Holding und Stiftung So regelt Klaus-Michael Kühne sein Erbe

Klaus Michael Kühne mit seiner Ehefrau Christine.

Klaus Michael Kühne mit seiner Ehefrau Christine: Die beiden sind seit 1989 verheiratet. Sie hat auch einen Sitz im Stiftungsrat. Foto: Imago Images / Manfred Siebinger

Klaus-Michael Kühne ist mit rund 35 Milliarden Euro einer der wohlhabendsten Deutschen. Am 2. Juni feierte der Wahl-Schweizer seinen 87 Geburtstag. Folgerichtig sprach er in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinene Zeitung (FAZ) auch darüber, wie er seinen Nachlass geregelt hat.

„Ich habe ja meine private Holding, die mich neben meiner Stiftung in Bewegung hält. Die Holding besitzt die Mehrheit von Kühne + Nagel, 30 Prozent von Hapag-Lloyd, fast 20 Prozent der Lufthansa, 15 Prozent bei Brenntag, Beteiligungen an Flix und Aenova sowie Hotels und zahlreiche Immobilien.“

Die Stiftung von Kühne wird eine der größten Europas 

Das Vermögen der Holding beträgt damit rund 35 Milliarden Euro und soll laut Kühne in den Besitz der von der Familie gegründeten Stiftung übergehen. Kühne selbst weiß am besten, was das bedeutet. „Es ist in der Tat so, dass die Werte, die da zusammengekommen sind, fast schon erschreckend hoch sind. Das wird eine der größten Stiftungen Europas“, sagt er und erklärt, wie er die damit einhergehende Verantwortung gedenkt zu verteilen: „Nach menschlichem Ermessen ist die Stiftung in guten Händen. Wir haben einen zwölfköpfigen Stiftungsrat, größtenteils sehr erfahrene Leute, auch unabhängige wie zum Beispiel der frühere Bundesbankpräsident Jens Weidmann.“

Stiftungsrat könnte ohne Präsidenten dastehen

Kühnes Anwalt und langjähriger Vertrauter Thomas Staehelin soll ihm als Präsident des Stiftungsrats nachfolgen. Eine Langzeitlösung kann dies jedoch nicht sein, da Staehelin selbst bereits 77 Jahre alt ist. Wer auf ihn einmal folgen könnte, ist aktuell noch vollkommen offen. „Für die Nach-Nachfolge gibt es mehrere Kandidaten. Da haben wir uns noch nicht festgelegt“, sagt Kühne.

Einer von mehreren Aspiranten sei laut Kühne Thomas Buberl, der Vorstandsvorsitzende des Versicherungskonzerns AXA sitzt seit 2023 im Stiftungsrat. Wichtig ist für Kühne, dass die Stiftung im gleichen Geiste weitergeführt wird wie bisher: „Das Portfolio mit dem Logistikkonzern Kühne + Nagel an der Spitze soll zusammengehalten und weiterentwickelt werden.“

 

Weitere Mitglieder des Stiftungsrats neben Kühne, Weidmann Staehlin und Buberl sind:

  • Kühnes Ehefrau Christine, mit der er seit 1989 verheiratet ist
  • Michael Behrendt, langjährige Vorstandsvorsitzender von Hapag-Lloyd
  • Wolfgang Peiner, unter anderem ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Gothaer Versicherungsgruppe, Finanzsenator der Freien und Hansestadt Hamburg, Bundesschatzmeister der CDU Deutschland und Gründungspräsident der Kühne Logistics University in Hamburg
  • Karl Gernandt, geschäftsführender Vorsitzender (Executive Chairman) der Kühne Holding, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Hapag-Lloyd sowie Mitglied des Aufsichtsrats der Lufthansa. Vor acht Monaten gab er den Geschäftsführerposten der Kühne Holding an Dominik de Daniel ab
  • Marc Pfeffer, unter andere seit 2014 Chefjustiziar bei Kühne+Nagel
  • Jörg Wolle, langjähriger Geschäftsführer des Handleshauses DKSH
  • Jörg Dräger, unter anderem ehemaliger Senator für Wissenschaft und Forschung der Freien und Hansestadt Hamburg und ehemaliges Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung
  • Tobias Steahlin, unter anderem Mitglied des Verwaltungsrats von Schindler Aufzüge

Aktuell verteilt die Kühne-Stiftung pro Jahr zwischen 35 und 40 Millionen Euro für gemeinnützige Zwecke. Je nach Höhe der Dividendenausschüttungen könnte es künftig ein deutlich höherer Betrag sein. Gefördert werden universitäre Logistiklehre, medizinische Forschung, Kultur und neuerdings auch Klimaforschung. „Zu diesem Zweck bauen wir gerade ein Institut in Hamburg auf, das sich vor allem mit der Absorption von CO2 unter anderem im Meer beschäftigen soll“, sagt Kühne in der „FAZ“ und ergänzt: „Es ist nicht auszuschließen, dass noch ein fünfter Schwerpunkt hinzukommt. Aber wir sind sehr wählerisch und wollen uns nicht verzetteln.“

Klaus-Michael Kühne: „Mich kann man nicht klonen“

Bereits 2015 erklärte Kühne, warum er für seinen Nachlass auf eine Holding als kommerzielle Führung und auf eine Stiftung als Kontrollorgan setzt: „Eine Stiftung ist ein wenig ein zweischneidiges Schwert, zugegeben. Der ideale Gesellschafter ist sie nicht. Eine stark prägende Unternehmerpersönlichkeit ist nicht zu ersetzen, aber mich kann man nicht klonen. Immerhin ist in unserem Fall die Kontinuität gewahrt, Überraschungen wird es nicht geben.“

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