Verwaltet gut 35 Milliarden US-Dollar Hedgefonds-Legende zieht sich zurück

Steven Cohen, Gründer des Hedgefonds Point 72

Steven Cohen zieht sich bei Point 72, den von ihm gegründeten Hedgefonds, zurück. Foto: Imago Images / UPI Photo

Steven Cohen zieht sich vom Börsenparkett zurück. Der milliardenschwere Hedgefonds-Gründer bleibt zwar zusammen mit Harry Schwefel Co-Chief Investment Officer von Point 72 Asset Management (Point 72), investiert aber nicht mehr das Kapital der Kunden. Der 68-jährige wolle sich sich stattdessen laut Unternehmensmitteilung darauf konzentrieren, das Wachstum des Unternehmens voranzutreiben und Talente zu betreuen und zu entwickeln.

„Es ist sehr wertvoll, dass Steve als einflussreicher Mentor für unsere Anlageexperten fungiert“, sagte Point 72-Sprecherin Tiffany Galvin-Cohen in der Erklärung und betont, dass Cohen „engagiert wie immer“ sei. „Die einzige Änderung besteht darin, dass er weniger Zeit vor seinen Bildschirmen verbringen wird und mehr Zeit mit Investmentteams und der Entwicklung von Talenten in der Firma verbringen wird.“ 

Cohen ist seit mehr als drei Jahrzehnten eine der dominierenden Kräfte in der Branche und baute Point 72 Asset Management zu einem der größten Hedgefonds der Welt auf, mit rund 185 Handelsteams.

Der Hedgefonds bedient ein breites Spektrum an Strategien in den Bereichen Equity Long/Short, Makro und Quant Investment. Cohens Abkehr vom Handel wird in der Branche laut Bloomberg als Test dafür angesehen, ob die Multistrategiefirma auch ohne den Gründer funktionieren kann. 

 

Die größte Strategie, sowohl nach Vermögenswerten als auch nach der Anzahl der Mitarbeiter, dürfte nach wie vor die diskretionäre Long-Short-Strategie sein. Weitere sind die Cubist Systematic Strategies, die computergestützten Handel in vielen liquiden Märkten betreibt, ein globales Makrogeschäft, das diskretionäre Investitionen tätigt, und ein privates Investmentgeschäft, das in Risikokapital investiert. Point 72 nahm seit 2018 gut 20 Milliarden US-Dollar ein und verwaltete zum 1. Juli vergangenen Jahres einen Rekordwert von 35,2 Milliarden Dollar.

In der Vergangenheit benannte Cohen drei Investmentfehler, die stets vermieden werden sollten:

  1. Niemals zu illiquide sein. Ein hohes Maß an Liquidität ermögliche es den Anlegern, Geld schnell umzuschichten, wann und wohin sie es für richtig halten. 
  2. Nicht auf die Schuldenquote zu achten
  3. Zu geringe Diversifikation des Portfolios

„Wenn man in illiquiden Werten steckt, ist das ein Problem. Wenn man zu viel Leverage einsetzt, ist das ein Problem. Und wenn man sich zu sehr konzentriert, ist das ein Problem“, zählt Cohen auf. „Wenn man nur eines davon hat, funktioniert das vielleicht. Wenn man zwei davon hat, oh je. Wenn man drei davon hat, pfeift man auf dem Friedhof.“

Flecken auf der weißen Weste

Cohen gründete Point 72, nachdem sich seine frühere Firma SAC Capital des Wertpapierbetrugs im Zusammenhang mit angeblichem Insiderhandel schuldig bekannt hatte. Eine Strafe von 1,8 Milliarden Dollar wurde gezahlt, um eine siebenjährige bundesweite Untersuchung von Insidergeschäften beizulegen.

SAC bekannte sich demnach 2013 schuldig, Hunderte von Millionen Dollar an illegalen Gewinnen eingestrichen und eine Kultur der Kriminalität zugelassen zu haben, die Insiderhandel belohnte. Cohen wurde nie angeklagt. Er bestritt zudem stets, etwas Falsches getan zu haben, erklärte sich aber bereit, zwei Jahre lang keine fremden Gelder zu verwalten.

Nach dem Schuldeingeständnis der Firma änderte Cohen ihren Namen in Point 72, gab das Kundenkapital zurück und handelte mit seinem eigenen Vermögen. Seit 2018 verwaltete er wieder Geld für externe Anleger.

Frühe Anfänge

Cohen interessiert sich für den Aktienmarkt, seit er 13 Jahre alt ist. Sein Vater, ein Kleiderfabrikant, las täglich die New York Post. Sein Sohn war an den Seiten mit den Aktien interessiert. Später verließ Cohen das Elternhaus auf Long Island, um an der Wharton School der University of Pennsylvania zu studieren.

Oft soll er den Unterricht geschwänzt haben, um Aktien bei einem örtlichen Maklerunternehmen zu beobachten. Er brachte sich selbst bei, ein meisterhafter „Bandleser“ zu sein, der in der Lage war, die Richtung einer Aktie vorherzusagen, indem er jeden Tick des Kurses und das Volumen der gehandelten Aktien beobachtete.

 

Nach seinem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften im Jahr 1977 kam Cohen zu Gruntal, einem New Yorker Maklerunternehmen als Eigenhändler an Bord und kaufte und verkaufte Aktien mit dem Geld des Unternehmens. Er war erfolgreich und wurde 1985 Chef-Eigenhändler. Die Position hatte er bis 1992 inne, ehe er kündigte, um SAC zu gründen – auf Anguilla, einem Überseegebiet des Vereinigten Königreichs in der Karibik. Verwaltungssitz war Stamford, Connecticut. 2005 wurde Cohen von der Zeitung New York Times als A New Prince of Wall Street bezeichnet.

Kostspielige Hobbys und Philanthropie

2020 kaufte Cohen das Baseballteam New York Mets für 2,4 Milliarden Dollar. 2008 übernahm er 4,7 Prozent der Aktienanteile am Auktionshaus Sotheby’s. 2009 erhöhte er diesen Anteil auf 5,9 Prozent. Mittlerweile soll er davon nur noch einen Bruchteil besitzen. Cohen gilt jedoch weiterhin als einer der umtriebigsten Kunstsammler der Welt, seine Sammlung wird auf mehrere Milliarden Euro geschätzt.

Schlagzeilen machte er unter anderem 2006, als er das Gemälde Woman III von Willem de Kooning kaufte. Nach Angaben der New York Times bezahlte er über 130 Millionen Euro. Cohen verfügt laut Forbes über ein Nettovermögen von gut 20 Milliarden Dollar. Eine Milliarde Dollar soll er bislang gespendet haben, unter anderem für die Gesundheit von Kindern. Er selbst soll sieben Kinder haben und ist in zweitere Ehe verheiratet.

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