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Nach Informationen von DAS INVESTMENT, des Schwestermagazin des private banking magazins, ist das Verfahren der Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen Asoka Wöhrmann eingestellt worden. Die Ermittlungen gegen Wöhrmann standen im Zusammenhang mit Vorwürfen des sogenannten Greenwashings bei der DWS.
Im März 2021 hatte die ehemalige Nachhaltigkeitschefin der DWS nach ihrer Entlassung öffentlich Zweifel an den ESG-Angaben des Unternehmens geäußert. Sie stellte insbesondere die Aussage in Frage, dass rund die Hälfte der verwalteten Vermögenswerte von etwa 459 Milliarden Euro ESG-integriert seien.
Diese Vorwürfe führten zu Untersuchungen durch mehrere Behörden: Die US-Börsenaufsicht SEC, das US-Justizministerium, die deutsche Finanzaufsicht Bafin und die Staatsanwaltschaft Frankfurt leiteten Ermittlungen ein. Am 31. Mai 2022 durchsuchten 50 Beamte die Frankfurter Büros der DWS. Wöhrmann trat einen Tag später von seinem Posten zurück.
Bisherige Verfahrensergebnisse
Die DWS als Unternehmen hatte im April 2025 einen Vergleich mit der Staatsanwaltschaft Frankfurt geschlossen. Das Unternehmen akzeptierte ein Bußgeld von 25 Millionen Euro, ohne ein Schuldeingeständnis abzugeben. Zuvor hatte die DWS im September 2023 bereits 25 Millionen US-Dollar an die US-Börsenaufsicht SEC gezahlt.
Während das Unternehmensverfahren damit abgeschlossen war, lief das Individualverfahren gegen Wöhrmann zunächst weiter. Die Agentur „Reuters“ hatte im April 2025 berichtet, dass diese persönlichen Ermittlungen fortgesetzt würden. Die Einstellung des Verfahrens gegen Wöhrmann erfolgt nun laut Informationen von DAS INVESTMENT mangels hinreichender Beweise für eine strafbare Handlung. So heißt es im Beschluss, der diesem Medium vorliegt: „Die Zustimmung zu einer Einstellung nach § 153 StPO wird erteilt.“
Unter dem Strich bedeutet der Beschlusssatz, dass das Gericht sein grünes Licht („Zustimmung“) zur Verfahrenseinstellung gegeben hat. Die eigentliche Einstellung ist damit noch nicht formell ausgesprochen – die Staatsanwaltschaft muss eine separate Einstellungsverfügung erlassen.
Das sagt die Staatsanwaltschaft
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main bestätigte auf Anfrage von DAS INVESTMENT die Einstellung des Verfahrens und erklärte: „Maßgeblich für die Einstellung des Ermittlungsverfahrens war unter anderem, dass der Beschuldigte nicht vorbestraft ist und das Beschäftigungsverhältnis unmittelbar nach Bekanntwerden der Greenwashing-Vorwürfe durch die DWS beendet wurde. Der Beschuldigte ist darüber hinaus nicht mehr im Bereich des Kapitalmarktes tätig.“
Und weiter: „Entscheidend war zudem, dass er als verantwortlicher CEO mit sehr großem Engagement in den Unternehmen der DWS Group die ESG-Strategie umsetzen wollte, dabei aber auch unternehmensintern auf Widerstand gestoßen ist. Der notwendige Transformationsprozess wurde jedenfalls nicht von allen Verantwortlichen und Mitarbeitern im organisatorischen Bereich mitgetragen. Die unzureichende Umsetzung der ESG-Strategie kann daher nicht ihm allein zugerechnet werden.“
Chronologie des Falls
Die DWS hatte unter Wöhrmann eine Nachhaltigkeitsstrategie initiiert. Im September 2019 wurde ein zentrales „Group Sustainability Office“ gegründet mit dem Ziel, die DWS zu einem führenden nachhaltigen Anbieter auszubauen. Im Dezember 2019 fasste der Vorstand den Beschluss zur „Smart Integration of ESG“.
Nach den Vorwürfen im August 2021 begannen die behördlichen Untersuchungen. Die Razzia im Mai 2022 und Wöhrmanns Rücktritt markierten einen Wendepunkt. Stefan Hoops übernahm im Juni 2022 die Führung der DWS.
Die Ex-Nachhaltigkeitschefin, die den Fall ins Rollen gebracht hatte, hat sich mittlerweile als Kritikerin von ESG-Ansätzen positioniert. Im März 2025 trat sie als Rednerin bei einer Veranstaltung der AfD-Europaabgeordneten Christine Anderson im EU-Parlament auf.
Bedeutung für die Finanzbranche
Der DWS-Fall führte zu den bisher höchsten kombinierten Greenwashing-Sanktionen gegen einen europäischen Vermögensverwalter mit insgesamt 50 Millionen Euro und Dollar. Die Verfahren zeigten, dass Aufsichtsbehörden Nachhaltigkeitsangaben von Finanzunternehmen verstärkt prüfen.
Die DWS verwaltet nach eigenen Angaben mittlerweile wieder Vermögenswerte von über einer Billion Euro. Das Unternehmen hatte nach dem Führungswechsel seine ESG-Prozesse überarbeitet.
Wöhrmann ist seit August 2023 geschäftsführender Direktor (CEO) bei Patrizia.