Risikosysteme, Compliance und Alternatives So wollen institutionelle Anleger ihre Portfolios wetterfest machen

Jeffrey Dissmann, Leiter Investments bei Mercer Deutschland.

Jeffrey Dissmann, Leiter Investments bei Mercer Deutschland. Foto: Mercer

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Angesichts zunehmender Unsicherheiten sowohl auf geopolitscher Ebene als auch mit Blick auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz richten sich viele der weltweit größten Vermögenseigner neu aus. Zu diesem Schluss kommt Mercer in einer Studie. Die Unternehmensberatung befragte dafür zwischen Oktober 2024 und vergangenem Januar 74 institutionelle Großanleger mit einem verwalteten Vermögen von gut 2 Billionen US-Dollar.

Die Studie zeigt, dass Großanleger sich intensiv auf regulatorische Risiken und technologische Veränderungen vorbereiten. „Einer der interessantesten Datenpunkte dieser Studie ist das enorme Investitionsvolumen in Risikosysteme, Datenmanagement und Compliance“, betont Eimear Walsh, europäische Leiterin Investments bei Mercer. 52 Prozent der Befragten geben an, im kommenden Jahr in Risikosysteme und Datenmanagement zu investieren, weitere 33 Prozent in Compliance-Infrastruktur.

Regulatorische Risiken gewinnen langfristig an Bedeutung

Diese Fokussierung kommt nicht von ungefähr: Während Großanleger kurzfristig vor allem geopolitische Risiken (35 Prozent) und Inflation (31 Prozent) als größte Gefahren für ihre Portfolios sehen, steigt über einen Drei- bis Fünf-Jahres-Horizont die Sorge vor regulatorischen Veränderungen. 32 Prozent der Befragten betrachtet Regulierungsrisiken als langfristige Bedrohung – ein Anstieg von 12 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.

Private Markets erste Wahl für Allokationssteigerungen

Die Untersuchung zeigt weiterhin einen Allokationstrend zu privaten Märkten, wobei 45 Prozent der institutionellen Großanleger im vergangenen Jahr ihre Zuweisungen erhöhte. Für die kommenden zwölf Monate planen 48 Prozent der Befragten, ihre Investitionen in Private Debt/Credit auszubauen, während 50 Prozent stärker in Infrastruktur investieren wollen. Ausgeprägt ist diese Tendenz bei den größten Anlegern mit einem verwalteten Vermögen von über 20 Milliarden US-Dollar.

„Wir beobachten auch bei deutschen Investoren, dass sie mit dem Ziel einer robusten Anlagestrategie ihre Risiken diversifizieren und dabei verstärkt in Private Markets investieren“, sagt Jeffrey Dissmann, Leiter Investments bei Mercer Deutschland. 

Bemerkenswert ist auch die Zurückhaltung gegenüber öffentlichen Märkten. Vor allem Aktien aus dem Vereinigten Königreich (15 Prozent geplante Reduzierung) und den USA (7 Prozent geplante Reduzierung) stehen unter Druck. Eine Ausnahme bilden europäische Großanleger, die optimistischer auf ihre heimischen Aktienmärkte blicken als ihre amerikanischen und britischen Pendants.

Vor allem bei komplexeren Anlageklassen zeigt sich zudem eine Präferenz für Outsourcing bei der Anlageverwaltung. Nur 5 Prozent der befragten Großanleger verwalten ihr Portfolio vollständig intern. Lediglich 5 Prozent der Institutionen managen Hedge-Fonds selbst, während auch bei Private Equity (23 Prozent) und Private Debt (27 Prozent) der Großteil auf externe Manager setzt. 64 Prozent der Befragten geben an, dass die interne Verwaltung bestimmter Anlageklassen zu ressourcenintensiv sei, während 62 Prozent auf den Mangel an entsprechenden Talenten und Fachkräften verweisen.

Großanleger erkennen KI-Revolution, zögern bei Umsetzung

Ein weiterer wegweisender Trend betrifft künstliche Intelligenz. Mit 43 Prozent sehen institutionelle Investoren KI als den einflussreichsten langfristigen Faktor für die globale Wirtschaft in den nächsten fünf bis zehn Jahren – noch vor Geopolitik (34 Prozent) und Klimawandel (34 Prozent). Allerdings haben 69 Prozent der Befragten noch keine KI-Richtlinie implementiert oder entwickelt.

Auffällig ist zudem ein strategischer Rückzug von Klimazielen. Der Anteil der Großanleger, die keine Netto-Null-Ziele setzen wollen, ist im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozentpunkte auf 36 Prozent gestiegen. Dennoch planen 24 Prozent der Befragten, ihre Allokationen in nachhaltige Fonds zu erhöhen, während nur 8 Prozent diese reduzieren wollen. 

 

„Wir sehen, dass sich trotz Marktvolatilität eine erhebliche Zuversicht unter den Großanlegern hält“, resümiert Rich Nuzum, geschäftsführender Direktor bei Mercer. „Die Investitionen in operative Infrastruktur und das fortgesetzte Outsourcing komplexer Anlageklassen zeigen, dass Institutionen strategisch auf die Herausforderungen eines unsicheren Marktumfelds reagieren.“

Für die Studie befragte Mercer Investments Großanleger aus mehr als 16 Ländern, darunter Pensionsfonds (42 Prozent), Versicherer (19 Prozent), gemeinnützige Organisationen (14 Prozent) sowie Vermögensverwalter (9 Prozent). 59 Prozent der Teilnehmer stammten aus Europa, 15 Prozent aus Großbritannien, 14 Prozent aus den USA und 12 Prozent aus anderen Regionen.


Die vollständige Studie finden Sie hier.

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