Vom Nervenkitzel beim Anlegen Gutes Investieren ist langweilig

Vorstand von Long-term Investing Research – Institut für die langfristige Kapitalanlage: Karl-Heinz Thielmann

Vorstand von Long-term Investing Research – Institut für die langfristige Kapitalanlage: Karl-Heinz Thielmann

Warum kaufen Investoren eigentlich Aktien? Zuallererst natürlich, weil sie sich einen finanziellen Gewinn versprechen. Bei den meisten Anlegern spielen aber ebenfalls noch andere Faktoren eine entscheidende Rolle: Die Suche nach dem aussichtsreichsten Investment bietet ihnen eine intellektuelle Herausforderung und verspricht Selbstbestätigung. Zudem kann die Aussicht schneller und hoher Gewinne zu einem dem Glücksspiel ähnlichen Nervenkitzel führen.

Aktien haben neben ihrem finanziellen Nutzen also noch einen Unterhaltungswert, selbst wenn sich dies viele Anleger nicht eingestehen wollen. Dies gilt nicht nur für Privatleute, auch viele professionelle Investoren orientieren sich gerne bevorzugt an spannenden und herausfordernden Börsenthemen. Allerdings ist die – bewusste oder unbewusste – Orientierung daran, wie viel Spaß ein Aktieninvestment bereitet, eine der Hauptquellen für Anlegerfehler.

Spaßfaktor von Aktien

George Soros hat deshalb hierzu folgendes bemerkt: „Wenn Investieren unterhaltsam ist, wenn man Spaß hat, dann verdient man sehr wahrscheinlich kein Geld. Gutes Investieren ist langweilig.“

Aktien kann man grob in drei Kategorien aufteilen, die sich in Hinblick auf ihren Spaßfaktor wie auch ihre Renditepotenziale deutlich unterscheiden: Es sind erstens zyklische Aktien, deren Ertragsverlauf stark vom Konjunkturzyklus beeinflusst wird, zweitens ertragsstabile Titel, deren Gewinnentwicklung relativ unabhängig vom Wirtschaftsverlauf ist und drittens Technologieaktien, deren Gewinne weder stabil noch vom Konjunkturzyklus abhängig sind, sondern von der Verbreitung technischer Innovationen.

Orientierungsmarke für Investoren sind Schätzungen über zukünftige Gewinne. Diese lassen sich aber nur bei ertragsstabilen Titeln einigermaßen genau prognostizieren. Aufgrund der starken Abhängigkeit von makroökonomischen Entwicklungen sind Ertrags-Prognosen für zyklische Aktien hingegen zumeist stark fehlerhaft. Diese Titel sind entsprechend schwer zu bewerten. Mit noch größerer Unsicherheit sind die erwarteten Gewinne von Technologieaktien belastet, da sich die Bedeutung und Verbreitung von Innovationen in der Regel nicht einmal ansatzweise vorhersagen lassen.