Gutes tun, tut gut – Teil 5 Gut sein allein reicht nicht

Langfristige Projekt haben oft die größte Wirkung: Der Österreicher Hermann Gmeiner gründet 1949 das erste SOS Kinderdorf. Heute sind es rund 550 und die gemeinnützige Organisation gibt es mittlerweile seit über 50 Jahren

Langfristige Projekt haben oft die größte Wirkung: Der Österreicher Hermann Gmeiner gründet 1949 das erste SOS Kinderdorf. Heute sind es rund 550 und die gemeinnützige Organisation gibt es mittlerweile seit über 50 Jahren

Vorweg: eine Blaupause dafür, wie Sie eine Projektpartnerschaft mit einer Organisation optimal gestalten, werden Sie vergebens suchen. Dennoch gibt es natürlich Faktoren, die maßgeblich zum guten Gelingen einer solchen Partnerschaft beitragen.

Begegnen Sie Ihrem Partner auf Augenhöhe. Echte Partnerschaft bedeutet, dass beide Seiten die unterschiedlichen Arbeitskulturen und Bedarfe des jeweils anderen anerkennen. Die Organisation profitiert von den zusätzlichen Ressourcen, die Sie bereitstellen. Sie als Investor oder Ihr Kunde profitieren vom komplementären Know-how und Praxiswissen der Organisation. Eine Partnerschaft funktioniert nur, wenn beide Seiten gewinnen. Betrachten Sie die Zusammenarbeit daher als gemeinsame Chance voneinander zu lernen.

Entwickeln Sie ein gemeinsames Verständnis über Ziele und Erwartungen. Was konkret möchten Sie bewirken, welche Indikatoren belegen das Erreichen der Ziele und welche Ressourcen sind dafür nötig? – Erarbeiten Sie gemeinsam mit der Partnerorganisation eine Wirkungslogik, die Meilensteine und Verantwortungen abbildet. Die Wirkungslogik sollten Sie von Zeit zu Zeit den Gegebenheiten anpassen.

Lang, länger, am längsten

Je länger Sie mit einem Partner zusammenarbeiten, desto mehr Wirkung erzielen Sie. Das ist bei einer gewinnbringenden Kooperation nicht anders als in einer guten Ehe. Suchen Sie also gezielt nach Partnern, die ebenso langfristig denken wie Sie. Langfristige Kooperationen setzen einen regelmäßigen Austausch voraus. Reden Sie miteinander, so oft wie möglich. Und benennen Sie zentrale Ansprechpartner. Übrigens: Die örtliche Nähe zueinander erleichtert Abstimmungen um ein Vielfaches.

Statt Projekt-ADHS: Durchhaltewillen beweisen ist enorm wichtig. Im Idealfall finanzieren Sie Projekte, deren gesellschaftliche Relevanz und Wirksamkeit belegt sind, dauerhaft und verbreiten diese über den jeweiligen Modellstandort hinaus. Was naheliegend klingt, ist in der Realität leider anders. Auch sehr erfolgreiche Projekte werden oft nach wenigen Jahren wieder eingestellt – was dazu führt, dass die bislang getätigten Investitionen in Organisationen nahezu rückstandslos verpuffen.

Ein verantwortungsvolles Investment hieße, dass Sie sich bewusst für eine Förderung entscheiden und dann Durchhaltewille und einen langen Atem zeigen. Der gemeinnützige Sektor braucht Ihre Bereitschaft, erfolgreiche Projekte nachhaltig zu unterstützen.

Ein Hinweis: Die von Investoren häufig geäußerte Erwartung, wirksame Modellvorhaben würden nach einer Anschubfinanzierung irgendwann vom Staat übernommen und weitergeführt, ist reines Wunschdenken. Ein Investor, der erreichen möchte, dass ein Dritter ein lanciertes Projekt weiterfördert, tut gut daran, diesen Dritten möglichst frühzeitig zu suchen und in die Planungen einzubeziehen.

Oft unterschätzt ist aktive Strukturförderung. Viele Investoren neigen dazu, ausschließlich bestimmte Projekte zu unterstützen. Doch qualitativ hochwertige Projektarbeit erfordert auch qualifiziertes Personal und wirksame, nachhaltige Strukturen – und die gibt es nicht zum Nulltarif. Daher sollten Sie sich in der Verantwortung sehen und die Chance wahrnehmen, die Partnerorganisation auch strukturell zu unterstützen: Investieren Sie also gezielt in professionelle, langfristig tragfähige Strukturen – neudeutsch „capacity building“ – oder beziehen Sie die Organisation in Ihre Netzwerke ein. Diese Kriterien bilden zugleich einen soliden Rahmen, in dem Ihr Investment Wirkung erzielen kann.

Wie sich Wirkung planen und bewerten lässt, darum wird es im nächsten Teil gehen.

In den bisherigen Artikeln der Serie ging es um die strategische Planung von sozialen Investments, was falsch laufen kann, die Formulierung einer klaren Zielsetzung und das Finden eines richtigen Projektpartners.


Über den Autor:
Phineo ist ein unabhängiges, gemeinnütziges Analyse- und Beratungshaus für wirkungsvolles gesellschaftliches Engagement. Wir beraten Stiftungen, Unternehmen und alle, die in soziale Ideen investieren möchten. Zu Hilfe kommt uns dabei unser Know-how aus der Analyse von über 600 gemeinnützigen Organisationen aus vielen Themenfeldern. Wir wissen, wie der dritte Sektor tickt. Und wir wissen, was Investoren wünschen. Mehr Informationen unter www.phineo.org.

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