Für institutionelle Investoren Die Auswirkungen von Zinswende und Inflation auf Private Markets

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Die Auswirkungen von Zinswende und Inflation auf Private Markets
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Florian Bucher vom BAI

Florian Bucher vom BAI: „In einem Umfeld mit hohen Abwärtsrisiken und gleichzeitig der ständigen Möglichkeit dynamischer Markterholungen, werden Long-Short-Strategien entsprechend als chancenreich angesehen.“ Foto: BAI

Welche Alternativen Investments werden aufgrund des sich verändernden Makroumfeldes an relativer strategischer Attraktivität gewinnen?

Um Antworten hierauf zu finden, befragten wir in unserem BAI Investor Survey 2022 und dem BAI Member Survey 2022 insgesamt 165 deutsche institutionelle Investoren und Asset Manager. Anhand der repräsentativen Survey-Daten berechneten wir Indikatoren für die von deutschen LPs und GPs erwarteten Auswirkungen des veränderten Makroumfeldes auf verschiedene Anlageklassen. Hedgefonds, Liquid Alternatives und Rohstoffe schnitten dabei auf aggregierter Ebene besser ab als alle anderen AI-Klassen.

Rohstoffe als Profiteure

Rohstoffe werden als die größten Profiteure von anhaltend höherer Inflation, als auch anhaltend höherer Zinsen, gesehen. Als Grund hierfür kann jedoch angenommen werden, dass Rohstoffpreise direkt in die Berechnung von Inflationsraten einfließen, weshalb nicht überrascht, dass Rohstoffpreise und die Inflation im vergangenen Jahr parallel stiegen. Darüber hinaus gelten Rohstoffe weithin als geeignet zur Diversifikation - zur Absicherung von Verlusten, die entstehen, wenn andere Anlageklassen aufgrund von Marktverwerfungen an Wert verlieren. Bei der Beurteilung der möglichen Aussichten für Rohstoffe ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Nachfrage zum Teil stark von der Wirtschaftslage abhängt, die wiederum die erwartete Inflation beeinflusst.

Mögliches Comeback von Hedgefonds und Liquid Alternatives

Weiter sind Hedgefonds und Liquid Alternatives aus Sicht der GPs und LPs klare Nutznießer der erhöhten Inflation und der steigenden Zinsen. In einem Umfeld mit hohen Abwärtsrisiken und gleichzeitig der ständigen Möglichkeit dynamischer Markterholungen, werden Long-Short-Strategien entsprechend als chancenreich angesehen.

 

 

 

Wie Daten des BAI Investor Surveys zeigen, war die Bedeutung von Hedgefonds und Liquid Alternatives in den letzten Jahren rückläufig. Auch Rohstoffe hatten es in der deutschen institutionellen Investorenlandschaft schwer. Die Daten deuten jedoch auf einen Bruch dieses negativen Trends hin. Sie zeigen, dass bei Hedgefonds und Liquid Alternatives, nach kontinuierlich abnehmender Bedeutung in den vergangenen Jahren, erstmals kein Rückgang mehr zu verzeichnen ist. Bei Rohstoffen und der Nachfrage nach Absolute-Return-Strategien sehen wir sogar einen leichten Anstieg.

Trendfolge- und Makrostrategien vorteilhaft im inflationären Umfeld

Für unsere Studie führten wir zusätzlich Interviews mit Experten durch, um die Auswirkungen der Zinswende und Inflation in der Praxis besser zu verstehen. Sie stützen den Befund wonach Rohstoffe, Hedgefonds und Liquid Alternatives als relative Profiteure des Makroumfeldes angesehen werden können und gehen davon aus, dass wir vor einer Epoche mit höherem Zins- und Inflationsniveau, sowie höherer Volatilität, stehen. Jedoch wird deutlich, dass zwischen Strategien und Teilstrategien innerhalb des Hedgefonds-Sektors unterschieden werden muss und insbesondere Trendfolge- und Makrostrategien als vorteilhaft im inflationären Umfeld angesehen werden.

Eine Analyse der Benchmarks für Strategien und Teilstrategien zeigt, dass Hedgefonds im Jahr 2022, einem Jahr, das durch steigende Inflation, Zinserhöhungen und hohe Volatilität gekennzeichnet war, eine deutlich bessere Performance als der breite Markt erzielten. Außerdem konnten wir eine erhebliche Varianz zwischen den verschiedenen Hedgefonds-Strategien und -Teilstrategien beobachten. Die beste Performance erzielten Trendfolge-Strategien, die von momentumgetriebenen Marktverschiebungen profitierten.

Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass es viele unterschiedliche mögliche Benchmark-Indikatoren gibt, die stets mit gewissen Unsicherheiten behaftet sind.

