Green Bonds Messbarer Klimaschutz: Institutionelle Investoren benötigen Transparenz

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 „Es ist tatsächlich schwierig zu sagen, ab wann eine Anleihe wirklich durch und durch grün ist“, bestätigt der leitende Portfoliomanager und Chef für Europäische Anleihen bei Franklin Templeton, David Zahn. So könnten die meisten Anleger aufgrund fehlender Transparenz und Konsistenz der Daten oft nur unvollständig nachzuvollziehen, wie nachhaltig eine Geldanlage tatsächlich sei. Deshalb muss bei der Bewertung tiefer geblickt das gesamte Unternehmen betrachtet werden. „Das, was zählt, ist der Beitrag zur Energiewende – nicht unbedingt das grüne Label“, so Zahn.

Gerade in jüngster Zeit ist zu beobachten, dass immer mehr Unternehmen mit dem Trend gehen möchten und ein vermeintlich umweltfreundliches Image kreieren. Doch nicht jedes nachhaltige Projekt zeigt unter dem Strich auch wirklich positive Wirkung. Oder aber es fehlen langfristig angelegte, glaubhafte Nachhaltigkeitsstrategien und Commitments des Managements.

Ist eine Anleihe zwar grün zertifiziert, doch das Kerngeschäft des Unternehmens legt nach wie vor den Schwerpunkt auf fossile Energien oder die Verantwortlichkeiten auf Vorstandsebene sind unzureichend geklärt, sollte es aus dem Portfolio ausgeschlossen werden. Andererseits sollten überzeugende, nicht als grün deklarierte Anleihen, Eingang ins Portfolio finden, die erfolgreich ambitionierte Klimaziele verfolgen, CO2-Emissionen nachweislich verringern und einen wertvollen Beitrag zum Umstieg auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft leisten.

Impact Report – mehr Klarheit für Investoren

Ein Impact Report sollte dabei für mehr Transparenz im Auswahl- und Analyseprozess des Fondmanagements sorgen und Investoren in die Lage versetzen, den Impact ihrer Anlagen besser einschätzen zu können. Dabei sollte es jedem Management nicht zuletzt auch darum gehen, zu sensibilisieren, welche Kennzahlen in diesem Zusammenhang wichtig sind.


Bei Franklin Templeton stehen beispielsweise bei der Impact-Analyse die drei zentralen Themenbereiche Energie, Gebäude und Verkehr im Mittelpunkt. Denn dort fallen heute über 70 Prozent der globalen Emissionen an, sodass durch Verdrängung fossiler Energieträger und Effizienzeinsparungen besonders viele Emissionen vermieden werden können. Gleichzeitig wird es laut Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) in diesen Bereichen auch aufgrund des Bevölkerungswachstums besonders notwendig, skalierbare Lösungen zu finden.

Ambitioniert: festgelegtes Kohlenstoffbudget so effizient wie möglich einsetzen

Dass grüne Anlagen nicht gleich grüne Anleihen sind, zeigt eine Betrachtung der Netto-Emissionen der investierten Projekte. Um die Wirkung beurteilen zu können und das festgelegte „Kohlenstoff-Budget“ so effizient wie möglich einzusetzen, müssen die durch das Projekt verursachten Emissionen mit denen gegengerechnet werden, die durch den Ersatz fossiler Energieträger brutto vermieden werden. Gemessen wird der Kohlenstoff-Auswirkungsgrad (Carbon Impact Ratio-Ansatz), das heißt die für jede ausgestoßene Tonne CO2-Emissionen vermiedenen Emissionen, in der Regel anhand von lokalen Referenz-Emissionsfaktoren auf Grundlage nationaler Durchschnittswerte.

Wichtig ist, dass der gesamte Lebenszyklus in den Fokus genommen wird, angefangen bei den Liefer- und Prozessketten bis hin zum langfristigen Betrieb etwa von erneuerbaren Anlagen, modernen Transportmitteln oder energieeffizienten Gebäuden. Franklin Templeton bekommt dazu detaillierte Datengrundlagen für eine Bottom-up-Analyse der Klimaauswirkungen und eine quantitative Messung des Klimabeitrags vom Unternehmen „Carbon4 Finance“. In deren Kennzahlen fließen nicht nur direkt entstehende Emissionen durch das betreffende Unternehmen in die Betrachtung mit ein, sondern auch weitere indirekte Emissionen entlang der Wertschöpfungskette.