Hauck & Aufhäuser Marktkommentar Was den Flash-Crash in den USA befeuerte

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Wie reagieren wir?

Wir sind seit geraumer Zeit in Aktien übergewichtet (mit einer Übergewichtung von bis zu 20 Prozent gegenüber der definierten neutralen Quote). In unserem Kapitalmarktausblick zu Beginn des Jahres haben wir für den Dax – stellvertretend für andere Aktienindizes – ein breites Prognoseband für 2018 definiert: es reicht von 12.000 bis 15.000 Punkte, mit der Erwartung eines Jahresendstandes um 14.000 Punkte. Dass es zu heftigen Schwankungen kommen kann, hatten wir erwartet. Wie immer sind der konkrete Anlass und das Ausmaß im Vorhinein unbestimmt.

Generell bestehen jetzt drei Optionen: Aktienquoten reduzieren, erhöhen oder unverändert belassen. Wir entscheiden uns vorerst für das Letztere. Die Gründe: wie eingangs erwähnt, lässt sich aus den berichteten Unternehmensgewinnen und den Ausblicken kein Verkaufsszenario ableiten. Zudem sind die Bewertungskennziffern – auch für die zuvor relativ gesehen teureren Märkte (etwa USA) – nun auf günstigerem Niveau. Im Jahr 2000 waren eine Reihe von TMT-Werten mit KGVs von über 50 bewertet und dies bei Verlusten.

Heute sind solche Titel in der Regel nicht einmal halb so hoch bewertet und liefern Gewinne. Auch teilen wir die Zinsbefürchtungen nur bedingt. Die Quoten unverändert zu belassen, kann genau genommen im Portfoliokontext dazu führen, dass es zu Aufstockungen auf das Ursprungs-gewicht kommen kann (Rebalancing). Eine Reduzierung der Aktienquoten erscheint uns vor dem Hintergrund der geschilderten Entwicklungen bei Gewinnen und Bewertungen nicht für angemessen und sehr prozyklisch.

Wo liegen die Risiken? 

Die Erfahrungen aus ähnlichen, früheren Ereignissen zeigen, dass die Gegenbewegungen scharf ausfallen können – dann nach oben. Und eventuell mit Hilfe von Unterstützung eben jener Institutionen – nämlich den Notenbanken -, die jetzt mit zu den Auslösern des Kursverfalls gezählt. Nur im Falle ernster wirtschaftlicher Krisen sind anhaltende Abwärtsbewegungen auf den Aktienmärkten zu erwarten.

Echte Krisen können wir derzeit nicht erkennen, es sei denn es kommt wie 2008 zu einem Spillover von der Finanzmarktsphäre auf die Realwirtschaft. Jedoch war damals die Situation eine andere, weil Überschuldungen zu Asset-verkäufen geführt haben (Stichwort „Bilanzrezession“). Davon streng zu unterscheiden sind die oben erwähnten systematischen Strategien, die trendverstärkend nach unten wirken können. Ob sich dieses Risiko materialisiert, werden die nächsten Tage zeigen.    

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