Henrik Hänche, Leiter Finanzen Deutsche Post DHL „Kontrollierte Offensive zeichnet uns aus“

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Ihre Pensionsgelder sind aufgeteilt in einen Pensionsfonds und ein CTA. Wie kam es zu dieser Konstellation?

Hänche: Der Vorteil eines Contractual Trust Arrangement, kurz CTA, sind seine hohen Freiheitsgrade. Die Erfolge, die wir hier in den vergangenen Jahren erzielt haben, geben uns recht – und lassen uns auch weiterhin an diesem Pensionsvehikel festhalten. Die Idee für den Bafin-regulierten Pensionsfonds entstand während der Finanzkrise. Unser Anliegen war, einen Bestand an Pensionsverpflichtungen zu transferieren, um die Beiträge zum Pensionssicherungsverein, die damals wegen der vielen
Unternehmenspleiten zu explodieren drohten, zu reduzieren.

Machen Sie ein Overlay beim Pensionsvermögen?

Hänche: Des Deutschen liebstes Kind im Asset Management scheint das Overlay-Management zu sein. Während in unseren Pensionsvehikeln außerhalb der Bundesrepublik Overlay keine Rolle spielt, haben wir ein entsprechendes Management in Deutschland. In einigen Multi-Asset-Mandaten sind Risikobudgets und Wertuntergrenzen eingezogen. Diese Mandate steuern sich sozusagen von selbst. Dort, wo dies nicht möglich ist, haben wir einen Overlay-Manager, der über die Einhaltung des Risikobudgets wacht.

Henrik Hänche (l.) im Gespräch Quelle: Markus Kirchgessner

Sie haben Ende 2017 eine Wandelanleihe und einen Euro-Bond auf den Markt gebracht. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

Hänche: Wir finanzieren uns hauptsächlich aus dem operativen Geschäft. Den Kapitalmarkt zapfen wir nur an für Dinge außerhalb der Reihe. Nachdem wir bereits 2012 eine Euro- und eine Wandelanleihe in einem Volumen von jeweils einer Milliarde Euro begeben haben, um unsere Pensionen weiter auszufinanzieren, haben wir uns entschlossen, im Dezember 2017 eine neue Wandelanleihe im gleichen Umfang zu begeben. Zusätzlich haben wir einen Euro-Bond in Höhe von 500 Millionen Euro emittiert, diesmal, um das Pensionsvermögen in Großbritannien zu stärken. Alles in allem sind wir hier gut aufgestellt. Insgesamt belaufen sich unsere Pensionsverpflichtungen auf 17,4 Milliarden Euro, die meisten davon in Deutschland, gefolgt von Großbritannien, den Niederlanden, der Schweiz und den USA.

Die Fondsindustrie ist erfinderisch, was neue Produkte angeht. Stichwörter sind Smart Beta oder Factor Investing. Außerdem sehen wir derzeit den Siegeszug des passiven Investierens. Was halten Sie davon?

Hänche: Wir sind eher puristisch unterwegs. Neue Produkte schauen wir uns an, um mitdiskutieren zu können, sind hier am Ende des Tages aber sehr zurückhaltend. Auf passive Investments setzen wir immer dann, wenn wir glauben, dass die Märkte wirklich effizient sind, etwa bei Large-Cap-Aktien und Staatsanleihen. Dort, wo es Ineffizienzen gibt und die Forschung diese auch belegt, etwa bei Small Caps, investieren wir nur aktiv. Da kommt es dann auf die Auswahl des richtigen Managers an. Mit passiven Investments können die Kosten gedrückt werden, die aktiven Anlagen können dagegen gern etwas kosten – bei angemessenem Ertrag.