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Handelskonflikt Trump stopft Haushaltloch mit Zöllen

Der Handelskonflikt zwischen China und den USA setzt sich fort: Am 10. Mai hat US-Präsident Donald Trump die Zölle auf chinesische Importwaren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar auf 25 Prozent erhöht, am 13. Mai konterte China mit der Ankündigung neuer Abgaben auf Importe. Wenn neue Zölle erhoben werden, können grundsätzlich drei Dinge passieren:

  • In einigen Wirtschaftszweigen sind Unternehmen nicht in der Lage, höhere Kosten an Kunden weiterzugeben. Die Gewinne sinken. Bei börsennotierten Unternehmen wirkt sich das auf den Aktienkurs aus.
  • Unternehmen reichen höhere Kosten an Kunden weiter. So bleibt weniger Geld für andere Produkte und Dienstleistungen.
  • Unternehmen versuchen, die Kosten an Kunden weiterzureichen, doch die Nachfrage bricht ein. Ökonomen bezeichnen dieses Phänomen als „Nachfragezerstörung“. Wenn zum Beispiel die Organisation erdölexportierender Länder (engl.: Organization of the Petroleum Exporting Countries, Opec) die Ölförderung reduziert und der Ölpreis steigt, lassen Verbraucher möglicherweise ihr Auto eher stehen, so dass die Nachfrage nach Öl sinkt.

Im Handelskonflikt gibt es bereits Hinweise auf eine derartige Nachfragezerstörung. Konkret sinkt die Nachfrage bei Waschmaschinenherstellern. Ihre Produkte gehörten zu den ersten, die mit Zöllen belegt wurden.

Ein Abkommen im Handelsstreit zwischen China und den USA liegt in weiter Ferne. Chinas Regierung unter Führung von Präsident Xi Jinping ist überzeugt, den Konflikt aussitzen zu können und hat Vorbehalte gegen die amerikanischen Forderungen im Hinblick auf Urheberrechtsfragen und Technologietransfers. Freier Handel führt generell zu niedrigeren Preisen. Unternehmen und Verbraucher haben bei freiem Handelsverkehr die Möglichkeit, die günstigsten Anbieter zu wählen.

In den USA haben günstige Importwaren aus China die Verbraucherpreise bereits um rund ein Prozent gesenkt. Für amerikanische Haushalte mit niedrigem oder mittlerem Einkommen ist das ein angenehmer Aspekt. Im Jahr 2015 schlug sich der Handel mit China für einen typischen Haushalt mit einem Jahreseinkommen von rund 56.500 US-Dollar in einer Ersparnis von bis zu 850 US-Dollar nieder. Im Umkehrschluss führen neue Zölle zu höheren Preisen. Zölle wirken also inflationär   nicht, weil sie die Nachfrage stimulieren, sondern weil Waren dadurch teurer werden.

Zölle füllen US-Staatskassen

Die USA setzen Zölle auch zur Finanzierung ihres ausufernden Haushaltsdefizits ein. Zwischen Oktober 2018 und April 2019 ist das Minus auf 531 Milliarden US-Dollar hochgeschnellt – von einem Defizit von 385 Milliarden US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Die Ausgaben auf Bundesebene erhöhten sich um 8 Prozent auf knapp 2,6 Billionen US-Dollar. Die Einnahmen stiegen nur um 2 Prozent auf 2,04 Billionen US-Dollar. Parallel verdoppelten sich die Zolleinnahmen zwischen Oktober und April nahezu von 21,8 Milliarden US-Dollar auf 39,9 Milliarden US-Dollar. Die höheren Zölle sind für die höheren Einnahmen sicher mitverantwortlich.

Zölle zahlen in den USA jedoch nicht Chinesen, sondern Amerikaner. Zudem sind die Warenaufschläge nicht progressiv wie bei der Einkommensteuer und belasten damit vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen. Langfristig könnte das Konsumniveau in den USA sinken. Problematischer als der Konsum sind in den USA jedoch die Unternehmensinvestitionen. Vergangenes Jahr hat die Notenbank Federal Reserve (Fed) bereits signalisiert, dass Unternehmen ihre Investitionspläne mit Verweis auf die handelspolitische Unsicherheit kürzen oder komplett aussetzen. Da sich der Handelskonflikt jüngst verschärft hat, beobachten wir von Invesco die Zahlen genau.

Die Verhandlungen im Handelsstreit setzen sich in den kommenden Wochen fort. An den Börsen können die Kurse im Verlauf schwanken. Möglicherweise kommt es sogar zu einem Ausverkauf. Anleger können auf vermeintlich sichere US-Staatsanleihen ausweichen.  

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