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Handelsstreit und die Folgen für die Märkte Verunsicherung steigt erneut an

Die Zinsstrukturkurve hat sich invertiert. Das produzierende Gewerbe in den USA schrumpfte laut Einkaufsmanagerindex IHS Markit erstmals seit zehn Jahren auf einen Wert von unter 50 Punkten. Vier Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC) überraschten mit einer ablehnenden Haltung gegenüber weiteren Zinssenkungen. Dennoch hat Powell die aktuelle wirtschaftliche Verfassung der USA in seiner Rede auf der jährlichen Notenbankkonferenz Ende August als „günstig“ bezeichnet.

Demnach scheint die von der Handelspolitik ausgehende Unsicherheit eine Rolle bei dem weltweiten Rückgang der Weltwirtschaft sowie den schwachen Industrieaktivitäten und Investitionen in den USA zu spielen.

Fed-Chef verspricht keine Zinssenkungen

Wie Powell erklärte, stelle „Unsicherheit durch Handelspolitik“ die Geldpolitik vor neue Herausforderungen. Die Fähigkeit der Fed, hier zu reagieren, sei begrenzt. Dennoch werde die Fed angemessen handeln, um den Aufschwung in den USA zu stützen. Fest steht: Powell versprach keine Zinssenkungsserie – was nach den Äußerungen anderer FOMC-Mitglieder auch kaum zu erwarten gewesen wäre. Fed-Vize Richard Clarida erläuterte in einem CNBC-Interview, das Gremium werde seine Zinsentscheidungen bei jeder Sitzung neu treffen. Zwar reagierte US-Präsident Donald Trump verärgert und warf der Fed Untätigkeit vor. Für die US-Notenbank ist es jedoch schwierig, angesichts der aktuell guten Verfassung der US-Konjunktur gleich mehrere Zinssenkungen zu billigen. Schließlich wächst die US-Wirtschaft weiterhin solide. Die Inflation fällt moderat aus. Die Arbeitslosigkeit bleibt bislang niedrig.

Etwaige weitere Zinssenkungen müssten als eine Art Versicherungspolice zur Sicherung des Aufschwungs in den USA betrachtet werden – genau so, wie die Zinssenkung im Juli 2019 dargestellt wurde. Ironischerweise müsste sich die Fed in der Rolle der „Bank für die Welt“ sehen, um eine weitere, deutliche Lockerung ihrer Geldpolitik zu rechtfertigen. Doch dies dürfte gar nicht zur „America First“-Politik der Trump-Regierung passen.

Neue Eskalation im Handelsstreit

Unterdessen kündigte Peking Ende August weitere Vergeltungszölle an. US-Präsident Trump reagierte mit mehreren Droh-Tweets. Aus der Gesamtsituation lassen sich mehrere Erkenntnisse ableiten:

  • Der Handelskonflikt wird sich nur schwer lösen lassen: Trotz punktuell positiver Nachrichten gibt es keinen Grund, warum China kapitulieren sollte. Die Volksrepublik befindet sich in einer deutlich besseren Verhandlungsposition als die USA.
  • Kostenanstieg von Verbraucherpreisen befürchtet: Die Trump-Tweets signalisieren (wenngleich unbestätigt), dass der US-Präsident mit neuen Strafzöllen möglicherweise nicht mehr bis Dezember warten wollen wird. Für die US-Konsumenten bedeutet das höhere Kosten – was Donald Trump ursprünglich vermeiden wollte.
  • Umgang mit Notstandsgesetz bedroht Vertrauen: Mit seinem Tweet, US-Unternehmen sollten „sofort nach einer Alternative zu China zu suchen“, hat der US-Präsident die wirtschaftspolitische Unsicherheit offenbar verschärft.Um Firmen zu einer Rückkehr in die USA zu zwingen, verwies der Präsident auf den International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) aus dem Jahr 1977. Nach diesem Gesetz kann Präsident Trump bei einer „ungewöhnlichen oder außergewöhnlichen Bedrohung der nationalen Sicherheit, Außenpolitik oder Wirtschaft der Vereinigten Staaten, die von einem Ort außerhalb der USA ausgeht“, im eigenen Ermessen einen nationalen Notstand ausrufen. Übrigens auch ohne den Kongress zu konsultieren. Ein einschlägiger Notstand könnte dazu beitragen, „jedwede Transaktionen in ausländischer Währung“ durch jede der US-Gerichtsbarkeit unterliegende Person zu regulieren. Selbst wenn Experten ihre Rechtmäßigkeit anzweifeln, dürfte die Gesetzesanwendung gravierende Folgen für das Geschäftsvertrauen und die Investitionsausgaben haben.

Fazit für Anleger: Der Volatilität begegnen

Einen Vorgeschmack zum Umgang mit diesen Faktoren gab es an der Börse bereits Ende August. Es kam zu einem Ausverkauf von Aktien. Der Kupferpreis sank auf seinen tiefsten Stand seit Juni 2017, während der Goldpreis auf ein Sechs-Jahres-Hoch kletterte. Zudem hat das Risiko eines Währungskriegs durch die Eskalation im Handelskonflikt ebenfalls zugenommen.

Dies macht ein Rezessionsszenario wahrscheinlicher, aber nicht unvermeidbar. Ein GAU ließe sich durch eine Einigung im Handelskonflikt noch stoppen, um negativen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft (und die Weltwirtschaft) nach Möglichkeit zu vermeiden. Realistisch betrachtet kann die US-Notenbank hier wenig helfen, weil eine Lockerung der Geldpolitik keine Zollkonflikte beendet.

Konjunkturindikatoren beobachten

Aufschluss über das Ausmaß der von den Zollkriegen verursachten wirtschaftlichen Schäden geben aktuell bei Konjunkturstimmung und Konsumerwartungen folgende US-Indikatoren: Der Economic Policy Uncertainty Index misst die politisch bedingte Unsicherheit. Der CEO Confidence Survey fragt das Geschäftsvertrauen der Wirtschaftsbosse ab. Der NFIB (National Federation of Independent Business) erfasst die Investitionsplanungen kleiner Unternehmen und die Sachanlageinvestitionen.

Aktuell dürfte ihre akkommodierende Ausrichtung Aktien und andere Risikoanlagen stützen. Daher sollten Anleger investiert bleiben und auch weiter Risikoanlagen wie Aktien halten. Die Volatilität dürfte aufgrund der heftigen Reaktionen auf den Handelskonflikt bis auf Weiteres hoch bleiben. Gleichzeitig dürfe es aber auch schwierig bleiben, den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt am Markt zu identifizieren. Immerhin lassen sich die tatsächlichen Auf- und Abwärtsbewegungen unmöglich präzise vorhersagen. Diversifizierte Aktien- und Anleiheportfolios dürften weiterhin das Maß aller Dinge bleiben – ergänzt durch alternative Anlagen wie Immobilien und Gold oder marktneutrale Portfolios.

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