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Extended Studio Talk: Private-Banking-Test 2023 „Große Namen allein sind keinerlei Garantie für Qualität“

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private banking magazin: Herr Fürderer, Sie haben gerade den Private-Banking- Test 2023 abgeschlossen. Was verbirgt sich dahinter?


Kai Fürderer: Wir haben dieses Jahr 169 Anbieter getestet, im umfangreichsten Private-Banking-Test im deutschsprachigen Europa.

Das gab es in dem Umfang noch nie. Wie musss man sich das vorstellen? Schicken Sie Tester mit Fragebögen zu den Anbietern?

Fürderer: Ja, wir haben von Januar bis Juni Gespräche geführt. Meist telefonisch oder auch per Video. Anschließend folgte ein weiteres Gespräch, wenn das Erstgespräch besser war als die Note 2.

Lassen Sie mich etwas ketzerisch fragen: 169 Webseiten, wie oft steht da „Ihr Vertrauen ist unser Geschäft“, „Ihr Business – unsere Beratung“?

Fürderer: Genau das steht da viel zu oft, sodass wir hier häufig die Minuspunkte vergeben haben. Aber schauen wir uns lieber den Idealfall an: Im Bereich der Vermögensverwaltung haben wir bei der jeweiligen Beschreibung der Dienstleistungen sehr hohe Ansprüche angelegt, weil uns genau dieses Thema interessiert.

Wir waren auch sehr anspruchsvoll beim Thema Kontaktmöglichkeit: Rückrufservice? Online-Terminvereinbarung? Broschüren, die man runterladen kann? Broschüren, die man nach Hause bestellen kann? Und wie gut ist die Webseite responsive, wenn man auf dem Handy draufschaut?

Und wie viele können da punkten?

Fürderer: So richtig aktiv ist maximal ein Drittel. Die machen dann auch Podcasts, sind ab und zu bei YouTube, versenden Newsletter u.v.m.; neben aktuellen Marktberichten o.ä. Das ist aber bei der Masse von 169 Anbietern eher die Seltenheit. Und oft haben wir eher blumige Worte, die natürlich auf der Zeitschiene der Marktereignisse robust und langlebig sind.

Ja, aber die bringen natürlich kein Alleinstellungsmerkmal. Wie kam es dann zu den Erstgesprächen?

Fürderer: In der Regel zu 90 Prozent telefonisch, zu 10 Prozent per Video. Da hieß es: Wir würden das gerne digital machen, damit wir uns auch schon mal sehen können. Und sie kriegen dann eine Einladung für eine Videokonferenz, oft mit ein oder zwei Personen.

 

Wie liefen diese ersten Gespräche dann ab?

Fürderer: Ungefähr so: Wie ist Ihre persönliche Situation? Aha, Sie haben 2,5 Millionen Euro zum Anlegen. Wie ist die finanzielle Gesamtsituation? Sind die 2,5 Millionen alles oder sind das nur 10 Prozent von Ihren eigentlich 25 Millionen? Und natürlich wurden auch unsere Präferenzen in der Anlage abgeklopft: Ist Nachhaltigkeit ein Thema? Werden regelmäßige Ausschüttungen benötigt?

Und: Sind Online-Zugänge gewünscht? Wie wollen wir es mit dem Reporting halten? Wie können wir Sie am besten erreichen? Und dann wieder die Frage: Gibt es noch Aussicht auf irgendwelche weiteren Gelder? Etwa aus Erbschaft oder Schenkung?

Das ist ja ein ganz interessantes Thema: Sind die 2,5 Millionen das investierbare Gesamtvermögen oder vielleicht nur ein kleiner Teil eines größeren Vermögens? Wie tief haben da einzelne Institute gebohrt?

Fürderer: In der Masse wurde unterstellt, das ist jetzt das Geld, was wir haben. Punkt. Denn: Wenn wir mehr hätten, würden wir auch über mehr reden. Das war so ein bisschen die Unterstellung, so unser Gefühl.

Am Ende des ersten Gesprächs wussten die Top-Anbieter dann alles über Sie.

Fürderer: Die wussten, wo wir wohnen, hatten Postadresse, Festnetznummer, Mobilnummer und E-Mail-Adresse notiert. Natürlich hatten sie auch die „Hausnummer“ unseres Vermögens auf dem Zettel.

Und dann ging es um die Anlagevorschläge. Und dann ging es um die Anlagevorschläge bezogen auf den Renditewunsch von 6% nach Kosten bei max. 50% Aktien. Wer uns im Erstgespräch richtig gut kennenlernen wollte, konnte uns in der Regel dann auch wirklich mit ganz konkreten, passgenauen Empfehlungen begeistern.

Von den 169 Anbietern sind in der ersten Runde 104 ausgeschieden. Nur 65 erreichten eine Note besser als 2 im Erstgespräch.

Wie sind denn die Zweitgespräche abgelaufen?

Fürderer: Zu denen sind wir dann hingefahren, unabhängig davon, wie viele es waren und wo sie ihren Sitz haben. Kalkulatorisch und zeitlich ist das natürlich eine enge Kiste.

Im zweiten Gespräch ging es dann rasch und präsize zur Sache. Wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen, wird oft unmittelbar geliefert. Besonders gut kam bei uns an, wenn dann noch ein Asset Manager mit am Tisch saß, der auf unsere Ziele einging und sagte: Sie brauchen mehr Aktien – oder weniger Rendite, ich erkläre Ihnen das mal. Und dann kommt ein halbstündiger Vortrag mit fünf Bloomberg-Folien. Dann bekommen Sie ein Gefühl dafür, ob der was kann und die angebotene Vorgehensweise stimmig ist.

