Am 29. März hat die britische Premierministerin Theresa May mit einem Brief an die EU formell den Austritt Großbritanniens aus der europäischen Union erklärt. Fast alle Politikbeobachter und Ökonomen außerhalb Großbritanniens sind sich einig (selbst wenn es die meisten diplomatischer formulieren): dies war ein superdämlicher Schritt.
Nicht nur, dass die Motivation für den Brexit eine Volksabstimmung war, bei der die Mehrheit durch Fehlinformation und das Anstacheln nationalistischer Gefühle gewonnen wurde. In Zeiten der Globalisierung und internationalen Integration erscheint es grundsätzlich närrisch, die Teilhabe am größten Binnenmarkt der Welt leichtfertig auf das Spiel zu setzen. Weiterhin riskiert das Land, dessen Wirtschaft wie kein anderes EU-Land von qualifizierten Zuwanderern abhängig ist, durch die Anti-Immigrationsstimmung die Abwanderung vieler Leistungsträger. Die Abspaltung von Regionen wie Schottland und Nordirland, die gegen den Brexit gestimmt haben, wird provoziert.
Vor allem aber ist Großbritannien in den kommenden Verhandlungen mit der EU aufgrund der vorgegebenen Vorgehensweise in einer schlechten Position: Für einen zukünftigen Kooperationsvertrag ist das Land auf die Zustimmung jedes verbleibenden Mitgliedslandes abhängig. Damit wird Großbritannien grundsätzlich erpressbar. Zum Beispiel von Spanien, mit dem es wegen Gibraltar einen seit Jahrzehnten ungeklärten diplomatischen Konflikt gibt. Zudem hat die EU wenig Interesse an einer für Großbritannien vorteilhaften Vereinbarung, um potenzielle Austrittskandidaten abzuschrecken.
Die Vorstellung eines „Soft Brexit“, bei dem Großbritannien trotz EU-Austritts den freien Zugang zum Binnenmarkt erhält, erscheint unter diesen Voraussetzungen unrealistisch. Ein „Hard-Brexit“, bei dem der Handel wieder nach Regeln der Welthandelsorganisation WTO erfolgt – und somit auch durch Zölle und Warenkontrollen behindert werden kann – erscheint aktuell viel wahrscheinlicher. Nach den gängigen ökonomischen Vorstellungen wäre dies ein Schreckensszenario: Neue Handelsschranken sollen zu weniger Warenaustausch führen. Internationale Spezialisierung und damit die Effizienz nehmen ab. In der Folge fallen Wohlstand und Beschäftigung.
Interessanterweise gibt es in Großbritannien aber nicht nur verbohrte Nationalisten, sondern auch einige ernst zunehmende Menschen, welche die Folgen eines Hard Brexit nicht fürchten, sondern sogar als Chance begreifen. So erklärte zum Beispiel der mit innovativen Staubsaugern zum Milliardär gewordene Sir James Dyson vor wenigen Tagen: „Ich bin außerordentlich optimistisch für unsere Zukunft und Großbritannien muss einen harten Brexit nicht fürchten.“