Hendrik Leber im Interview über Kryptowährungen „Es könnte auch schiefgehen, dann ist vielleicht der Job weg“

Hendrik Leber, geschäftsführender Gesellschafter von Acatis.

Hendrik Leber, geschäftsführender Gesellschafter von Acatis: „Manche Kunden sagten Bitcoin sei Teufelszeug. Sie freuten sich dennoch über die Performance.“ Foto: Anna Mutter

private banking magazin: Sie haben schon in Kryptowährungen investiert, als viele Stimmen noch kritisch waren. Warum?

Hendrick Leber: Bei unseren Fonds haben wir das erste Bitcoin-Zertifikat für den Acatis Datini Valueflex Fonds gekauft, das war im Oktober 2016. Ben Miller hat mir einmal auf einer Preisverleihung in Frankfurt von Bitcoin und Ethereum erzählt und gesagt, dass das eine ganz große Sache sei. Danach habe ich angefangen, mir das genauer anzuschauen. Und irgendwann haben meine Frau und ich Gold mit Bitcoin anhand einer Checkliste miteinander verglichen. Fast in jeder Hinsicht war Bitcoin aus unserer Sicht besser, das hat für uns den Ausschlag zum Investieren gegeben.

Wie haben Ihre Kunden anfangs reagiert?

Leber: Viele waren eher abwartend, manche sagten auch, das sei Teufelszeug. Sie freuten sich dennoch über die Performance.

Warum gehören Kryptowährungen in die Vermögensverwaltung?

Leber: Kryptowährungen betrachte ich als eine eigenständige Assetklasse beziehungsweise Anlagewährung ähnlich Gold, Rohstoffen, dem Schweizer Franken oder der norwegischen Krone. Und Bitcoin bewerte ich weder besser noch schlechter als Gold. Kryptowährungen können das Portfolio diversifizieren und bieten Rendite-Chancen. Ein wesentliches Risiko bei Kryptowährungen sind allerdings die großen Kursschwankungen, auch ein Totalverlust ist möglich. Daher sollte niemals ein nennenswerter Anteil des Portfolios aus Kryptowährungen bestehen; angemessen sind 2,5 Prozent bis vielleicht 10 Prozent.

Und welche Kryptowährungen gehören nicht in die Vermögensverwaltung?

Leber: Zum Beispiel der Trump-Coin. Hier geht es nur um die Person und nicht um das, was dahintersteht. Generell sind Meme-Coins meiner Ansicht nach Betrug, und auch viele der Non-Fungible Tokens.

Hat sich die Einstellung gegenüber Kryptowährungen in der Vermögensverwaltung in den vergangenen Jahren geändert?

Leber: Aus meiner Sicht trauen sich mittlerweile einige allmählich an die Assetklasse heran, aber immer noch sehr verhalten und breit gestreut mit einer minimalen Gewichtung. Der ein oder andere möchte vielleicht auch nicht darüber reden, denn es könnte auch schiefgehen, und dann ist unter Umständen der Job weg.

Wie hat sich das Interesse institutioneller Investoren in den vergangenen Jahren entwickelt?

Leber: Nur das Interesse von ganz wenigen super-affinen institutionellen Anlegern ist etwas gestiegen, bei Privatanlegern ist es dagegen deutlich stärker gewachsen. 

 

Werden Kryptowährungen weiterhin so rasant im Wert steigen wie in den vergangenen Jahren? 

Leber: Das wissen wir nicht. Das Tempo kann hoch bleiben, wird aber grundsätzlich geringer sein als in den vergangenen Jahren. Es kann sowohl positive Nachrichten geben, die den Kryptomarkt oder einzelne Kryptowährungen plötzlich befeuern, als auch negative Nachrichten, die zu einem Crash oder Totalverlust führen. Eine stetige Entwicklung erwarte ich nicht.

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