Saudi Arabien mit einem 2016er KGV vom 13 bewertet wird. Die globalen Frontier Markets sind mit 11 doppelt so teuer.

Zusätzlich zur bereits erwähnten anhaltenden Aufwertung, gehen wir von einem Gewinnwachstum iranischer Unternehmen aufgrund des zu erwartenden hohen Konjunkturwachstums aus, welches deutlich stärker als in vergleichbaren Märkten ausfallen sollte.

Somit sind wir der Meinung, dass der Iran mit einem Aufschlag zu anderen Märkten in der Region sowie den globalen Frontier Märkten handeln sollte.