Durch Ihren Test haben Sie wahrscheinlich die gesamte DACH-Region im Private Banking einmal vermessen.

Fürderer: Ja. Wir waren in Deutschland, Österreich und Liechtenstein unterwegs und
haben auch ausgewählte schweizer Adressen getestet.

Wie viele Häuser konnten da mehr oder weniger konstruktiv darauf hinwirken, dass Sie zu wenig Risiko für zu viel Rendite oder zu wenig Rendite für zu wenig Risiko verlangten?

Fürderer: Diesen Punkt haben bei diesen 65 Top-Anbietern alle angeschnitten. Es hieß zuweilen: Ich glaube, Sie müssen mutiger sein und ich habe einen Vorschlag dafür. Viele haben aber auch mir ganz frei überlassen, ob ich mich für mehr Mut oder mehr Genügsamkeit entscheiden wollte.

Nicht jeder will mutiger sein, nicht jeder muss mutiger sein. Und deshalb fand ich das ganz ansprechend. Es gab auch Anbieter, die gesagt haben: Wir haben zwei Möglichkeiten konkret ausgearbeitet, mit unterschiedlichen Kostensätzen. Und das war dann wirklich die Crème de la Crème; die obere Hälfte der Top-Anbieter, die jeweils sogar noch Alternativen angeboten haben.

Wir wollten oft auch einen Vertrag als Muster sehen, um uns nach dem zweiten Gespräch mit einem sicheren Gefühl entscheiden zu können.

Was nehmen Sie mit aus dem Test 2023?

Fürderer: Ich nehme mit, dass große Namen allein keinerlei Garantie für Qualität sind. Ich kann nur jedem Kunden empfehlen, das zu tun, was wir seit Jahren machen: Selbst zu testen, in eigener Sache zu testen und mal zwei oder drei Anbieter einfach zu besuchen. Wenn es um viel Geld geht, tut man stets gut daran, genau hinzusehen.

Natürlich hat jeder seine persönlichen Anliegen und seinen Kriterienkatalog. Aber ich bin überzeugt: Wenn man den Markt sondiert, kriegt man ein Gefühl für Unterschiede und es wird deutlich, was möglich ist und was man vielleicht gar nicht für möglich gehalten hat. Etwa wenn ein Anbieter sagt: Mit ein bisschen mehr Risiko können wir eine Rendite von 6 Prozent erreichen, weil wir in unserer Art des Asset Managements eine besondere Vorgehensweise haben; wir setzen beispielsweise auf eine Momentum-Strategie.

Sie haben die großen Geldinstitute genauso getestet wie auch kleinere. Gibt es da Unterschiede?

Fürderer: Ich bin überrascht, wie viele. Im Ergebnis sind es viele unabhängige Vermögensverwalter, die sich gegen die großen namhaften Privatbanken oder auch Großbanken durchsetzen konnten.

Ich würde raten, nicht nach den großen Marken zu schauen im Sinne von: Das bürgt für Qualität. Man sollte genau prüfen, niemals blind vertrauen und denen eine Chance geben, die nicht so groß bzw. bekannt sind.

Was war Ihr Highlight? 

Fürderer: Wir hatten verschiedene Highlights. Zum Beispiel gibt es Privatbanken, bei denen man in die Tiefgarage reinfährt, da wird automatisch das Autokennzeichen erkannt, man wird vom Portier abgeholt, mit Namen angesprochen und zum Sitzungssaal gebracht. Bezogen auf die Vermögensverwaltung ist so ein Prozedere natürlich irrelevant, aber es macht Eindruck, keine Frage. Auf der inhaltlichen Seite war es erhebend zu sehen, dass beim Gespräch ein Asset Manager mit am Tisch sitzt, der später für einen verantwortlich ist, und sinnstiftende Strategieansätze parat hat.

Ein Highlight war, als der Geschäftsführer einer Vermögensverwaltung unseren Tester vor den Bloomberg-Terminal bat, ihm die Positionen auf seiner aktuellen Watchlist erläuterte und über die nächsten Käufe sprach. Er rief binnen vier Wochen wieder an, um zu sagen, dass die und die Aktie gestiegen ist. Er zeigt damit, was er kann und wie eng er am Puls des Marktes ist. Das schafft Vertrauen und war tief beeindruckend.

Ihr Fazit: Wie ist es um das Private Banking im deutschsprachigen Raum gestellt?

Fürderer: Es gibt sehr viele gute Anbieter. Aber der Markt ist doch so breit gefächert, dass nicht jeder Anbieter den Kunden immer eine gute, angemessene Lösung bietet. Wichtig ist auch, nicht nur die Wertentwicklung, sondern auch die Kosten im Blick zu behalten. Beispielsweise 2 Prozent
jährliche Gebühr auf zehn Jahre hochgerechnet ergibt ein erkleckliches Sümmchen – auch vor diesem Hintergrund ist es nicht egal, wo ich hingehe. Es gibt schon große Unterschiede. Deshalb lohnt es sich, den Aufwand zu betreiben und sich Zeit zu nehmen, um zu recherchieren und zu vergleichen, um so zu einer fundierten Entscheidung zu kommen. Die Anzahl der sehr guten Vermögensverwalter ist groß, aber sie sind nicht die Mehrheit.

 

Zu den Ergebnissen: Das sind die Top-Anbieter aus dem Private-Banking-Test 2023

 

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