Hannoversche Kassen, BKC und GLS Bank Nachhaltigkeitsverfechter begrüßen Bafin-Entwurf

Kommentiert den Merkblatt-Entwurf der Bafin: Silke Stremlau von den Hannoverschen Kassen.

Kommentiert den Merkblatt-Entwurf der Bafin: Silke Stremlau von den Hannoverschen Kassen. Foto: Hannoversche Kassen

Nachdem die Finanzaufsicht Bafin im September den Entwurf eines Merkblatts für sogenannte Nachhaltigkeitsrisiken zur Konsultation gestellt hatte, melden sich nun drei Marktteilnehmer zu Wort: Die Bank für Kirche und Caritas (BKC), die GLS Bank und die Hannoverschen Kassen, allesamt erfahren in der Identifikation, Steuerung und Berichterstattung zu Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen, begrüßen den Textentwurf. 

Silke Stremlau, Vorstandsmitglied der Hannoverschen Kassen und Mitglied im Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung, spricht Klartext: „Die Bafin holt damit das Thema Nachhaltiges Investment aus der grünen Nische heraus und stellt es mit Wucht dorthin, wo es hingehört: mitten hinein in das gesamte Finanzsystem.“

Nachhaltigkeitsrisiken aus Sicht der Bafin

BKC, GLS Bank und Hannoversche Kassen honorieren diesen „mutigen, wenngleich längst überfälligen Schritt“. Nach Einschätzung der drei Unterzeichner erweitert die Finanzaufsicht ihren Auftrag zur Wahrung der Stabilität und Integrität des deutschen Finanzmarkts um ein zentrales Thema der heutigen Zeit. „Die Integration von Nachhaltigkeitsrisiken in die mikroprudentielle Aufsicht unter Ableitung einer rechtlichen Verpflichtung zur Adressierung von Nachhaltigkeitsrisiken aus bereits geltenden Gesetzen und Verwaltungsanweisungen wie KWG, MaRisk, MaGo, KaMaRisk ist ein mutiger wenngleich überfälliger Schritt“, heißt es in der Stellungnahme.

Gleichzeitig kritisieren die Unterzeichner der Stellungnahme die Mehrheit der Marktakteure. Diese habe steuerungsrelevante Nachhaltigkeitsrisiken lange Zeit nicht berücksichtigt. GLS Bank, BKC und die Hannoverschen Kassen sehen „Nachholbedarf im Bereich der Integration dieser Risikoperspektive in die Steuerungsansätze von Finanzinstituten“ und kommen zu der Einschätzung, dass der von der Bafin gewählte Weg der anfänglichen Methodenfreiheit, der Berücksichtigung der Proportionalität sowie die Bereitstellung von Orientierung und Best Practices im Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken nachvollziehbar und sinnvoll sei. 

Chancen nicht unterschlagen 

Die Unterzeichner sprechen sich für Ergänzungen in dem Bafin-Entwurf aus und weisen darauf hin, dass die Chancenperspektive noch unterrepräsentiert sei: Die Sachverhalte, die auf der einen Seite zu Nachhaltigkeitsrisiken führen könnten, eröffneten auf der anderen Seite Chancen für eine Anpassung der Geschäftsmodelle und demzufolge auch auf der Ebene des Risikomanagements. Der alleinige beziehungsweise zu starke Blick auf Nachhaltigkeitsrisiken verenge die Diskussion zu Chancen bestimmter Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen, argumentieren GLS Bank, BKC und Hannoversche Kassen.

Ferner stellen die Autoren der Stellungnahme heraus, dass die Diskussionen verstärkt in Richtung einer Internalisierung externer Kosten und somit auch in Richtung eines Budgetdenkens in Bezug auf Ökosystemleistungen gehen müsse. Sie argumentieren, dass Interdependenzen von ökologischen und sozialen Risiken stärker hervorgehoben werden müssen. „Bei der Betrachtung von Nachhaltigkeitsrisiken muss somit immer die Wechselwirkung zwischen Umwelt, Soziales und Governance berücksichtigt werden, um alle risikorelevanten Dimensionen zu identifizieren und abzuschätzen“, so Tommy Piemonte, Leiter Nachhaltigkeits-Research bei der BKC.

Die Autoren monieren, dass die Nachhaltigkeitsdebatte sehr stark von der Klimathematik dominiert werde. Für GLS Bank, BLC und Hannoversche Kassen sei es aber offensichtlich, „dass jedwede umweltbezogene Dramatik immer eine Auswirkung auf soziale Gegebenheiten, Brüche und Konflikte hat“. 

Banken müssen umbauen 

In einem vierten und letzten Punkt äußern sich die Unterzeichner der Stellungnahme zur Transformation auf Bankenseite: Die (stärkere) Berücksichtigung von ESG-Faktoren und Nachhaltigkeitsrisiken erfordere und fördere eine intensive Auseinandersetzung mit dem derzeitigen Geschäftsmodell von Banken. 

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