H2O Asset Management zahlt eine Vergleichssumme von 250 Millionen Euro an Anleger. Damit entgeht der Asset Manager womöglich einer noch höheren Strafe der britischen Aufsichtsbehörde Financial Conduct Authority, kurz FCA. Die französische Aufsichtsbehörde hatte zudem schon eine Strafe verhängt, über die noch verhandelt wird. Das geht aus einer Mitteilung der FCA hervor. Die Anleger hatten seit dem Jahr 2020 keinen Zugriff auf ihre Gelder. Zwischen April 2015 und November 2019 habe das Unternehmen seine Due-Diligence-Prüfung im Zusammenhang mit der Tennor-Gruppe des umstrittenen deutschen Geschäftsmanns Lars Windhorst versäumt.
H2O geriet im Juni 2019 in Schieflage. Damals wurde bekannt, dass die Portfolios weitgehend in illiquide Wertpapiere im Umfeld der Tennor-Gruppe investiert waren. Anleger zogen laut „Fonds Professionell“ als Folge zwischenzeitlich gut acht Milliarden Euro aus den H2O-Fonds ab. Bis dahin hatte H2O insgesamt ein Vermögen von gut 34 Milliarden Euro verwaltet.
Tennor wurde am 2. November 2021 vom Finanzgericht Amsterdam für insolvent erklärt. Windhorst legte Widerspruch ein, da man sich mit dem Antragssteller außergerichtlich geeinigt hatte, die Entscheidung wurde im Dezember daraufhin aufgehoben. Außerdem ermittelt die Bafin gegen Windhorst, zwischenzeitlich gab es sogar einen Haftbefehl gegen ihn. Dieser wurde mittlerweile wieder aufgehoben.
Als Folge musste H2O mehrere Fonds, die illiquide Vermögenswerte im Wert von schätzungsweise 1,64 Milliarden Euro im Jahr 2020 hielten, zunächst aussetzen und dann „side-pocketen“. Laut der FCA verfügte H2O weder über angemessene Strategien oder Verfahren, noch die nötige Sachkenntnis und Sorgfalt beim Umgang mit Interessenskonflikten.
Gefälschte Protokolle, Nutzung von Privatjet und Superyacht
In mehr als 50 Fällen erhielten Mitarbeiter des Asset Managers Bewirtungen, die nicht ordnungsgemäß gemeldet wurden. Dazu zählen unter anderem die Nutzung einer Superyacht und eines Privatjets. Der FCA wurden zudem falsche und irreführende Erklärungen und Unterlagen vorgelegt. Teils waren Aufzeichnungen und Sitzungsprotokolle gefälscht. „H2Os Aufgabe war es, seine Fonds ordnungsgemäß zu verwalten und die Anleger zu schützen. Dies ist ihr nicht gelungen, und zu allem Übel hat sie der FCA wiederholt irreführende Informationen geliefert“, sagte Steve Smart, Joint Executive Director of Enforcement and Market Oversight bei der FCA.
Als Folge der Verstöße muss H2O den Investoren, die von dem Skandal betroffen waren, 250 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Ein Großteil der Summe stammt aus freiwilligen Beträgen der H2O-Gruppe. Der Asset Manager verzichtet auf seine Gebührenansprüche und Investitionen in Höhe von insgesamt 320 Millionen Euro. Zum Ende des Jahres wird zudem auf die Zulassung in Großbritannien verzichtet. In den kommenden Wochen will die H2O-Gruppe weitere Einzelheiten zu den Bedingungen des Angebots bekannt geben.
„Mit diesem Vergleich erkennen wir die Feststellungen der FCA in Bezug auf die von H2O AM LLP zwischen 2015 und 2019 getätigten Investitionen in private Wertpapiere an“, sagt Loïc Guilloux, Geschäftsführer der H2O-Gruppe. In den vergangenen Jahren habe man Risikomanagement, Compliance und Due Diligence gestärkt – und „Lehren aus dieser Zeit“ in die Geschäftskultur verankert. H2O gehörte zwischenzeitlich zu Natixis, die Unternehmen lösten aber 2022 ihre Partnerschaft auf.