Wie identifizieren Sie „Best-in-Class“-Emittenten unter ESG-Gesichtspunkten?

Tamvakis: Unserer Meinung nach zeichnen sich die besten Unternehmen durch ihre Fähigkeit aus, Mehrwert zu schaffen, indem sie Nachhaltigkeitsfaktoren in ihre betrieblichen und finanziellen Prozesse integrieren. Wir bewerten die langfristige Nachhaltigkeit der Emittenten, wobei wir die Unternehmen anhand ihrer Branchen oder Sektoren, ihrer geografischen Lage und ihrer Geschäftsmodelle in Gruppen einteilen. Wir stellen fest, in welchem Grad jede Gruppe einer der von uns identifizierten fünf wichtigsten Herausforderungen für die Entwicklung ausgesetzt ist: Klimawandel, Ressourcen und Abfall, gesunde Lebensweise und Wohlbefinden, Digitalisierung und Innovation sowie demografische Entwicklungen. Im Transportwesen erhalten Fluggesellschaften zum Beispiel negativere Klimawertungen als die Schifffahrt. Im Lebensmittelsektor erhalten Unternehmen, die gesunde Produkte herstellen, positivere Wertungen als Hersteller von Junkfood.

Welche Rolle spielt für Sie der Umgang der Unternehmen mit den Aktionären und Stakeholdern?

Joret: Wir untersuchen die Beziehungen jedes Unternehmens zu seinen Stakeholdern, denn unserer Meinung nach können sich daraus sowohl Chancen als auch Risiken für die langfristige Wertentwicklung ergeben. Wir analysieren, inwieweit es jedes Unternehmen versteht, die Interessen von sechs Arten von Stakeholdern – Anleger, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, die Gesellschaft und die Umwelt – in seine langfristige Strategie einzubeziehen. Unsere Beurteilungen beruhen auf der Bedeutung der einzelnen Aspekte für die Art des Unternehmens oder der Branche.

Könnten Sie das an einem Beispiel verdeutlichen?

Joret: Im Energiesektor etwa legen wir großes Gewicht auf die Umwelt, während im Softwaresektor die Betonung stärker auf Mitarbeitern und Kunden liegt.