Spitzenwert in Europa Drei von vier Vermögenden bereuen ihren Umgang mit dem Erbe

Guy Henriques von der Capital Group.

Guy Henriques von der Capital Group: „Die Mehrheit der Erben wünscht sich rückblickend, sie hätte ihr Vermögen anders genutzt, insbesondere stärker investiert.“ Foto: Capital Group

Eine aktuelle Studie von Capital Group zeigt, dass 76 Prozent der vermögenden Deutschen bereuen, wie sie ihr Erbe verwendet haben. Damit liegt Deutschland deutlich über dem internationalen Durchschnitt von 65 Prozent.

Capital Group befragte für die Untersuchung 600 vermögende Privatpersonen in Europa, dem asiatisch-pazifischen Raum und den USA zu ihrem Umgang mit Erbschaften. Die Ergebnisse zeigen Schwächen in der Nachfolgeplanung und verdeutlichen das Potenzial, das Familien ungenutzt lassen.

Millennials orientieren sich an sozialen Medien und Finfluencern

Fast die Hälfte der Befragten erbte direkt von den Großeltern, meist zwischen einer und 25 Millionen US-Dollar. Dabei zeigt sich ein generationsspezifisches Beratungsverhalten. Millennials vertrauen nach einer Erbschaft häufiger auf soziale Medien und sogenannte „Finfluencer“ (27 Prozent) als auf professionelle Finanzberater (18 Prozent). Deutsche Vermögensinhaber folgen diesem Trend. 48 Prozent setzen auf soziale Medien, während 23 Prozent professionelle Beratung suchen.

 

Die Zahlen verdeutlichen das Problem. Im Durchschnitt fließen 22 Prozent des geerbten Vermögens in Investmentfonds und 11 Prozent in Pensionsfonds. Zwei von fünf Erben bedauern rückblickend, nicht mehr investiert zu haben. „Die Mehrheit der Erben wünscht sich rückblickend, sie hätte ihr Vermögen anders genutzt, insbesondere stärker investiert“, erklärt Guy Henriques, Leiter Europa und Asien bei Capital Group.

Mangelhafte Zukunftsplanung 

Die Studie zeigt weitere strukturelle Defizite. Drei Viertel der Vermögensinhaber berichten von Schwierigkeiten in der Kommunikation zur Nachfolgeplanung. 79 Prozent hinterlassen keine konkreten Vorgaben zur Verwendung des Erbes. Bei Nachfolgefragen dominieren Juristen (61 Prozent) und Steuerberater (49 Prozent) die Beratung. Finanzberater beziehen rund 20 Prozent der Familien ein.

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