ETF-Musterportfolios Verkannte Vielkönner

Dr. Stephanie Lang, Investment Strategist für iShares-Produkte bei Blackrock

Dr. Stephanie Lang, Investment Strategist für iShares-Produkte bei Blackrock

In vielen Verö¬ffentlichungen wird gezeigt, dass ETFs die optimalen Bausteine für die Umsetzung von Anlagestrategien sind. Allerdings werden sowohl das ETF-Angebot als auch die darin enthaltenen Anlagestrategien zunehmend komplex. Eine hilfreiche Orientierungsmöglichkeit bieten hier ETF-Musterportfolios. In der Regel sind diese standardisiert als Multi-Asset-Portfolio aufgebaut und werden regelmäßig adjustiert.

Die Musterportfolios dienen für manche Anleger lediglich als Marktausblick und dementsprechend als Ausgangspunkt und Benchmark für die eigene Anlage. Die eigene Markteinschätzung wird dann durch die Über- oder Untergewichtung verschiedener Märkte, Regionen et cetera umgesetzt.

Eine bisher noch wenig thematisierte Einsatzmöglichkeit bietet sich durch rein ETF-basierte Musterportfolios auch darin, die Allokationen zielorientiert zu fokussieren. Damit kann man Standardportfolios individualisieren und nach den jeweiligen Anlagepräferenzen und -zielen anpassen.

Im aktuellen Niedrigzinsumfeld steht die Suche nach Rendite im Vordergrund. Häu¬fig basiert die Rentenallokation in Multi-Asset-Portfolios auf standardisierten Anleihen wie Staatsanleihen aus Industrieländern. Eine ETF-basierte Anlage – stärker fokussiert auf Unternehmens-, Schwellenländer- oder Hochzinsanleihen – kann, unter Beachtung des erhöhten Risikos, eine ertragreichere Alternative sein.

Faktoren statt Regionen

Das strategische Kernportfolio ist auf der Aktienseite mit ETFs einfach und transparent umzusetzen. In der Regel wird versucht, geogra¬fisch weitreichend über Europa, die USA und die Schwellenländer zu streuen. Um das Risiko noch weiter zu diversi¬fizieren, ist es möglich, die eingesetzten breiten Standardmärkte durch Minimum-Volatility-Produkte oder auch andere Low-Volatility-Strategien zu ersetzen. Dies ist vor allem für relativ risikoaverse Anleger eine langfristige Alternative.

Es gibt aber noch andere Einsatzmöglichkeiten. Die Diversi¬fikation im Kernportfolio muss nicht zwingend geogra¬fisch erfolgen. Auf der Basis von Faktor-ETFs kann auch über verschiedene Gewichtungsansätze gestreut werden. Durch den Einsatz dieser Smart-Beta-Produkte wird gegebenenfalls nicht nur die Renditeerwartung erhöht, sondern es entsteht auch die Möglichkeit, das Portfolio in verschiedenen Marktphasen zu stabilisieren.

Wichtig ist hierbei, die verschiedenen Korrelationen der Faktoren untereinander bei der Anlageentscheidung zu berücksichtigen. Grundsätzlich gilt: Je längerfristig die Anlage ausgelegt ist, desto weniger spielt Timing beim Einsatz von Faktor-ETFs eine Rolle.

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Über die Autorin:
Dr. Stephanie Lang ist seit 2008 als Investment Strategist für iShares-Produkte bei Blackrock tätig. Bereits nach ihrem Studium – Finanzierung, Marketing und Statistik – beschäftigte sie sich als wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Finanzdienstleistungen der Universität Regensburg in impirischen Studien und ihrer Doktorarbeit mit dem Thema ETFs.

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