5. Institutional Investors Forum Großanleger schichten schrittweise um

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Rohm kam 2013 vom Versicherungskonzern Volkswohl-Bund und sitzt seither im Vorstand des Lebensversicherers Alte Leipziger, des Krankenversicherers Hallesche und der Holding-Gesellschaft der Alten Leipziger. 85 Prozent der Kapitalanlagen seien 2013 festverzinsliche Wertpapiere mit langer Duration gewesen. Rohm lobte seine Vorgänger, die alles richtig gemacht hätten. Die Zinsanlagen werfen bis heute stabile Renditen ab, haben aber eine begrenzte Restlaufzeit. 

Großer Anlagebedarf 

Heute investiert Rohm vor allem in illiquide Anlagen, zum Beispiel Infrastruktur-Fremdkapital. Dabei ist er nicht zimperlich, sondern spricht, ohne Zahlen zu nennen, von einer „Größenordnung“, mit der der Versicherungskonzern seinen Ertrag auch in Zukunft stabilisieren könne.

Unter den drei Großanlegern auf dem Podium der Faros-Konferenz ist der Anlagebedarf von Uwe Siegmund am größten. Die 15 Versicherungsgesellschaften innerhalb der R+V verwalten Kapitalanlagen im Wert von 120 Milliarden Euro. Die R+V wiederum gehört zur DZ Bank und ist damit in eines der größten Finanzkonglomerate in Europa eingebunden.

In der Vergangenheit verfolgten Siegmund und seine Mitstreiter im Portfoliomanagement das Ziel, zunächst alle Anlagen auszuschöpfen, die das Fixed-Income-Universum zu bieten hatte. Nachdem dort die Möglichkeiten wegen mangelnder Renditen zunehmend erschöpft sind, sucht die R+V nach Alternativen. „Ich war lange Zeit kritisch gegenüber alternativen Anlagen“, betonte Siegmund in Frankfurt.

2019 hat Siegmund an der Struktur der Kapitalanlagen nicht nennenswert gerüttelt. Allerdings hat die R+V mehr Fachkräfte in der Kapitalanlage an Bord geholt. Das deutet auf neue und komplexere Anlagen hin. Die niedrigen Zinsen seien kein Krisenphänomen, betonte Siegmund. In der Schweiz seien die Zinsen schließlich noch niedriger als im Euroraum.

Mit Blick auf das für große Versicherungsunternehmen geltende Aufsichtsregelwerk Solvency II argumentierte der Anlagestratege, dass damit große Freiräume verbunden seien und kündigte an, dass die R+V ihren Aktienbestand aufstocken werde. Die Aktienquote bezifferte er im Bereich der Lebensversicherung auf knapp 8 Prozent. Von Moderator Uwe Rieken gefragt, ob er nun – wie so viele andere – ebenfalls in Private Equity und Immobilien investieren wolle, antwortete der Anlagespezialist ausweichend: „Wir wissen alle, dass wir prozyklisch unterwegs sind.“

Nachhaltigkeit zieht in die Kapitalanlage ein  

Die Großanleger gaben den Besuchern der Investmentkonferenz von Faros auch Einblick in ihre Nachhaltigkeitspläne. Siegmund kündigte ein strikteres Vorgehen in der ESG-Analyse von Unternehmen an und greift neuerdings auf das ESG-Rating eines externen Anbieters zurück. Damit ist das Ziel verbunden, die Nachhaltigkeit von Emittenten zu hinterfragen. Nun müsse man sich intern Gedanken machen, wie man die Ergebnisse eines solchen ESG-Ratings mit den bestehenden Analysen auf der Anlageseite vermählt, um zu besseren Anlageentscheidungen zu gelangen. 

In Zukunft will die R+V enger mit kritischen Unternehmen in ihrem Portfolio zusammenarbeiten und sie zu mehr Nachhaltigkeit animieren. Auch die Alte-Leipziger-Hallesche feilt an ihrer Nachhaltigkeitsstrategie. „Wir wollen als Aktionär stärkeren Einfluss auf Unternehmen nehmen“, kündigte Vorstandsmitglied Rohm in Frankfurt an. Das sei besser, als Beteiligungen kritischer Unternehmen einfach zu verkaufen. Man habe einen spezialisierten Dienstleister mandatiert und werde die Pläne ab 2020 umsetzen. NÄV-Geschäftsführer Franken wies darauf hin, dass Europa für die Klimawende enorme Investitionen schultern müsse. Als Großanleger sei man daher ein gefragter Ansprechpartner. Gleichzeitig warnte Franken, die Nachhaltigkeit nur an der Reduzierung der C02-Emissionen festzumachen, sondern auch an Themen wie Wasser und Bildung. 

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