Großaktionär des Bayer-Konzerns Temasek will in Deutschland investieren

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Temasek sei Co-Investor und stehe auf der Suche nach Beteiligungsmöglichkeiten auch im Wettbewerb mit waschechten Private-Equity-Gesellschaften. Wie Krüger am Beispiel des dänischen Spezialchemiekonzerns Haldor Topsoe zeigte, konnte man sich im Rennen um eine Minderheitsbeteiligung gegen Private-Equity-Häuser durchsetzen. Seither begleitet der Staatsfonds das familiengeführte Unternehmen bei seiner Expansion in Asien. 

Asien ist Schwerpunkt im Portfolio 

In Asien ist Temasek auch heute noch überdurchschnittlich investiert, was auf die Mitgift des Staates zurückzuführen ist. Während Krüger und Kollegen das Portfolio breiter aufstellen und daher überproportional in den USA und in Europa investieren werden, entfallen heute 66 Prozent des Portfolios auf den Großraum Asien. Und auch dort gebe es weiterhin sehr interessante Anlagemöglichkeiten. Zumal die chinesische Regierung ihre Staatsbetriebe für ausländische Geldgeber öffnet, was Krüger als „interessante Anlagegelegenheit für uns“ einstufte.

Auch das asiatische Investitionsumfeld sei sehr interessant. Als Beleg für diese These verwies Krüger auf das „moderne Konsumverhalten“ der Bevölkerung: Während im vergangenen Jahr asienweit 12 Trillionen mobile Zahlungstransaktionen abgewickelt worden seien, zählte die Statistik im selben Zeitraum in den USA mit 360 Milliarden nur einen Bruchteil dessen. 

Balance halten im Portfolio 

Über das Gesamtportfolio hinweg legen die Anleger von Temasek großen Wert auf eine Balance zwischen langfristigen Investments und kurzfristig verfügbarer Liquidität. In der Schublade liegen Pläne, neben London auch einen Sitz auf dem europäischen Festland zu eröffnen. Weitere Beteiligungen in Europa und auch in Deutschland sind nur eine Frage der Zeit. Mit Blick auf den deutschen Mittelstand sieht Krüger langfristig Chancen in Gesundheits- und Automatisierungstechnologien (Industrie 4.0). „Wir sind sehr geduldig und suchen über Konjunkturzyklen hinweg nach Alpha.“

Auf die Frage, ob sich der Anlagestil von Temasek nachbauen lasse, entgegnete Krüger kurzerhand: „Unsere Prinzipien kann jeder anwenden. Wir diversifizieren über Branchen und Regionen hinweg und nutzen dabei einen fundamentalen Ansatz.“ Als Anleger müsse man diszipliniert sein. Krügers Rat: „Wenn Sie investiert sind, müssen sie das Investment eng verfolgen.“

Bei ihren Anlageentscheidungen nutzen die Mitarbeiter von Temasek ihre Erfahrungen im Bereich Künstlicher Intelligenz: „Wir betreiben Marktrecherchen mit alternativen Daten. Damit wollen wir antizipieren, wie sich Geschäfte entwickeln. So können wir auch rasch auf Marktveränderungen reagieren“. Der Physiker Krüger betonte mit Blick auf die Klimabewegung „Fridays for Future“, dass Technologie „ein Schlüssel ist, um Probleme zu bewältigen“.

An die Jugend appellierte er, nach „Lösungen für die Umwelt zu suchen, statt die Schule zu schwänzen und Sprüche zu klopfen“. Dass die Zeitung „Straits Times“ einst behauptete, Temasek sei „zu konservativ“, sei einmal dahingestellt. Tief stapeln muss Krüger jedenfalls nicht, angesichts von 15 Prozent Rendite im Jahr.  

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