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Investitionen in „Hacken und Schaufeln“ Wie Capital Group die Zukunft von Growth-Aktien sieht

Messestand eines deutschen Halbleiterherstellers auf der Electronica, Weltleitmesse und Konferenz der Elektronik

Messestand eines deutschen Halbleiterherstellers auf der Electronica, Weltleitmesse und Konferenz der Elektronik: Die Chip-Branche ist gut positioniert für eine starke zyklische Erholung. Foto: Imago Images / Manfred Segerer

Christophe Braun

Die Aktionäre straften im letzten Jahr vor allem Tech- und Konsumaktien ab, weiß Christophe Braun. In vielen Fällen sei das gerechtfertigt gewesen, in manchen aber auch nicht. Die Frage sei, in welche Richtung sich Growth-Aktien von hier entwickeln. „Der Markt übersieht möglicherweise die anhaltende Stärke einiger gut aufgestellter Unternehmen“, so Braun.

Darüber hinaus nehme das Innovationstempo weltweit zu. „Ich habe mich mit mehreren Kollegen mit Unternehmen und Risikokapitalfirmen im Silicon Valley getroffen und ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass wir bei der Künstlichen Intelligenz (KI) an einem Wendepunkt angelangt sind.“ Der Experte ist der Meinung, dass Geduld, Erfahrung und eine langfristige Perspektive die Schlüssel zur Bewältigung volatiler Märkte sind. „Heute gibt es viele Fragen zu Inflation, Fed und Rezession“, sagt Braun. „Aber wenn wir über den Horizont hinausblicken und uns auf langfristige Anlagethemen konzentrieren, dann sehe ich viele Möglichkeiten vor uns.“

KI sorgt für Dynamik

Die breitere Einführung der KI-Technologie werde eine enorme Rechenleistung erfordern, so Braun. Das stärke die Nachfrage nach Cloud-Diensten und in der Halbleiterindustrie. Seine wichtigste Erkenntnis sei, dass wir uns in einem sehr frühen Stadium der Entwicklung dieser Technologie befinden. Im Moment gebe es einen großen Hype um KI und Fragen zur Genauigkeit von Chatbots. „Trotz des schwierigen Umfelds bin ich von den langfristigen Investitionsmöglichkeiten sehr angetan.“

 

Unternehmen wie Microsoft würden KI-Technologie nutzen, um ihre Angebote zu differenzieren und die Produktivität ihrer Kunden zu steigern. So veröffentlichte das Unternehmen eine Testversion seiner Bing-Suchmaschine, die ChatGPT, einen in Zusammenarbeit mit OpenAI entwickelten Chatbot, nutzt. Microsoft hat auch Pläne bekannt gegeben, die Technologie in seine weit verbreitete Office-Softwaresuite, seine Teams-Plattform und seinen Code-Entwicklungsdienst GitHub zu integrieren. ChatGPT erreichte nach nur fünf Tagen eine Million Nutzer und ist damit der Online-Service, der diese Marke am schnellsten erreicht hat.

„Hacken und Schaufeln“ ermöglichen Wachstum in allen Branchen

Eine Lektion, die Braun in seiner Investmentkarriere gelernt hat, ist es Kapitalflüsse und Schwächephasen am Kapitalmarkt genau zu beobachten. Wenn Kapital in einen Sektor strömt, führe das in der Regel zu erhöhten Investitionen, die wiederum für Chancen bei den Zulieferern in dieser Branche sorgen können. „Diese Firmen werden als Hacken und Schaufel-Unternehmen bezeichnet.“ Investoren würden solche Firmen manchmal vergessen, obwohl sie oft stabilere Cashflows und ein geringeres Risikoprofil im Vergleich zu den Unternehmen hätten, die sie bedienen.

Während der Pandemie sei beispielsweise besonders viel Geld in die Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen geflossen. Pharmaunternehmen, wie Pfizer und Moderna, die erfolgreich Corona-Impfstoffe und antivirale Behandlungen entwickelt haben, hätten viel Geld in die Hand genommen. Davon würden auch „Hacken und Schaufel“-Unternehmen wie Danaher und Thermo Fisher Scientific profitieren. Diese versorgen Arzneimittelhersteller mit Testgeräten, Reagenzien und Diagnostika.

Im Gegensatz dazu habe der Energiesektor eine jahrelange Kapitaldürre gesehen, als die Energiepreise nahe Null lagen, so Braun. Sobald das Angebot knapp wurde und die Preise stiegen, sei das Kapital zurückgekommen. Der rekordverdächtige Cashflow der vergangenen zwölf Monate habe dazu geführt, dass die Bilanzen der Ölproduzenten so stark wie selten in ihrer Geschichte sind.

Auch wenn der Energiesektor kein Wachstumssektor ist, glaubt Braun, dass es in diesem Bereich Wachstumschancen gibt. Wenn Energieunternehmen Gewinne machen, würden sie in der Regel die Produktion ausweiten, was mehr Maschinen und Dienstleistungen erfordere. Das könne eine Quelle des Wachstums für Unternehmen sein, die Technologien, Produkte und Dienstleistungen für die Branche anbieten.

Globale Champions werden stärker, wenn der US-Dollar schwächer wird

Im vergangenen Jahr schnitten die US-Aktien zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt schlechter ab als die Märkte in anderen wichtigen Regionen der Welt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieser Trend fortsetzt, sei recht groß, so Braun, weil der in den vergangenen Jahren gesehene Aufschwung für US-Aktien und den US-Dollar sich abschwäche. Braun geht davon aus, dass die US-Notenbank die angesichts der hohen Inflation stark gestiegenen Leitzinsen mittel- bis längerfristig wieder senken muss, um die US-Wirtschaft auf Trab zu halten. Dann wäre der US-Dollar als globale Reservewährung nicht mehr so stark wie bislang gesucht – was gute Geschäftsaussichten für Unternehmen außerhalb der USA schaffen würde, etwa in Europa und Asien. Durch die Aufwertung von Lokalwährungen wie des Euro würden die Beschaffungskosten dieser Unternehmen auf den Weltmärkten sinken. „Meiner Meinung nach gibt es heute einige Unternehmen außerhalb der USA, die ihre Chancen auf globaler Ebene erkannt haben. Sie konzentrieren sich darauf, in einer Zeit, die für ihre Währung viel vorteilhafter ist, Werte für ihre Aktionäre zu schaffen“, so der Experte.

Als Beispiel nennt er das niederländische Unternehmen ASML, den weltweit führenden Anbieter von Fertigungsanlagen für die modernsten Halbleiter. ASML hat eine einzigartige Technologie für die Herstellung fortschrittlicher Chips entwickelt. Als sein Marktanteil wuchs, habe das Unternehmen aggressiv in den Ausbau seines technologischen Vorsprungs investiert, meint Braun. Derzeit seien viele Chip-Aktien im Minus, und die Branche habe mit einem Überangebot zu kämpfen. Aber auf Sicht von mehreren Jahren sei die Branche gut positioniert für eine starke zyklische Erholung.

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