Entwicklung des Aktienmarktes und verschiedener Hedgefonds Benchmarks seit dem Tief des Corona-Crashs (links) und seit dem Allzeithoch des MSCI Word (rechts).

Die Entwicklung einer Benchmark ist jedoch jeweils stark vom betrachteten Zeitraum und dem Ausgangspunkt der Investition abhängig. So erwiesen sich Hedgefonds, insbesondere trendfolgende Teilstrategien, in der Vergangenheit stets in Zeiten von Marktabschwüngen und hoher Volatilität als nützlich, unabhängig vom inflationären Umfeld. Die Performance von Hedgefonds und Strategien/Sub-Strategien war während der beiden großen Bärenmärkte dieses Jahrtausends, nach dem Platzen der Dotcom-Blase und im Zuge der Weltfinanzkrise, deutlich besser als jene des breiten Marktes. Innerhalb der Hedgefonds-Strategien funktionierten jeweils Trendfolge-, CTA-, und Makrostrategien am besten und profitierten von erhöhter Volatilität an den liquiden Märkten.

Entsprechend lassen sich diskutierte Vorteile für Hedgefonds, Liquid Alternatives und Rohstoffe nicht allein auf geldpolitische Mechanismen und das makroökonomische Umfeld zurückführen, sondern hängen vielmehr von generellen Marktmechanismen der liquiden Märkte ab. Andere alternative Anlageklassen sind direkter den Einflüssen durch Zinsen und Inflation ausgesetzt, jedoch sind die Implikationen je nach Asset deutlich komplexer, wie auch aus unseren Daten hervorgeht.

Entwicklung des Aktienmarktes und verschiedener Hedgefonds Benchmarks während des Platzens der Dotcom-Blase vom Hoch bis zum Tief (links) und während des Marktrückgangs aufgrund der Weltfinanzkrise vom Hoch bis zum Tief (rechts).

 

Geographische Verschiebungen in der Allokation alternativer Investments erwartet

Makroökonomische Szenarien mit höheren Inflationszahlen und mittelfristig höheren Zinsen wirken sich jedoch nicht nur auf die Attraktivität einzelner Assetklassen und auf mögliche Umschichtungen zwischen Assetklassen aus. Die aktuelle Inflation und die Reaktionen der Zentralbanken rund um den Globus sind Teil eines komplexen geopolitischen Systems. Faktoren wie die chinesische Covid-Politik, der anhaltende russische Angriffskrieg in der Ukraine und Lieferketten-Engpässe, sind Faktoren, die steigende Rohstoffpreise und damit die Inflation befeuern.

 

 

Außerdem sehen führende Analysten die strategische Rivalität zwischen den USA und China und den Konflikt um Taiwan, sowie rechtliche und politische Unsicherheiten in China, als zentrale geopolitische Risiken an. Unsere Daten aus dem BAI Investor Survey 2022 zeigen, dass hiervon auch AI betroffen ist und institutionelle Investoren geographische Verschiebungen innerhalb ihrer AI-Allokation erwarten.

Einfluss geopolitischer Krisen/Risiken (Rohstoffpreise, Engpässe in der Lieferkette, der Krieg in der Ukraine, politische Risiken in China usw.) auf die globale KI-Allokation, Quelle: BAI Investor Survey 2022.

Die höchsten Nettozuflüsse sind in die USA zu erwarten. 32,1 Prozent der LPs geben an, dass geopolitische Krisen hier zu höheren Allokationen führen und nur 3,7 Prozent erwarten einen Rückgang. Dies könnte damit erklärt werden, dass die USA als sicherer Hafen angesehen werden und weniger von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine betroffen sind, auch weil sie weniger von Energieeinfuhren abhängig sind. Für China hingegen rechnen 54,7 Prozent der Befragten mit Rückgängen der AI-Allokation, wofür vermutlich zunehmende politische und rechtliche Unsicherheiten und die wachsenden geopolitischen Spannungen verantwortlich sind.

Wie lange und in welchem Ausmaß Hedgefonds, Liquid Alternatives und Rohstoffe eine bedeutendere Rolle einnehmen, hängt entsprechend maßgeblich davon ab, wie sich die geopolitische Lage und das makroökonomische Umfeld weiter entwickeln und ist somit mit großen Unsicherheiten behaftet.

Über den Autor:

Florian Bucher ist Referent beim Bundesverband für Alternative Investments (BAI). Weitere Stationen von ihm waren beim Schweizer Beratungsunternehmen Egon Zehnder und im Rahmen seines Studiums beim unabhängigen Forschungsinstitut IZA.

Die komplette Studie finden Sie hier.

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